Nach 20 Jahren

Gunzenhäuser Frauenselbsthilfegruppe löst sich auf

30.12.2019, 06:00 Uhr
Gunzenhäuser Frauenselbsthilfegruppe löst sich auf

© Tina Ellinger

Eine Entscheidung, die die langjährige Vorsitzende Gerda Kipfmüller und ihre Stellvertreterin Karin Lesch mit einem lachenden und einem weinenden Auge getroffen haben. "Wir sind nach wie vor Verfechter der Selbsthilfe und haben es immer mit Herzblut gemacht", betonen die beiden engagierten Frauen, die auch viele Jahre im Landesvorstand der Frauenselbsthilfe aktiv waren. Diese Ämter haben sie im Frühjahr in andere Hände gelegt, doch auf Gruppenebene fand sich trotz intensiver Suche niemand, der in ihre Fußstapfen treten wollte.

Und genau der fehlende "Nachwuchs" war es denn auch, der in Gerda Kipfmüller und Karin Lesch den Entschluss reifen ließ, dieses Ehrenamt aufzugeben. "Es muss auch noch etwas anderes geben, und es fehlte einfach der frische Wind", erklären sie und blicken gleichzeitig auf viele erfüllende Jahre zurück: 1996 fand auf Initiative von Gerda Kipfmüller und Inge Holderied das erste Treffen statt. "Damals waren schon 24 Leute dabei", erinnert sich Gerda Kipfmüller an die Anfänge. Im Jahr 1999 erfolgte dann die offizielle Gründung einer Gruppe unter dem Dach der Frauenselbsthilfe nach Krebs – und es ging steil bergauf. Zeitweise kamen 80 Personen zu den monatlichen Treffen, die oft mit Vorträgen von Fachleuten zu den unterschiedlichsten Aspekten der Krankheit angereichert waren.

2005 gründete sich unter Leitung von Karin Lesch die sogenannte "junge Gruppe" mit Teilnehmern unter 50 Jahren. "Junge Krebsbetroffene haben andere Sorgen und Nöte, ihre Lebenssituation ist eine ganz andere", begründet Karin Lesch diesen Schritt. Doch nach und nach wurde der Zulauf weniger: "Die Selbsthilfe verändert sich. Jüngere Menschen suchen sich andere Wege, etwa über das Telefon oder das Internet. Sie kommen selten in eine etablierte Gruppe", so die Beobachtung von Gerda Kipfmüller.

Nur noch ein kleiner Kern

Dazu kommt der allgemeine Trend, den auch viele Vereine spüren, sich nicht mehr dauerhaft an eine Gruppe zu binden und aktiv mitzuarbeiten. Da macht eben auch die Selbsthilfegruppe keine Ausnahme, und so blieb nur noch ein kleiner harter Kern übrig. Bei den großteils schon älteren Teilnehmern und auch bei den Ansprechpartnerinnen selbst liegt die eigene Erkrankung zudem schon viele Jahre zurück. "Es hat sich vieles verändert, sei es die Therapie oder auch die Medikamente", wissen Gerda Kipfmüller und Karin Lesch, die sich zwar stets bemüht haben, auf dem Laufenden zu bleiben, aber: "Es überholt uns."

Damit sei dann auch der Sinn einer Selbsthilfegruppe nicht mehr erfüllt, erklärt Karin Lesch, die genauso wie ihre Mitstreiterin die vergangenen Jahre, geprägt von viel Herzlichkeit, nicht missen möchte. "Jemandem helfen zu können, war unsere Motivation." Jetzt aber möchten sie die eigenen Familien wieder mehr in den Mittelpunkt stellen und hoffen, dass ihre Entscheidung vielleicht auch eine Chance dafür ist, dass etwas Neues entstehen kann. Eine neue Gruppe, die an Krebs erkrankten Frauen und Männer Hilfe und Unterstützung geben kann.

Informationen zur Frauenselbsthilfe nach Krebs sind unter www.frauenselbsthilfe.de zu finden.

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