Gunzenhäuser ist neuer "Chef"

13.6.2018, 17:33 Uhr
Gunzenhäuser ist neuer

© Reinhard Krüger

Der 57-jährige Schmiedemeister mit eigenem Betrieb wurde bei der Jahreshauptversammlung in Muhr am See von den 30 anwesenden Obermeistern oder Stellvertretern zum neuen Kreishandwerksmeister gewählt. Er vertritt in diesem Ehrenamt nach Auskunft von Geschäftsführer Sebastian Dörr rund 1000 Handwerks- von insgesamt 3200 Betrieben im südlichen Mittelfranken (Schwabach sowie die Landkreise Roth und Weißenburg-Gunzenhausen).

Für Hanno Dietrich war es die letzte Sitzung im Kreise seiner Kollegen. 1981 begann der heute 69-jährige Maler- und Lackierermeister aus Schwabach als jüngster Obermeister in Bayern. Jetzt, nach 37 Arbeitsjahren, davon 22 als leitender Funktionär in der Kreishandwerkerschaft, sieht er dem Ruhestand mit einem lachenden und weinenden Auge entgegen. Den heimischen Betrieb übernimmt Tochter Christina, eine gelernte Malerin und Betriebswirtin, aber: "Ich bin selbst auch noch fit", sagt er – und schaut ein wenig wehmütig zurück.

Seine Rückschau fällt eindeutig aus: "Unsere Leistungspalette als Handwerksbetriebe allgemein ist professioneller geworden", sagt er. Sie habe sich vergrößert, sei hochwertiger und vielfältiger geworden. Dietrich lobt hier besonders die Berufsschulen der Region in Gunzenhausen, Weißenburg, Schwabach und Roth: "Sie leisten Hervorragendes!" Das neu geschaffene Kompetenzzentrum Nahrungsmittel für Bäcker und Metzger in Weißenburg fand seine volle Unterstützung.

"Sehr guter Weg"

Er dankte in seiner Abschiedsrede für die "stets offenen Türen der Bürgermeister, Oberbürgermeister und Landräte", wenn er seitens der Handwerkerschaft Vorschläge, beispielsweise bei Vergaberichtlinien, vorbrachte. Stolz und zufrieden zeigte sich Dietrich "über die vielen Auszeichnungen bei den Gesellenprüfungen. Wir sind auf einem sehr guten Weg mit dem Nachwuchs", die Zukunft sieht er "gesichert". Lang anhaltender, stehender Applaus war dem scheidenden Vorsitzenden sicher.

Der Vizepräsident der mittelfränkischen Handwerkskammer, Christian Sendelbeck, sieht die Auftragslage zwar nach wie vor positiv, ihn plagen aber Sorgen um den Nachwuchs aller Branchen. Der Trend junger Menschen geht nach seinen Beobachtungen eindeutig "in Richtung bequemer Job statt Handwerk". Dafür interessieren sich mehr und mehr junge Leute mit einem mittleren bis hohen Bildungsabschluss für eine Lehre bei einem Handwerksbetrieb.

Kritisch setzte sich Sendelbeck mit dem neuen "Lieblingswort" der Deutschen auseinander: der Datenschutzgrundverordnung. Schon bei kleinen Fehlern auf einer Website drohten hohe Strafen; das gelte im Übrigen auch für Vereine, bei denen viele Handwerksmeister aktiv sind. "Nicht gleich die rote Karte zeigen", forderte der Funktionär ein Vorgehen mit Augenmaß.

"Sturm der Entrüstung"

Das drohende Dieselfahrverbot betreffe viele kleine und mittlere Betriebe: "Es gibt nun mal noch keinen Elektrobagger oder -Lkw", meinte er mit süffisantem Unterton. Mit einem engen Kontakt zu Lokal- und Kreispolitikern könne es zu Ausnahmen für Handwerksbetriebe kommen, konnte er seine Kollegen beruhigen: "Denken Sie nur an das Ausliefern von Semmeln an Hotels und Läden. Was für ein Sturm der Entrüstung ginge da in der Bevölkerung los, wenn diese nicht mehr geliefert werden können", befürchtet er.

Die Jahresrechnung von rund 320 000 Euro ergab ein leichtes Plus. Dank guter und schlüssiger Buchführung waren die Kassenrevisoren zufrieden und plädierten für eine Entlastung des Vorstandes. Dem wurde einstimmig entsprochen. Die Wahl der Vorstandschaft hatte Geschäftsführer Sebastian Dörr so perfekt vorbereitet, dass alles schnell und zügig abgewickelt werden konnte.

Hermann Grillenberger schwingt also künftig das Zepter der Handwerkerschaft, seine Stellvertreter sind der bisherige Beisitzer Horst Humpenöder, Obermeister der Bau-Innung Schwabach-Roth-Hilpoltstein, Reinhard Siegert, Obermeister der Schreiner-Innung aus Heideck und Klaus Weber aus Ellingen, Obermeister der Bau-Innung Weißenburg-Gunzenhausen. Weitere Vorstandsmitglieder sind der Zimmerer Holger Gillich aus Rittersbach, der Malermeister Thomas Lautner aus Weißenburg, Bäckermeister Gerhard Paul aus Büchenbach, Fleischermeister Andreas Knäblein aus Röttenbach, Elektro- und Informationstechniker Hans-Joachim Thanner aus Thalmässing, der Sanitär- und Heizungs-Spezialist aus Allersberg, Raumausstatter Christian Wuttke aus Georgensgmünd und die Friseurmeisterin Beate Zachmann-Regler aus Nennslingen.

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