Gunzenhäuser Pappeln werden nicht gefällt

27.1.2019, 07:55 Uhr
Gunzenhäuser Pappeln werden nicht gefällt

© Erich Neidhardt

Dafür sprachen sich die Mitglieder des Stadtratsausschusses für Bauangelegenheiten und Stadtentwicklung bei ihrem jüngsten Treffen aus. Dem einstimmig gefassten Votum ging allerdings wie schon in vorangegangenen Sitzungen (wir berichteten) eine längere Diskussion voraus.

Weil immer wieder Totholz aus den Kronen herabfällt, die Wurzeln den Asphalt auf dem Parkplatz der "Jola" beschädigt haben und bei Sturm Gefahr herunterstürzender großer Äste herrscht, hatte sich der Bauausschuss aus Sicherheitsgründen im vergangenen Jahr zunächst dafür votiert, die Bäume fällen und statt ihrer einige Linden pflanzen zu lassen. Daraufhin hatte sich allerdings Grünen-Stadtrat Peter Schnell eingeschaltet und an die Stadt appelliert, die Fällaktion erst einmal bleiben zu lassen und neu darüber zu befinden. Auch müsse untersucht werden, ob es sich bei den Bäumen nicht um in Bayern als stark gefährdet eingestuften Schwarzpappeln handelt. Schnell war mit seinem Appell bei den politisch Verantwortlichen auf offene Ohren gestoßen.

Nun liegt Näheres auf dem Tisch, wie Thomas Hinterleitner in der jüngsten Bauausschusssitzung bekanntgab. Nach Angaben des stellvertretenden Stadtbaumeisters hat ein auf Baumpflege spezialisierter Gutachter die Pappeln zwischenzeitlich genauer unter die Lupe genommen und dabei herausgefunden, dass es sich in acht Fällen um eine Hybridsorte und in einem Fall um eine Zitterpappel handelt. Dass an der "Jola" Schwarzpappeln stehen, habe der Fachmann ausgeschlossen.

Die Vitalität habe der Gutachter als gut eingestuft, allerdings sei ein hoher Totholzbesatz festgestellt worden und ein Baum müsse "deutlich eingekürzt" werden. Für die Sanierung der Bäume müsse man mit Kosten von rund 5500 Euro rechnen.

Hinterleitner zufolge gibt der Gutachter den Pappeln eine Reststandzeit von etwa 15 Jahren. Es müsse aber jedes Jahr eine Überprüfung durchgeführt und bei Bedarf weiteres Totholz entfernt werden, wofür jeweils zirka 2000 Euro hingelegt werden müssten. Auch müsse der vom Wurzelwerk der Bäume beschädigte Jola-Parkplatz wieder hergerichtet werden, was zusätzlich Geld koste.

Weil von fachlicher Seite eine Reststandzeit von rund eineinhalb Jahrzehnten festgestellt worden ist, schlug Helga Betz (Grüne) vor, die Pappeln erst einmal stehen zu lassen und soweit nötig zu sanieren. Die Kosten für die Asphaltarbeiten am Hallenparkplatz seien jetzt schon da und auch neue Bäume hätten Wurzen, die sich ausbreiten. "Wir sollten die Bäume noch ein paar Jahre behalten, schauen wie sich die Sache entwickelt und dann neu entscheiden", schlug Helga Betz vor. Ihre in diesem Zusammenhang angestellten Überlegungen, ob für Gunzenhausen nicht doch eine Baumschutzverordnung gut wäre, fielen bei den übrigen Ausschussmitgliedern allerdings nicht auf fruchtbaren Boden.

Für und Wider wohl abgewägt

Für Manfred Pappler (CSU) muss das Für und Wider wohl abgewägt werden. Auf der einen Seite hätten die Bäume ein Alter, bei dem sie noch nicht unbedingt weg müssten. Auf der anderen Seite stünden jedoch die Sanierungs- und die jährlichen Kosten. Auch sei eine nachhaltige Neupflanzung mit Bäumen, die den heimischen Insekten Lebensraum böten, ins Kalkül zu ziehen. Dann wäre auch die Gefahr gebannt, dass ganze Bäume oder zumindest dicke Äste bei Sturm auf die benachbarte Spielhalle stürzen und deren Nutzer gefährden. Nun gelte es, genau zu überlegen und dann eine nachhaltige Entscheidung zu treffen.

Nicht zuletzt wegen der hohen Sanierungs- und Folgekosten favorisierte Karl Gutmann (CSU) eine Neupflanzung. "Dann haben wir in zehn Jahren was Gescheites", sagte er. Er kenne das Problem mit Pappeln und ihrem Totholz aus seinem Heimatort Stetten. Er sei nicht gegen Bäume, aber das Lebensende der Gunzenhäuser "Jola"-Pappeln sei schließlich abzusehen. "Wir sollten lieber eine Lösung machen, die auf Dauer tragfähig ist", wünschte Gutmann. Für Daniel Hinderks (SPD) stehen mehr Argumente für einen Erhalt der Bäume. Und er fügte im Bauausschuss noch eines hinzu. Die Pappeln an der Jola seien ein gut angenommener Brutplatz für Dohlen und Krähen. "Werden die Bäume gefällt, dann kommen die Vögel in die Stadt und gehen dort den Leuten auf den Keks", gab Hinderks zu bedenken. Der SPD–Mann hat festgestellt, dass in Franken anders als in anderen Landstrichen Deutschlands ein "unglaublicher Ehrgeiz" festzustellen sei, wenn es darum gehe, etwa umzuschneiden, was stört.

Hinderks’ Fraktionskollegin Bianca Bauer schlug vor, vorerst einmal jeden zweiten Baum zu entfernen und die Zwischenräume neu zu bepflanzen. "Dies wäre eine Lösung, die allen gerecht werden würde", sagte sie.

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz konkretisierte, dass die Sanierung der Bäume und des Parkplatzes wohl 10 000 Euro verschlingen würde, ganz abgesehen von den jährlichen rund 2000 Euro an Folgekosten. Er schlug dennoch vor, die neun Pappeln vorerst nicht zu fällen und die weitere Entwicklung zu beobachten. Wenn nötig, könne man immer noch eine neue Lösung schaffen.

Mit dem Beschlussvorschlag, die Bäume wegen ihres allgemeinen Vitalitätszustands vorerst stehen zu lassen, erklärten sich die Ausschussmitglieder schließlich einverstanden. Die Maßnahmen zur Sicherstellung der Verkehrsicherung mit Kosten von rund 5500 Euro sollen umgehend in die Wege geleitet werden. Weiter sind die Pappeln jährlich zu prüfen und entsprechende Sicherungsmaßnahmen durchzuführen. Auch sollen die Schäden am Nachbargrundstück, die Oberfläche der Jola-Umfahrt — behoben werden.

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