Halloween: Die Legende vom Hufschmied Jack und dem Teufel

31.10.2020, 07:40 Uhr
Halloween: Die Legende vom Hufschmied Jack und dem Teufel

© Foto: Michael Reichel/dpa

So glaubte man, in dieser Zeit seien auch die Seelen der Toten zu ihren Heimen zurückgekehrt. Die Kirche setzte die Feste Allerheiligen und Allerseelen an diese Stelle im Kalender. Heutzutage stellt das Halloweenbrauchtum eine Mischung aus Herbst-, Löse-, Heische- und Verkleidungsbräuchen dar. Am Abend des 31. Oktober wimmelt es auch bei uns normalerweise von Sensenmännern, Zombies oder Skeletten. Viele Kinder ziehen in Gruppen verkleidet von Tür zu Tür, um Süßigkeiten zu sammeln. In diesem Jahr dürften die Straßen leerer sein, denn die Corona-Krise zwingt zum Umdenken.

Aufgrund des sich rasant fortentwickelnden Pandemiegeschehens setzt auch das Polizeipräsidium Mittelfranken auf die Vernunft der kleinen Gespenster und deren Eltern: "Schützen Sie sich, Ihre Nachbarn und vor allem ältere Personen und Risikogruppen in Ihrem sozialen Umfeld, indem Sie dieses Jahr darauf verzichten, von Tür zu Tür zu ziehen", appellieren die Ordnungshüter. "Sie verbreiten so nicht nur lustigen Schrecken, sondern möglicherweise auch ein Virus, dessen Ausbreitung es einzudämmen gilt."

Halloween wurde ursprünglich nur in den katholisch gebliebenen Gebieten der britischen Inseln gefeiert, vor allem in Irland, während die anglikanische Kirche am Tag vor Allerheiligen die Reformation feierte. Mit den zahlreichen irischen Auswanderern im 19. Jahrhundert erreichte der Brauch die Vereinigten Staaten, wurde bald von anderen Bevölkerungsgruppen übernommen und entwickelte sich zu einem wichtigen Volksfest in Nordamerika.

Halloween kommt von Allerheiligen

Katholiken in der ganzen Welt feiern am 1. November Allerheiligen. Im Englischen trägt dieser Feiertag den Namen "All Hallows", der Abend des 31. Oktober wird als "All Hallows Evening", also "Allerheiligenabend" bezeichnet. Verkürzt hat sich daraus im Laufe der Jahre der Name Halloween entwickelt.

Der Brauch, dabei Kürbisse aufzustellen, stammt aus Irland, wobei anfangs Rüben verwendet wurden. Nun bleibt noch die Frage, was es eigentlich mit den ausgehöhlten, leuchtenden Kürbissen auf sich hat, die zu gruseligen Fratzen geschnitzt werden und vor vielen Haustüren stehen. Im Englischen werden sie als "Jack-O-Lanterns", also "Jack-O-Laternen" bezeichnet. Sie erinnern an die Legende des Hufschmieds Jack Oldfield, der vor langer Zeit in Irland gelebt haben soll.

Der geizige und trunksüchtige Jack soll der Legende nach am Abend vor Allerheiligen in einer Kneipe gesessen haben, als plötzlich der Teufel auftauchte, um ihn zu holen. Jack bot ihm seine Seele an, wollte dafür aber einen letzten Drink haben. Der Teufel hatte nichts dagegen, ihm diesen Wunsch zu erfüllen – stellte aber fest, dass er keine Münze dabei hatte. Also verwandelte der Teufel sich selbst in eine Münze, mit der Jack seinen Drink bezahlen konnte.

Kreuz im Geldbeutel

Doch Jack war listig, steckte die Münze schnell in seinen Geldbeutel und verschloss diesen fest. Weil er im Geldbeutel ein silbernes Kreuz trug, konnte der Teufel sich nicht zurückverwandeln. Gegen das Versprechen, Jacks Seele noch zehn Jahre in Frieden zu lassen, ließ der Hufschmied den Teufel frei.

Zehn Jahre später, es war wiederum die Nacht vor Allerheiligen, kam der Teufel wieder, um Jack zu holen. Erneut bat Jack ihn um einen letzten Gefallen: Als Henkersmahlzeit wollte er einen Apfel essen, den der Teufel ihm pflücken sollte. Der Teufel tat ihm den Gefallen und kletterte auf einen Apfelbaum. Jack aber schnitzte blitzschnell mit seinem Taschenmesser ein Kreuz in die Baumrinde, sodass der Teufel im Baum festsaß und nicht herunterkam. Erneut handelte Jack einen Deal mit dem Teufel aus: Er entfernte das Kreuz, im Gegenzug sollte der Teufel Jacks Seele für alle Zeit in Ruhe lassen.


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Viele Jahre später starb Jack und bat im Himmel um Einlass. Er wurde jedoch abgewiesen, da er ein sündiges Leben geführt hatte. Auch in die Hölle konnte er nicht mehr: Der Teufel verwehrte ihm den Einlass und schickte ihn dorthin zurück, von wo er gekommen war. Lediglich ein Stück glühende Kohle gab er Jack mit, da er Mitleid mit ihm hatte.

Damit die Kohle nicht verglüht, legte Jack sie in eine ausgehöhlte Rübe. Seitdem wandelt Jack am Vorabend zu Allerheiligen mit seiner leuchtenden Rübenlaterne als Untoter durch die Dunkelheit. Diese Legende führte zum Glauben, dass ein brennendes Stück Kohle in einer Rübe beziehungsweise einem Kürbis den Teufel und andere Geister abhalten könne.

Weniger schaurig als in Nordamerika

Amerikanische Halloween-Bräuche verbreiteten sich im Verlauf der 1990er-Jahre nach Europa, wo sie einen fröhlichen und weniger schaurigen Charakter als in Nordamerika haben. Speziell der Ausfall des Karnevals wegen des Golfkriegs 1991 förderte das Ausweichen auf den anschließenden Herbsttermin.

Halloween wird seit jener Zeit in Europa als Anlass für Feste und Feiern gesehen, die sich thematisch an diesen Bräuchen orientieren. Auch das Umherziehen von Tür zu Tür ist ein aufgegriffener Brauch aus den USA, der in sehr vielen europäischen Ländern fast ausschließlich am 31. Oktober praktiziert wird. Heuer eben unter ganz besonderen, den Corona-Bedingungen.

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