Hausboote statt Segeljachten auf dem Brombachsee

2.9.2017, 17:58 Uhr
Hausboote statt Segeljachten auf dem Brombachsee

© Daniel Hertwig

"Der Hafen war von Anfang zu groß dimensioniert", meint Dieter Hofer. Er ist der Geschäftsführer des Zweckverbandes Brombachsee (ZVB) und damit im Auftrag des Landkreises auch für das Seezentrum zuständig. Man habe damals vor dem Bau bei Umfragen eine große Nachfrage ermittelt - später hätten die Interessenten dann aber leider doch keinen Platz gemietet.

Da die Auslastung nie den Erwartungen der Planer entsprach - anders als im gegenüber am Nordufer liegenden Seezentrum Enderndorf oder in Langlau am Kleinen Brombachsee, wie Hofer anmerkt -, wurden die Plätze für Segelboote reduziert: von 690 auf heute 410. Auch von diesen sind laut Hafenmeister Markus Halmheu aktuell jedoch nur 300 belegt, also etwa drei Viertel. 220 der Boote liegen dauerhaft hier, der Rest gehört Gästen, die einige Tage oder Wochen in Ramsberg vor Anker gehen.

Hausboote statt Segeljachten auf dem Brombachsee

© Daniel Hertwig

Und auch wenn der Hafen nicht voll ausgelastet ist, hat der Hafenmeister viel zu tun: Er ist quasi Rezeptionist, Hausmeister und Gärtner in einer Person, kümmert sich um Neuankömmlinge genauso wie um nötige Reparaturen an den Hafenanlagen - die zum Beispiel durch das winterliche Eis angegriffen werden -, die 28 Wohnmobilstellplätze, die Grünflächen, den Sandstrand, die Toiletten.

Dazu kommt natürlich das "Kranen", denn jeder, der den Großen Brombachsee befahren will und sein Boot nicht über eine Rutsche ins Wasser befördert ("Slippen"), der muss zumindest einmal nach Ramsberg kommen, wo zwei Kräne die bis zu fünf Tonnen schweren Jachten vom Ufer ins Nass setzen können. Das tun laut Halmheu zwar nur etwa zehn Prozent der Segler, doch zu Saisonbeginn und -ende seien da schon 30 Boote pro Tag abzufertigen. Momentan sind es lediglich 15 pro Woche.

Segelsport nicht mehr im Trend

Halmheu glaubt, dass der Segelsport allgemein nicht mehr so im Trend liegt wie einst - ähnlich wie im Tennis, als nach der Zeit von Boris Becker und Steffi Graf auch die Mitgliedszahlen der Tennisclubs zurückgegangen sind. Es gebe immer weniger Bootsbesitzer, die auch an Regatten, also Segelwettkämpfen, teilnehmen, so der Hafenmeister. Auch die sechs Segelvereine in Ramsberg verlören Mitglieder, ergänzt Hofer. Gleichzeitig werden die Boote größer, da gibt es einen ähnlichen Trend wie bei den Autos: dicke SUVs statt Kleinwagen. Man habe daher auch die Liegeboxen im Hafen vergrößert, so dass heute fast jede Segeljacht reinpasse.

Hausboote gefragt

Doch die meisten Hoffnungen setzen Hofer und Halmheu gar nicht aufs Segeln, sondern auf die schwimmenden Ferienhäuser: 23 sollen, wenn mit der Baugenehmigung alles klappt, ab Frühjahr 2018 im Hafen andocken (wir berichteten). 14 sind laut Hofer schon reserviert, er hofft, dass bis Ende September alle vergeben werden können. Die künftigen Eigentümer müssen sie 90 Prozent des Jahres an Urlaubsgäste vermieten, um die ganze Organisation, die Reinigung und Reparaturen werde sich die Firma Floating House GmbH aus Berlin kümmern. Gebaut werden die Hausboote laut Hofer in den Niederlanden - "die haben da einfach schon viel mehr Erfahrung als wir."

Der Große Brombachsee werde der erste See im süddeutschen Raum mit solch einem schwimmenden Hotel sein. Die einzelnen Einheiten gehören dann privaten Käufern - sie stammen laut Hofer etwa aus Nürnberg, Ingolstadt oder auch aus Heideck im Landkreis Roth, es seien aber alles "normale Leute" und keine Investmentgruppen. Das Projekt solle der Region nutzen, so Hofer, der ZVB vermiete dafür einen äußeren Steg des Hafens für 20 Jahre an Floating House und kümmere sich um diesen Zugang, ansonsten komme die Firma für alles auf, auch für den Anschluss der Hausboote an die Kanalisation und das Stromnetz. Dafür werden am Seegrund Rohre und Leitungen verlegt.

Viele Neugierige bei Besichtigungsterminen

Das Interesse ist laut Hofer groß: An Wochenenden kämen 300 bis 500 Menschen, um sich das Musterhaus anzusehen, auch Mietanfragen gebe es "laufend". Er glaubt fest, dass die Hausboote ein Erfolg für das Seezentrum Ramsberg werden. Das sei mal etwas Neues, zudem hätten die Mieter von der Dachterrasse einen wunderbaren Blick auf den Brombachsee. Auf ihm schippern können sie mit den Hausbooten aber nicht: theoretisch seien diese zwar fahrtüchtig, erklärt Hofer, sie sollen aber keinen Motor bekommen, sondern fest verankert werden. Anders als die Segler - die kommen auch weiterhin, wie sie wollen und der Wind es erlaubt.