Heimat für seltene Tiere und Pflanzen

10.7.2015, 18:00 Uhr
Heimat für seltene Tiere und Pflanzen

© Neidhardt

Bei dem Besichtigungsrundgang standen dem Umweltausschuss mit Doris Baumgartner von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt und Till Scholl vom Landschaftspflegeverband zwei fundierte Kenner der Materie als Ansprechpartner zur Seite. Sie schilderten den Werdegang des Naturschutzprojekts und stellten außerdem dar, wie sich das herrliche Fleckchen Erde heute präsentiert und wie es genutzt wird.

Östlich des Weilers Eggenthal liegen am Ende eines kleines Seitentälchens der Vorderen Rohrach an einem Talhang mehrere Quellrinnen und -mulden. Der strukturreiche Komplex aus wechseltrockenen bis -feuchten Magerrasen, Hangquellmooren, Gebüschen und Säumen beherbergt eine sehr artenreiche Flora und Fauna. Die Fläche wurde früher als Schaf- und Pferdeweide genutzt. Je die Hälfte des Gebiets gehörte ehemals zu den Weilern Mariabrunn und Eggenthal.

Wegen der hohen naturschützerischen Bedeutung wurde das 3,7 Hektar große Gebiet 1985 von der Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) angekauft. Die östlich angrenzende Fläche gehört dem Bezirk Mittelfranken. Seit dem Ankauf 1985 werden große Teile der Fläche von Ehrenamtlichen des LBV und der ortsansässigen Landwirtsfamilie Rebelein aus Mariabrunn in Form einer Mähnutzung gepflegt. Die fachliche Betreuung erfolgt durch den Landschaftspflegeverband Mittelfranken. Er kümmert sich auch um die Fördermittel.

Wie die Mitglieder des Umweltausschusses erfuhren, liegt das Naturschutzprojekt Eggenthal im Landschaftsschutzgebiet „Schutzzone Naturpark Altmühltal“. Obendrein unterliegen die wertvollen Biotope wie Kalkmagerrasen, Quellmoor, Gebüsche und Hecken dem Bundesnaturschutzgesetz. Die floristisch wertvollsten Bereiche sind nach Angaben der beiden Referenten die wechselfeuchten bis nassen Hangrinnen und Hangquellaustritte, in denen sich typische Kalkflachmoore befinden.

Zu deren charakteristischen Arten zählen Pflanzen wie die Davall-Segge, das Breitblättrige Wollgras und die Sumpf-Stendelwurz. Es findet sich aber auch eine ansehnliche Population des Sumpf-Dreizack – eine Art, die sich bayernweit stark im Rückgang befindet. Auf den Kalk-Halbtrockenrasen fühlen sich neben anderen Pflanzen der Frühlings-Enzian, der Deutsche Enzian, die Gelbe Sommerwurz und die Bienen-Ragwurz wohl.

„Wegen der Artenausstattung zählt die Fläche zu den wertvollsten Kalkflachmooren im Landkreis“, stellte Doris Baumgartner fest. Trotz der geringen Größe von 3,7 Hektar sei das Gebiet auch hinsichtlich seiner Heuschreckenpopulation sehr artenreich. Im Kerngebiet habe man 19 verschiedene Arten kartiert.

Zudem ist der Biotopkomplex Heimat zahlreicher Tagfalter- und Dickkopffalterarten verschiedener Widderchen. „Von den 55 Falterarten finden sich 19 in den Roten Listen Bayerns und Deutschlands wie beispielsweise der Feurige Perlmuttfalter, der Mädesüß-Perlmuttfalter, der Sumpfwiesen-Scheckenfalter, das Rotbraune Wiesenvögelein oder der Himmel­blaue Bläuling“, ließ Doris Baumgartner wissen.

Zur Freude der Naturschützer gelang es in den Jahren 2012 und 2013, den Biotopverbund Eggenthal wesentlich zu erweitern. In Zusammenarbeit von Bayerischem Naturschutzfonds, Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, Landschaftspflegeverband Mittelfranken, Landesbund für Vogelschutz und dem Umweltfonds des Lions Clubs wurden westlich angrenzende Wiesen- und Ackerflächen mit einer Gesamtfläche von rund 11,5 Hektar erworben.
Dadurch konnte das Naturschutzgebiet laut Baumgartner und Scholl deutlich aufgewertet werden. Damit sich das Erweiterungsgebiet zum naturnahen Lebensraum auch für die anspruchsvollen Tier- und Pflanzenarten entwickelt, sind nach ihren Angaben neben einer zurückhaltenden landwirtschaftlichen Nutzung weitere Gliederungselemente nötig.

Im Herbst 2014 wurden deshalb mit der Waldorfschule Wendelstein Obstbäume, Laubbäume und Hecken gepflanzt. Die Anlage von Ranken ist diesem Sommer vorgesehen. Dadurch wird die Standortvielfalt erhöht, etwa für Wildbienen oder als Lebensraum für Zauneidechsen und andere wärmeliebende Tiere. Das Projektmanagement für fünf Jahre hat der Landschaftspflegeverband Mittelfranken in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde übernommen.

Der Biotopkomplex Eggenthal ist für Doris Baumgartner und Till Scholl ein hervorragendes Beispiel, welch positive Entwicklungen ein Gebiet durchlaufen kann, wenn alle Partner an einem Strang ziehen. Dem konnte Landrat Gerhard Wägemann nur beipflichten.

Die Entwicklung der Flora und Fauna im Biotopkomplex Eggenthal wird von Biologen laufend beobachtet und das Pflegemanagement ständig angepasst. Noch heuer soll der Strukturreichtum des Gebiets, für Baumgartner und Scholl „eine der schönsten Flächen Mittelfrankens“, durch weitere Pflanzungen erhöht werden. Kreisrat Klaus Fackler, wie Scholl Mitglied des Landschaftspflegeverbands, merkte an, dass die Flächen nicht der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen wurden und das Projekt im Einvernehmen mit den Be­sitzern der umliegenden Flächen erfolgte.

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