Hesselberg: "Lobd eiern Schöbfer"

24.3.2017, 06:05 Uhr
Hesselberg:

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Günter Hessenauer, seit 20 Jahren geschäftsführender Sprecher des Arbeitskreises "MundArt in der Kirche", versicherte ihnen: Gott spricht sogar fränkisch. Mit vielen Kurztexten zeigte er an den beiden Tagen, wie man die christliche Botschaft in Mundart vermitteln kann, ja wie diese durch den Dialekt unmittelbar zu Herzen gehen und berühren kann.

"Ich mache es jetzt wie der amerikanische Präsident Donald Trump – ich nenne alternative Fakten. Denn nun erzähle ich vom 8. Schöpfungstag, bei dem die Dialekte verteilt worden sind." Dann zählte Hessenauer viele Personen auf, die von Gott damals als Vertreter eines Volksstamms einen Dialekt bekamen — wie Berliner, Wiener, Bayern oder Sachsen. Nur einer blieb bei der Verteilung übrig, so Günter Hessenauer: Der Franke. Der wurde traurig. Da sagte Gott zu ihm: "Dou di ned oh. Redst einfach wäy iech." Es gäbe keine theologischen Gründe, die dagegen sprechen, Dialekt in der Kirche zu sprechen, so Hessenauer. Mit der christlichen Botschaft solle doch das Herz angesprochen werden. Mundart sei für viele Menschen aber vertraut und gehe zu Herzen. Das Sprechen eines Dialektes könne die Herkunft verraten. So sei klar, dass Jesus damals aramäisch gesprochen habe und zwar in der Nazarener Mundart, ebenso wie seine Jünger.

Einige Sachverhalte lassen sich im Dialekt sogar leichter ausdrücken, ja sie würden dadurch verständlicher. Zudem verringere Mundart die Distanz und bringe die Menschen näher zueinander, zählte der ehemalige Lehrer für Mathematik, Physik und Informatik mögliche Vorteile des Dialekts auf.

In der Kirche sollte man den Dialekt daher als Chance nutzen, denn die genannten Eigenschaften sollten dort willkommen sein. Nicht gleichzusetzen sei das Sprechen in Mundart mit dem Erzählen von Witzen. Das Hauptanliegen des Arbeitskreises "MundArt in der Kirche" sei es auch nicht, Witze zu erzählen. Es käme zwar vor, dass bei einer Mundart-Predigt schallend gelacht wird, in der Regel würde aber geschmunzelt. Was man im Arbeitskreis gerne mache, sei Texte in Mundart zu übersetzen und dabei miteinander um Formulierungen zu ringen. Denn es sei nicht so einfach, den Sinn eines Textes bei der Übersetzung ins Fränkische zu erhalten, ja am besten diesen zu schärfen. Dabei müsse man neben der Ortszugehörigkeit immer auch die Zielgruppe des Textes im Blick behalten.

Hessenauer forderte seine Zuhörer am Nachmittag schon mal auf, selbst einen Satz ins Fränkische zu übertragen. Viele von ihm vorgetragene Beispiele zeigten, wie unterschiedlich Texte im Dialekt klingen.

Lacher erntete Hessenauer etwa mit dem Beispiel einer "Kommunikation auf Fränkisch", die in den Sätzen "Und?" "Bassd scho. Und selber?" "Jou" bestand. Man merkte – Publikum und Vortragender verstanden sich.

Auch als Hessenauer ergänzte: "Diese Art der Kommunikation ist beispielhaft, weil sie auch die Wertschätzung der knappen Zeit beim anderen berücksichtigt." Konsequenterweise änderten sich im Laufe des Nachmittags die Lieder, die man zusammen sang – natürlich waren es am Ende Lieder auf fränkisch mit Titeln wie "Geh naus aufs Land, und. . ." oder "Lobd eiern Schöbfer".

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