Hochwasserschutz in Gunzenhausen: Bagger rollen an

30.1.2020, 14:26 Uhr
Hochwasserschutz in Gunzenhausen: Bagger rollen an

© Grafik: Team 4

Bis dahin werden im ersten Abschnitt des Hochwasserschutzes (zwischen Stadthalle und Oettinger Straße) rund 1,9 Millionen Euro investiert worden sein, die Aufträge dafür sind bereits vergeben. Die Kosten teilen sich Stadt und Freistaat im Verhältnis 35:65, auf die Anwohner wird nichts umgelegt. Hinzu kommen, so erklärte es Heidi Böttcher vom Wasserwirtschaftsamt (WWA) in Ansbach jetzt bei einer gut besuchten Info-Veranstaltung für die unmittelbaren Anwohner der Baustelle, noch die Kosten für die Freianlagen.

Rückblick: Vor mehr als fünf Jahren wurde das Thema Hochwasserschutz für Gunzenhausen akut. Die ersten Planungen des WWA sahen eine schmucklose, etwa 140 Meter hohe Mauer vor, die aber in der Stadt auf heftige Kritik stieß. Nach einer Diskussions- und Abstimmungsphase, die WWA-Leiter Thomas Keller heute eine nützliche "Ehrenrunde" nennt, war der Zwist beigelegt.

Kellers Behörde legte einen Plan vor, der viele Wünsche der Bürger berücksichtigte und den 600 Meter langen Hochwasserschutz gleichsam in sanften Geländemodellierungen, einem Panoramaweg und Sitzreihen "versteckte". Rund 90 Meter mobile Schutzwände sollen von der Feuerwehr im Ernstfall an fünf Durchgängen montiert werden – und die Innenstadt so vor den braunen Fluten des langsamsten Flusses Bayerns schützen.

Hochwasserschutz in Gunzenhausen: Bagger rollen an

© Foto: Jürgen Eisenbrand

Im Laufe dieser "Ehrenrunde" entstand der kühne Plan, die Altmühl im Stadtgebiet zu renaturieren, sie näher an die Stadt heranzuholen und die Altmühlauen so zu einem attraktiven, stadtnahen Erlebnisraum zu machen. Eine Maßnahme, die der Freistaat komplett finanziert und die 2021 realisiert werden soll, laut Keller könne es allerdings wegen des zeitraubenden Rechstverfahrens auch 2022 werden.

Nach ersten Arbeiten, die bereits im Zuge des Stauraumkanals erledigt wurden (etwa das Verlegen vieler Rohre und Leitungen), steht nun also Teil zwei der Mega-Investition in den Altmühl-Auen an. Dazu werden zunächst die Alleebäume nahe der Stadthalle auf einer Länge von etwa 80 Metern versetzt und Spundwände in die Erde getrieben.

"Bagger bedeuten Lärm, Dreck und Erschütterungen", legte Thomas Keller gegenüber den Anwohnern die Karten auf den Tisch. Und Bauarbeiten können Schäden an den angrenzenden Gebäuden verursachen.

Wichtige Beweissicherung

Deshalb inspiziert derzeit ein vom WWA engagierter vereidigter Sachverständiger auf Wunsch der Baustellen-Nachbarn deren Gebäude und dokumentiert den Zustand der Bauwerke. Diese "Beweissicherung" ist wichtig, falls die Bauarbeiten Schäden an den Häusern verursachen. "Wir wollen ein offenes, sauberes Vorgehen", stellte Keller klar, "und nicht hinterher jahrelange Rechtsstreitigkeiten. Das ist für alle Beteiligten besser."

Zweifel an der Notwendigkeit eines derart aufwändigen Bauwerks konterte Keller mit dem Hinweis, dass "wir für ein Hochwasser planen, das wir alle noch nicht hatten". Die Barriere müsse einer Flut standhalten, wie sie alle 100 Jahre einmal vorkomme – "plus 15 Prozent Klima-Zuschlag", so der WWA-Chef. Dafür sei der Altmühlsee als Puffer samt Überleiter ins Rezat/Main-Gebiet nicht ausgelegt, da schlichtweg zu klein.

Er erinnerte an das Jahr 2013, als "alle Speicher, also Altmühl- und Brombachsee, randvoll gewesen", seien. Und er warnte: "Wenn dann ein Hochwasser kommt, dann ist es zu spät." Der Klimawandel bringe auch bei uns mehr extreme Wettereignisse mit sich, gegen die man sich wappnen müsse, "und die Einschläge kommen näher".

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz befürchtet für so einen Fall "Schäden in Millionenhöhe". Und er befürchtet auch, dass sich "Geschädigte mit möglichen Entschädigungsansprüchen an die Stadt wenden, wenn die keinen entsprechenden Hochwasserschutz baut".

Auf die "neuen" Altmühlauen jedenfalls freut sich der Rathaus-Chef schon jetzt gewaltig. Die seien, sagt er gerne, unsere eigene kleine Gartenschau", bei der Info-Veranstaltung in der Stadthalle sprach er von einer "großen Aufwertung des Stadtbildes".

Der Hochwasserschutz jedenfalls soll bis Mai 2021 fertig sein, sagt WWA-Chef Keller. "Falls nichts dazwischenkommt", schränkt er ein – und fügt schmunzelnd hinzu: "Zum Beispiel ein Hochwasser."

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