Humor schimmert stets durch

19.4.2014, 18:00 Uhr
Humor schimmert stets durch

© Tina Ellinger

„Es hat mir immer Spaß gemacht, aber mit 70 reicht es nun“, hat Walter beschlossen und seine Entscheidung auch schon vor rund zweieinhalb Jahren bekannt gemacht. „Es sollte genügend Zeit sein, einen Nachfolger zu finden“, erklärt er im Gespräch mit dem Altmühl-Boten.

Für seine Gemeinde war der gelernte Landwirtschaftsmeister in den vergangenen 24 Jahren eigentlich jeden Tag unterwegs. „Ich war täglich im Rathaus, auch am Sonntag.“ Dabei hatte er immer ein offenes Ohr für die Bürger, die – stand sein Auto vor dem Gebäude – wussten, dass er für sie zu sprechen war. Soweit er es einrichten konnte, nahm er die verschiedensten Terminen wahr, sei es als Verbandsrat des Zweckverbands zur Wasserversorgung der Reckenberg-Gruppe, des Schulverbands Absberg-Haundorf oder des Zweckverbands Brombachsee. Zudem ist er Vorsitzender der Bürgermeistervereinigung und Obmann der Absberger Feldgeschworenen.

Bei zahlreichen Veranstaltungen ließ er sich sehen und wusste dabei immer das Angenehme mit dem Dienstlichen zu verbinden. Und er verstand es mit dem ihm eigenen Humor und seiner Geselligkeit, diese Treffen für so manche Gespräche zu nutzen, die andernfalls nicht so einfach zustande gekommen wären.

Erfolg im zweiten Anlauf

Begonnen hat seine politische Laufbahn 1972, als er erstmals in den Gemeinderat gewählt worden ist. Wie Fritz Walter heute zurückblickt, hat wohl seine Berufsschulzeit bei CSU-Urgestein Ernst Lechner sein Interesse für die Politik entfacht. Damals, in den 1970er-Jahren, stand in Absberg die Flurbereinigung an. Fritz Walter engagierte sich im Vorstand und war die letzten Jahre als Wegbaumeister aktiv. 1978 wurde Absberg im Zuge der Gebietsreform mit Kalbensteinberg und Igelsbach zusammengeführt. Bei den Kommunalwahlen 1984 wollten die Absberger über die Liste „Neues Dorf Absberg“ einen eigenen Kandidaten, der gegen den amtierenden Bürgermeister Heinrich Rothgängel aus Kalbensteinberg antreten sollte. Wie zwei Bewerber vor ihm scheiterte jedoch auch Fritz Walter an dem Amtsinhaber. Davon nicht entmutigt, wagte er sechs Jahre später einen zweiten Anlauf. Rothgängel ließ sich nicht mehr aufstellen, aber insgesamt vier Kandidaten bewarben sich um den Chefsessel im Rathaus. In einer Stichwahl entschieden sich die Bürger schließlich mehrheitlich für den dreifachen Familienvater. „Ich bin da so hineingewachsen, und das mit dem Bürgermeisteramt hat sich dann so ergeben“, erzählt er von dieser Zeit.

Um die Interessen der Gemeinde auch auf höherer Ebene gut vertreten zu können, kandidierte er 1990 für die CSU (1983 war er in die Partei eingetreten) erstmals für den Kreistag und schaffte 1996 den Sprung in dieses Gremium. Dort wird er sich auch die nächsten sechs Jahre engagieren. Denn noch wollte er nicht alle seine Posten an den Nagel hängen und sich ganz dem Rentnerdasein hingeben. So bleibt er auch noch weitere drei Jahre Vorsitzender des Heimat- und Fremdenverkehrsvereins Absberg, den er 1980 mit aus der Taufe gehoben hat. Denn schon früh war dem Absberger klar, dass der Tourismus mit dem Bau der Seen stark an Bedeutung gewinnen würde. So begleitete er den Wandel des einst landwirtschaftlich geprägten Ortes hin zu einem attraktiven Urlaubsdomizil von Beginn an aktiv mit.

Diese Personalunion aus Vereinsvorsitzendem und Rathauschef hat sich in den vergangenen Jahren oft als Vorteil erwiesen. „Vieles ging Hand in Hand“, weiß der erfahrene Kommunalpolitiker zu berichten. Als Bürgermeister begrüßte er zum Beispiel jeden Dienstag in der Urlaubssaison die Gäste im Bürgergarten. Bei dieser Gelegenheit kam er in Kontakt mit den Besuchern, erfuhr, was ihnen im Seenland gefällt und was man vielleicht besser machen könnte. Diese Informationen konnte er dann wieder für die Vereinsarbeit nutzen. Eine Konstellation, die es so künftig nicht mehr geben wird, Fritz Walter ist jedoch sicher, dass sein Nachfolger Helmut Schmaußer dem Fremdenverkehr ebenfalls einen hohen Stellenwert einräumen wird. Der neue Mann an der Spitze der Gemeinde ist übrigens einer seiner beiden „Wunschkandidaten“ gewesen, und so kann er zufrieden feststellen: „Ich gehe ohne Wehmut.“

Mit Bedacht und Witz

Wer den scheidenden Bürgermeister kennt, weiß, dass dieser kein Mann großer Worte ist, kein Hitzkopf oder einer, der lange um den heißen Brei herumredet. In so mancher Sitzung brachte er vielmehr die Dinge mit ein paar einfachen Sätzen auf den Punkt – meist gepaart mit einer gewissen Schlitzohrigkeit, die immer wieder für einen Lacher sorgte. Das heißt aber nicht, dass er sich alles gefallen ließ. Die Debatte um die gesplittete Kreisumlage zur Finanzierung des Kreisverkehrsamts beispielsweise endete 2005 vor Gericht und mit einem Erfolg für die Gemeinde. Absberg hatte damals, federführend für andere Kommunen, gegen die Praxis des Landkreises geklagt, die Gemeinden, die stärker vom Tourismus profitieren, über eine anteilig höhere Umlage zur Kasse zu bitten.

Für all sein Wirken wurde Fritz Walter 2007 mit der Kommunalen Verdienstmedaille in Bronze ausgezeichnet. Dass Ministerpräsident Horst Seehofer 2011 zum 25-jährigen Jubiläum des Seenlands höchstselbst anreiste, „war für mich persönlich wichtig“, bekennt er und ergänzt: „Das war gut für die moralische Unterstützung.“ Und die können die Verantwortlichen der Gemeinde gut gebrauchen, gibt es doch in den nächsten Jahren viel zu tun. Zum Beispiel über das „Integrierte ländliche Entwicklungskonzept“ (ILEK), das sich unter anderem des Kirschenmanagements annimmt.  Für die Kirschen, die vor allem in Kalbensteinberg angebaut werden, sollen neue Vermarktungswege gefunden werden. Unter anderem dafür wird derzeit das alte Schulhaus umgebaut, wo ein Dorfladen und eine „Prunothek“ einziehen werden; ein Kirschhoffest ist geplant und seit 2013 wirbt eine Kirschenkönigin für die Produkte aus den süßen Früchtchen. Erneuert werden soll außerdem der Bürgergarten, der etwas in die Jahre gekommen ist. Wie für den Schulhausumbau soll es auch hierfür Zuschüsse vom Amt für ländliche Entwicklung geben.

Erst feiern, dann reisen

Nach seinem Rückzug aus dem Bürgermeisteramt wird er sicher nicht in ein Loch fallen. „Das gibt es bei mir nicht“, schmunzelt Fritz Walter, der schon so manche Reisepläne für sich und seine Frau Helga für „die Zeit danach“ schmiedet. Vorher aber wird in großer Runde der 70. Geburtstag ausgiebig gefeiert: Tagsüber empfängt der noch amtierende Bürgermeister die Gratulanten in seinem Haus am Grießbuck, abends geht es dann ins Schützenheim. Man darf sicher sein, dass die Geselligkeit und der Humor an diesem Tag nicht zu kurz kommen werden.

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