Ideale Bedingungen für ein Wärmenetz in Spalt

11.7.2020, 17:20 Uhr
Ideale Bedingungen für ein Wärmenetz in Spalt

© Jürgen Leykamm

Es handelt sich dabei um eine eher kleinere Variante, die sich allerdings ebenso gut in größeren Dimensionen umsetzen lasse. So erklärte es zu Beginn Andreas Gödel, der in dem Spalter Ortsteil auch zuhause ist. Der Unternehmer agiert für das Projekt als Planer und Bauleiter, ist aber zugleich Eigentümer und Betreiber des Wärmenetzes. Der Bau von solchen ist der eine große Strang seines Schwabacher Betriebs, der zugleich Brennstoffe liefert. Die Idee, die für Großweingartener Gebäude benötigte Wärme gleich vor Ort zu erzeugen, nahm vor drei Jahren im kleinen Kreis konkrete Formen an. Vor eineinhalb Jahren begann dann die Bauphase. Das Heizwerk zog in einen leerstehendes, ehemals landwirtschaftlich genutztes Gebäude ein und wird dort aus einem kleinen Bunker im Außenbereich mit Hackschnitzeln versorgt. Auch bei tieferen Temperaturen genügt es, ihn einmal in der Woche nachzufüllen.

Derzeit gibt es bekanntlich "Holz im Überfluss", so Gödel. Falls sich dies einmal ändern sollte, "kann aber auch auf andere Brennstoffe umgestiegen werden", etwa Heckenschnitt, Gräser oder Miscanthus (Chinaschilf). Man setzte dabei aber "ausschließlich auf regionale Lieferanten." Einen ersten Winter lang hat die Anlage bereits erfolgreich ihren Dienst geleistet. Jährlich erbringt sie nun eine Wärmeleistung, die 50 000 Liter Öl entspricht. Eine Emission von rund 150 Tonnen Kohlendioxid kann so der Natur erspart bleiben.

Die Kapazität des Netzes ist noch gar nicht ausgeschöpft, da wird schon über einen zweiten Standort für eine Heizzentrale in der Nähe des Großweingartener Sportplatzes nachgedacht.

Die Begeisterung schwappt nun auch mehr und mehr ins Tal. War nach einer Bürgerversammlung in Spalt im vergangenen November die Bereitschaft, sich an einem eigenen Fernwärmenetz zu beteiligen, eher gering, so steigt sie seit einiger Zeit merklich an. So zeigte sich beim Ortstermin Bürgermeister Udo Weingart erfreut. 30 Prozent der angefragten Gebäudeeigentümer hätten mittlerweile Interesse signalisiert. Außerdem "gibt es allein von städtischer Seite genügend Bedarf an einem solchen Netz." Hinzu gesellt sich das neue Quartier "alte Hopfenhalle".

Der Zeitpunkt würde passen

Und das Projekt eröffne die Chance, "den Altstadtbereich bezüglich Klimaschutz und Energieeffizienz nach vorne zu bringen", so Weingart. Da die Hauptstraße eh umgestaltet werde, sei nun der optimale Zeitpunkt für eine Verwirklichung, bei der sich der Kostenfaktor Straßenbauarbeiten erübrige.

Ideale Bedingungen für ein Wärmenetz in Spalt

© Jürgen Leykamm

"Die Rahmenbedingungen für die Stadt Spalt sind ideal", machte es auch Erich Maurer bei der Sitzung deutlich. Doch bevor es losgehen kann, muss noch das Konzept fertiggestellt sein, was gegen Jahresende der Fall sein soll. Wichtiger Baustein ist dabei die Stadtbrauerei. Über sie kann etwa die Kraftwärmekopplung als Grundlast für das Netz genutzt werden. Holzhackschnitzel sollen die Mittellast stemmen und Gas die Lastspitzen abfedern – so die aktuelle Planung.

Die Standortfrage für das Heizwerk und die Betreiberfrage des Netzes müssen noch geklärt, weitere potenzielle Abnehmer wollen noch angefragt werden. Wirtschaftlichkeits- und Kalkulationsberechnungen gilt es noch zu konkretisieren und Marketing zu betreiben. Wichtig ist natürlich auch ein Zeitrahmen, der aber abhängig ist von der Realisierung des Hauptstraßenumbaus.

Der Beginn dieser Maßnahme wird für Ende 2021 beziehungsweise Anfang 2022 anvisiert. Während der vorhergehenden Planungsphase sollte dann die Zahl der Interessenten feststehen, damit die Dimensionen der Rohre und Verbrauches berücksichtigt werden können.

Die Vorzeichen für das Projekt seien mehr als günstig, fasste Udo Weingart seine Einschätzung zusammen. Denn im Rahmen des Klimaschutzprogramms 2030 der Bundesregierung würden Kohlendioxid-Emissionen immer teurer. Zudem sei der Einbau von Ölheizungen ab 2026 nicht mehr gestattet. Der Fokus liege eindeutig auf klimafreundlicher Wärmeerzeugung. "Deshalb ist ein Fernwärmenetz eine große Chance für die Stadt," betonte der Bürgermeister.

Bestätigt wurden vom Stadtrat folgende Feuerwehrkommandanten (in Klammern die Stellvertreter): Michael Großberger (Stefan Meyer) in Mosbach und Willybald Simeth (Matthias Bauer) in Theilenberg. In Enderndorf und Fünfbronn entfielen die Neuwahlen aufgrund der Corona-Vorgaben. Bis eine Wahl erfolgen kann, bleibt es bei den bisherigen Amtsinhabern.

Der Antrag der Gruppe "fair" auf Akteneinsicht in einem Einzelfall wurde nicht diskutiert. Dies hatte sich durch die Prüfung seitens des Landratsamt auch erübrigt. Die Behörde verwies darauf, dass dem Stadtrat als Kollektivorgan die Überwachung der Verwaltung zugedacht sei und nicht dem einzelnen Ratsmitglied.

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