In Vielfalt vereint

13.7.2012, 16:27 Uhr
In Vielfalt vereint

© Wolfgang Dressler

Knapp 180 000 Menschen leben auf den 1972 Quadratkilometern. Diese bestehen aus den ehemaligen Landkreisen Dinkelsbühl, Feuchtwangen, Rothenburg und Ansbach, der ehemaligen kreisfreien Stadt Rothenburg, neun Gemeinden des ehemaligen Landkreises Gunzenhausen, drei Gemeinden des ehemaligen Landkreises Schwabach und zwei Gemeinden des früheren Landkreises Neustadt an der Aisch. Seit seinen Anfängen hat der Großkreis 562,94 Millionen Euro investiert. Er ist für 24 weiterführende und berufsbildende Schulen verantwortlich. In den letzten Jahren ist ein 160 Millionen Euro schweres Investitionsprogramm für die Schulen angelaufen. Außerdem: Das Netz der Kreisstraßen ist rund 600 Kilometer lang.
Im Landratsamt in Ansbach sind 500 Personen beschäftigt. Die landkreiseigenen Einrichtungen haben 300 Mitarbeiter. Mit den Kliniken kommt man auf etwa 3000 Beschäftigte in Diensten des Landkreises.
Im Landkreis gibt es 4500 Firmen. Es herrscht derzeit mit einer Quote von 2,6 Prozent quasi Vollbeschäftigung.
Der neue Landrat Dr. Jürgen Ludwig (Dinkelsbühl) hielt es gestern für geboten, von nun an nicht mehr auf angebliche Ungerechtigkeiten und Webfehler der Kreisgebietsreform zurückzublicken. Der Landkreis und seine Verwaltung zeichneten sich durch Leistungsfähigkeit und Nähe aus, beides schließe sich nicht aus. Man sei in Vielfalt vereint und könne sich einer hohen Lebensqualität im Kreisgebiet erfreuen. Es gelte, für die weitere, insbesondere die wirtschaftliche Entwicklung die Rahmenbedingungen zu pflegen und anzupassen. Dazu gehört nach Ludwigs Ansicht ein „positives mentales Umfeld“ und Offenheit gegenüber Erfordernissen und Anliegen der gewerblichen Seite.
Chancen eröffneten sich der jungen Generation durch Bildung und Ausbildung. Daneben müsse die demografische Entwicklung beachtet werden, was ebenfalls auch die Gemeinden angehe. Hier greife das seniorenpolitische Gesamtkonzept des Landkreises. „Bei der Energiewende nehmen wir eine Spitzenstellung ein“, betonte Ludwig. Er nannte die Landwirtschaft mit ihren Biogasanlagen und die erneuerbaren Energien mit der treibenden Kraft Campus Triesdorf.
Für ganz wichtig hält der Landrat die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens – „das muss uns gelingen“. Bereits vor der Feierstunde hatte sich der Kreistag in seiner „normalen“ Sitzung mit den Kliniken in Ansbach, Rothenburg, Feuchtwangen und Dinkelsbühl befasst. In höchsten Tönen lobte Ludwig die Kulturlandschaft, das Landschaftsbild und den Tourismus. Auch das Ehrenamt stehe hoch im Kurs, was beispielsweise an den 11 000 Brandschützern in 321 Feuerwehren sichtbar werde.
Angesichts dieser rundum guten Leistungsbilanz sieht Ludwig keinen Grund, dass der Landkreis Ansbach sein Licht unter den Scheffel stellt. Der junge Verwaltungschef selbst will für den Kreis und seine Bürger „das Beste erreichen“. Die letzten Wochen seien für ihn in dieser Hinsicht ermutigend gewesen.
Auf die Anfänge vor mehr als 40 Jahren ging in launigen Worten Werner Herzog aus Herrieden ein. Der einstige stellvertretende Landrat schilderte, wie die Gebietsreform ab 1970 zum „Streitthema Nummer eins“ wurde. Herzog war damals im Landratsamt Feuchtwangen tätig. Dort wie auch in Dinkelsbühl und in Rothenburg musste man sich entscheiden, wo man künftig hin wollte. Die Feuchtwanger bekundeten früh, mit Ansbach zusammengehen zu wollen, denn sie fürchteten eine Zerschlagung des Kreisgebiets. Von großer Bedeutung war, dass der Hesselbergraum, der zu Dinkelsbühl gehörte, keine Absichten hegte, in Nordschwaben integriert zu werden. Herzog schlug den Bogen vom ersten Landrat Georg Ehnes (zuvor MdB) und seinen Stellvertretern Dr. Hermann Schreiber und Friedrich Bauereisen (später: Edmund Eichler) über den zweiten Landrat Hermann Schreiber bis zu Rudolf Schwemmbauer, der bis vor wenigen Monaten amtierte, und dessen Nachfolger Jürgen Ludwig.
Umstritten war zunächst der Name des neuen Landkreises. Vorschläge wie Westmittelfranken, Fränkischer Reichsstädtekreis und Westfranken wurden geäußert. In der dritten Sitzung des Kreisparlaments fiel das Votum mit 37 Jastimmen auf „Landkreis Ansbach“. Noch viel breiter war die Mehrheit für Ansbach als Kreissitz – als Alternativen galten zeitweise Feuchtwangen, Leutershausen, Rothenburg und Herrieden.


Vor allem Georg Ehnes, Fritz Bauereisen und Hermann Schreiber hätten sehr stark und mit Erfolg für ein Kreisbewusstsein gearbeitet, sagte Herzog, der selbst als Bürgermeister von Herrieden tätig war und 36 Jahre dem Kreistag angehörte. Sein Fazit lautete, dass in den vier Jahrzehnten „das Knäbchen trotz einer schweren Geburt zu einem stattlichen jungen Mann geworden ist“. Und zur Stadt Ansbach pflege der Landkreis ein ruhiges, manchmal friedliches Verhältnis.
Regierungspräsident Dr. Thomas Bauer bezeichnete die Kreisgebietsreform als notwendig, ja überfällig. Man habe leistungsfähige Gebietskörperschaften geschaffen, die zu den notwendigen Investitionen in der Lage seien. Dabei sei der Landkreis Ansbach ein Wackelkandidat gewesen, und wäre „fast nicht zustande gekommen“. Die Abstimmung im bayerischen Kabinett sei mit 8:7 Stimmen ausgegangen. Die Frage, ob der Landkreis zu einer Erfolgsgeschichte geworden sei, bejahte Bauer, da sich die Ergebnisse in jeder Hinsicht sehen lassen könnten. Alle Teile seien fest zusammengewachsen, was gar nicht selbstverständlich sei. Hier müsse man Georg Ehnes’ integratives Wirken an erster Stelle erwähnen. Es sei ein leistungs- und verwaltungskräftiger Landkreis entstanden mit einer ausgewogenen Wirtschaftsstruktur. Diese Leistungsfähigkeit rühre auch aus dem Zusammenlegen der Verwaltung in Ansbach seit 1979.
Der Regierungspräsident gab auch eine frühere Einschätzung von Werner Herzog zum Besten. Danach sind die Ansbacher die Reichsten, die Herrieder die Gebildetsten und die Feuchtwanger die Unruhigsten. Manchmal seien aber auch die Dinkelsbühler ein unruhiges Element, merkte Bauer an und erntete Gelächter in der schön sanierten Orangerie. Bekanntlich legen sich die Dinkelsbühler in der Kreispolitik zuweilen quer und stoßen damit nicht immer auf Verständnis.
Mächtig Applaus gab es für den Bürgermeisterchor unter der Leitung von Rudolf Schwemmbauer. Mit dem gemeinsam gesungenen Frankenlied und einem Empfang klang die Jubiläumsveranstaltung aus.

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