Innerfamiliärer Wahlkampf in Gunzenhausen

28.2.2020, 16:07 Uhr
Innerfamiliärer Wahlkampf in Gunzenhausen

© Foto: Jürgen Eisenbrand

Politisch tanzen die Bauers also auf getrennten Hochzeiten, gemeinsam führen sie hingegen nicht nur das Hotel "Blauer Wolf" in der Altmühlstadt, sondern auch einen Vier-Personen-Haushalt in Oberwurmbach. Sie sind seit 19 Jahren verheiratet, haben zwei gemeinsame Kinder (Dennis, 18, und Julia, 15) sowie zwei Hunde – und überhaupt keine Probleme mit der politischen Heimat des jeweils anderen. Im Gegenteil: "Ich finde diese Konstellation klasse", grinst Bianca Bauer.

Überhaupt wird viel gelacht im Hause der Stadträtin und des Ortsverbandsvorsitzenden. Sie frotzeln gerne mit- und übereinander, und wenn sie auf dem Wochenmarkt ihre Wahlstände direkt nebeneinander haben, kann es durchaus passieren, dass sich der eine mit einer launigen Bemerkung in ein angeregtes Wählergespräch des anderen einmischt – und prompt ein schlagfertiges Contra kassiert.

"Tatsächlich streiten wir so gut wie nie", sagt Bianca Bauer. Was sie darauf zurückführt, "dass wir gemeinsam erwachsen geworden sind und alles zusammen gemacht haben, auch im Betrieb und bei der Erziehung der Kinder". Über Meinungsverschiedenheiten, die es natürlich auch mal gebe, werde diskutiert – und zwar "lösungsorientiert", wie beide betonen. Und humorvoll.

Wie etwa bei der Frage, warum ihr Sohn Dennis auf der Stadtratsliste des Vaters auftaucht und eben nicht für die SPD kandidiert. Da habe er sich nicht eingemischt, sagt der Vater, der Filius habe das selbst entschieden. Und auch die Mutter beteuert schmunzelnd, dass sie natürlich "niemals versuchen würde, ihren Sohn zu beeinflussen".

Allem Humor zum Trotz: Ihre Kandidaturen, so beteuern beide fast wortgleich, nähmen sie sehr ernst – und sie gäben sich auch durchaus Chancen auf das jeweilige Amt. Gemeinsamer Tenor: "Wenn ich mir keine Chancen ausrechnen würde, bräuchte ich ja nicht anzutreten."

Stefan Bauer (39), aufgewachsen in Georgensgmünd, erfuhr seine Politisierung, als er nach seiner Kochlehre in Südtirol arbeitete – und dort massiv ausgegrenzt wurde: "Weil ich Ausländer war." Eine Erfahrung, die offensichtlich tiefen Eindruck hinterließ. Auf die Straße zu gehen, sagt er, sei eigentlich nicht so sein Ding, "aber gegen Rechts würde ich sehr wohl demonstrieren".

Die Freien Wähler wurden seine Partei, weil sie einst in Gunzenhausen dank mehrerer prägender Figuren "ein geballtes Fachwissen in der Kommunalpolitik hatten". Außerdem gebe es in der Partei keinen Fraktionszwang, "man kann seine freie Meinung sagen und muss sich nicht dafür rechtfertigen", sagt Stefan Bauer, der wie seine Frau (Veterinärmedizinisch-technische Assistentin und Hotelkauffrau) einen zweiten Beruf erlernt hat: Er ist staatlich geprüfter Immobilienmakler.

Als wichtigste politische Ziele für den Landkreis nennt Stefan Bauer einen besseren Öffentlichen Personennahverkehr, eine intensive Kommunikation mit der Wirtschaft und eine gut ausgebaute Infrastruktur aus Straßen und Datenleitungen: "Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, dann kommen Firmen automatisch."

Busse und Bahnen müssten kundenfreundlicher vertaktet, die Anbindung der Gemeinden an die Bahnlinie Nürnberg-Augsburg verbessert werden, der ÖPNV generell "günstiger als Autofahren" werden. Der Landratskandidat träumt von einer Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken und davon, dass Altmühlfranken Schauplatz eines Pilotprojekts werden könnte, bei dem Züge mit aus Windkraft gewonnenem Wasserstoff fahren.

Den Tourismus in Altmühlfranken hält Stefan Bauer für "ausbaufähig". Das Fränkische Seenland und der Naturpark Altmühltal müssten an einem Strang ziehen, daneben dürften aber auch die kulturellen Schätze der Region nicht vernachlässigt werden. "Störfaktoren", wie er zum Beispiel die teil- und zeitweise problematische Wasserqualität in einigen der Seen nennt, "dürfen den hohen Standard nicht beeinflussen und müssen beseitigt werden".

Medizinische Versorgung

Die Digitalisierung der Lebenswelt sieht Stefan Bauer in erster Linie als Chance, bürokratische Hürden, die kulturellen Aktivitäten im Wege stehen, "müssen vermieden werden". Ausdrücklich lobt der Gunzenhausener FW-Kandidat, der als Nummer zwei auf der Stadtratsliste gute Chancen hat, in das Gremium einzuziehen, die Qualität der Kreiskliniken in Weißenburg und Gunzenhausen, die sich einen "hervorragenden Ruf erarbeitet" hätten. Daneben müsse aber auch "die medizinische Versorgung auf dem Land gefördert werden". Mobile Landarztmodelle könnten hier "zielführend sein", meint Stefan Bauer.

Egal, wie die Wahl im März ausgeht, beide Bauers wollen "auf jeden Fall mit der Kommunalpolitik weitermachen", sagen sie. Eine Niederlage jetzt schließe eine erneute Kandidatur ja nicht aus. In einem sind sie sich allerdings auch einig: Gegenei-nander um das gleiche Amt antreten, das werden sie nicht. Denn das bedeute ja zwangsläufig, dass einer von beiden als Verlierer aus dem Familienduell gehen würde. Und da, so darf man vermuten, hört der Spaß dann doch auf.

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