Tückisches Rattengift

Innerlich verblutet: Gnotzheimer berichtet vom qualvollen Tod seiner Hündin

2.7.2021, 17:09 Uhr
Sie war das Ein und Alles von Werner Seefried: die Bernhardinerhündin Lissy. Sie wurde nur zehn Monate alt, starb an den Folgen von Rattengift. 500 Euro lobt der Besitzer für die Ergreifung des Täters oder der Täter aus.

© privat, NN Sie war das Ein und Alles von Werner Seefried: die Bernhardinerhündin Lissy. Sie wurde nur zehn Monate alt, starb an den Folgen von Rattengift. 500 Euro lobt der Besitzer für die Ergreifung des Täters oder der Täter aus.

Gnotzheim, Sammenheimer Straße, ein warmer Sonnentag. Still ruht die Straße. Kein Laut ist zu hören, oder doch? Da kreischt aus der Ferne eine Kreissäge, ein Traktor fährt Richtung Spielberg. Es ist ein Werktag, ein leichtes Lüftchen weht, die Kinder besuchen wieder ihre Schulen.

Viele der knapp 800 Einwohner gehen ihrer Arbeit nach, nur noch eine Handvoll Vollerwerbs-Landwirte verdienen ihren Lebensunterhalt mit ihrer Hände Arbeit, einer davon ist Werner Seefried. Er ist nicht nur Bauer aus Leidenschaft, er liebt auch Hunde. Und ganz besonders seine Lissy.


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Seit knapp einem Jahr haben sie einen Bernhardiner. "Mit internationalen Papieren", merkt der stolze Besitzer an. Der 54-Jährige hat, seit er denken kann, immer einen Hund. Er, der den Hof seiner Eltern weiterführt, kennt sich aus, auch wenn er ein klares Prinzip hat: "Ein Hund kommt nicht ins Haus."

Da liegt er bei der Rasse genau richtig. Die Bernhardiner, eine aus der Schweiz stammende Rasse, sind weniger für die Wohnung geeignet, aber sehr wohl für Hof und Stall. Und diesen Platz bieten die Seefrieds ihren Hunden. So auch Lissy. "Immer schön angeleint, haben wir ihr nach und nach antrainiert, sich im Hof aufzuhalten", erklärt Seefried.

Sie liebte ihre Bank im Hof, ging gerne spazieren

Drei erwachsene Kinder haben die Seefrieds, dazu die Eltern von Werner in der Erdgeschoss-Wohnung. Drei Generationen unter einem Dach, das funktioniert noch auf dem Land. Und mittendrin: Lissy. Sie liebte ihre Bank im Hof, ging gerne mit Herrchen oder einem der Kinder spazieren, "sie war einfach da und zufrieden", sagt er mit stockender Stimme.

Innerlich verblutet: Gnotzheimer berichtet vom qualvollen Tod seiner Hündin

© Foto: Reinhard Krüger

Gemeinsam mit Nachbarshündin Sue, einer Mischung aus Schäferhund und Golden Retriever, plantschte Lissy ausgiebig und gern in dem kleinen Hundepool der Nachbarin. Die Welt war für sie in Ordnung.

Bis zu jenem Freitag, dem 18. Juni. Die Hündin kam auf einmal hinkend und mit einem geschwollenen Auge über den Hof. "Ich habe als erstes an einen Sturz gedacht", erinnert sich der Besitzer. Es gebe die eine oder andere Treppe, da kann so eine noch etwas tapsige junge Hündin schon mal ins straucheln geraten, dachte der Landwirt.

Plötzlich blutete sie aus dem Mund

Einen Autounfall schloss er kategorisch aus, "sie war immer in abgeschlossenen Gebäuden und Hof unterwegs". Das beruhigende Gefühl wurde einen Tag später bestärkt, "denn da war das Hinken weg". Ach, schön, dachte das Herrchen, jetzt geht’s wieder aufwärts. Ein Trugschluss, wie sich bald herausstellte.

Das Auge war über Nacht massiv zugeschwollen und blieb geschlossen. Jetzt informierte Werner Seefried seinen Tierarzt, schilderte ihm die Symptome, zu denen auch noch ein Husten gekommen war. Der Tierarzt riet zu Antibiotika, und dann hieß es erst einmal: abwarten.

Am Montag dann schrillten sämtliche Alarmglocken: Lissy blutete aus dem Mund. Seefried zückte sofort das Handy, rief den Arzt, der hörte den Satz mit den neuen, ganz und gar unguten Nachrichten und handelt umgehend: "Sofort in die Tierklinik". Ab nach Dinkelsbühl.

Ärzte gaben keine Hoffnung

"Ob er wohl was erwischt hat?", fragten die aufnehmenden Ärzte und machten wenig Hoffnung, dass Lissy überleben könnte. Die Symptome waren zu eindeutig. Doch sie gingen auf Nummer sicher, entnahmen der zunehmend geschwächten Hündin Blut - und hatten bald darauf die Beweise: Lissy ist durch Rattengift getötet worden. Sie verblutete innerlich.


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Da Ratten als sehr intelligente Tiere gelten, merken diese sofort, wenn Artgenossen schnell sterben. Sie fassen das Futter nicht mehr an. Also ist Rattengift synthetisch so verändert worden, dass Symptome erst nach ein bis zwei Tagen auftreten. Dadurch können mehrere Ratten auf einmal getötet werden. Auch bei Lissy traten die Symptome verzögert auf.

Der Schock saß tief. Werner Seefried ist einiges gewohnt in seinem Leben, das aber übertraf seine Vorstellungskraft. Wer, um Himmels willen, macht so etwas, fragte er sich immer wieder.

"An so etwas denken wir hier in Gnotzheim nicht"

Selbstredend, dass er niemals so ein Gift auslegen würde, "zumal wir aktuell keinerlei Probleme haben". Er machte sich selbst die größten Vorwürfe, bei den ersten Anzeichen nicht sofort reagiert zu haben, "aber an so etwas denken wir doch hier in Gnotzheim nicht".


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Er wollte alles allein mit sich ausmachen, fraß den Kummer in sich hinein, saß stumm beim Essen mit der Familie und war schlichtweg verzweifelt und emotional geschockt ob der Rohheit der Tat. Die Familie beschloss daraufhin, die Polizei in Gunzenhausen einzuschalten.

Auch wenn die Beamten dem erschütterten Hundebesitzer wenig Hoffnung machen, will dieser nichts unversucht lassen, den oder die Täter doch noch zu schnappen. Zum einen will er die mit 500 Euro belohnen, die der Polizei den entscheidenden Tipp geben, und zum anderen sucht Seefried bewusst die Öffentlichkeit, um diese unfassbare Tat anzuprangern.


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Bei der Nachbarin hat das Erlebte nachhaltig Eindruck hinterlassen. Sie liebt ihren zwei Jahre alten Hund "und ich lass ihn seitdem nicht mehr allein", sagt sie und streichelt ihn sanft. Sie vermisst Lissy, die mit ihrer Sue im Pool plantschte und herumtollte. "Es tut mir einfach nur weh, was da passiert ist". Werner Seefried ist immer noch traurig, gleichwohl will er nach vorne schauen: "Ich möchte gerne wieder einen Hund."

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