"Jetzt müssen wir uns zeigen"

12.2.2021, 17:27 Uhr

© Foto: Isabel-Marie Köppel

"Wir", das sind 53 Frauen und Männer aus Pfofeld und den Ortsteilen, die in einem gemeinsam formulierten "Bürgerbekenntnis zu einer potenziellen Center Parcs-Ansiedlung" mit dem "Mythos" aufräumen wollen, "dass dieser Ferienpark in der Bevölkerung/Region wohl eher nicht gewünscht ist".

In den vergangenen Monaten sei die Thematik von den Projektgegnern "sehr einseitig, manipulativ und vehement dargestellt" worden, "es gab aus der Bevölkerung nur wenig positive Signale in Richtung dieses Projektes". Grund dafür sei die Sorge gewesen, "von Seiten der CP-Gegner negativen Konsequenzen ausgesetzt zu sein". Und man habe erst konkretere Details der Planungen abwarten wollen. "Allerdings können wir bei der derzeitigen ,Schieflage‘ der medialen Darstellung nicht länger zusehen und schweigen", heißt es in dem vierseitigen "Bürgerbekenntnis", das dem Altmühl-Boten vorliegt.

Ein Projekt, wie der auf dem Langlauer Muna-Gelände geplante Center Parc (CP), wo für mehrere hundert Millionen Euro wohl mindestens 600 Ferienhäuser entstehen sollen, bedürfe, so die Autoren, "einer komplexen, ganzheitlichen Betrachtungsweise, da die Auswirkungen der Errichtung solch einer touristischen Anlage auf die gesamte Region immens sind".

Deshalb verböten sich vorschnelle Urteile, "da es hierbei um die zukünftige Entwicklung einer ganzen Region und nicht um die Interessen einzelner, vermeintlich betroffener Bürger geht. Hätten vor rund 50 Jahren nicht ,Visionäre‘ die Erschaffung unseres Fränkischen Seenlandes angeschoben, so wären wir heute in Altmühlfranken nicht nur eine der strukturschwächsten Regionen Bayerns, sondern zudem auch noch touristisch und infrastrukturell unterentwickelt, ohne Zukunftsperspektive für die jüngere Generation".

Einem notwendigen Strukturwandel des heimischen Tourismus dürfe man "nicht egoistisch den Weg versperren, nur weil wir uns vielleicht mit Veränderungen schwer tun, beziehungsweise der vermeintliche Schutz eines kontaminierten Areals/ Waldes im Vordergrund stehen".

Eine Center Parcs-Anlage sei, so die Ansicht der Befürworter, "trotz seiner Größe eines der verträglichsten ,touristischen Produkte‘, die sich unsere Region wünschen kann, um weiterhin zukunftsorientiert und nachhaltig sanften Tourismus zu bieten". Denn die Zielgruppe – Familien mit Kindern und Senioren – wünsche "einen ruhigen, naturnahen, meist mehrtägigen Urlaub bei kurzer, das heißt klimaverträglicher, Anreise".

Die Besucher nutzten das "mannigfaltige Angebot in der Ferienanlage, erkunden aber auch gerne die Umgebung". Die Marke CP bewerbe also "unsere Region, wovon private Gastgeber, Handel, Dienstleister, Gastronomie etc. das ganze Jahr hindurch profitieren". Und die Einheimischen könnten die Freizeit- und Versorgungsangebote des Parcs ebenfalls nutzen.

Erfreulicher Nebeneffekt und riesige Chance

Als "erfreulichen Nebeneffekt" bezeichnen es die 53 Pfofelder, "dass für diese Neuansiedelung keine landwirtschaftlichen Flächen verbraucht werden, sondern ein ehemaliges Militärgelände mit massiver gebäudlicher und straßentechnischer Infrastruktur umgenutzt werden kann. Diese Umnutzung der Muna wäre zudem eine riesige Chance, endlich eine Entkontaminierung eines durch militärische Nutzung belasteten Areals nach Jahrzehnten der Unantastbarkeit zu ermöglichen und dieses Gelände der Öffentlichkeit wieder zuzuführen". Dies strebe CP ausdrücklich an, und dies sollte auch "Naturschützern am Herzen liegen".

Anders, als manche CP-Gegner behaupten, sei "auf kommunalpolitischer beziehungsweise Bezirksebene noch gar nichts entschieden". Das Planungs- und Genehmigungsverfahren beginne erst, "wenn vom Investor der Masterplan und eine umfassende Umweltverträglichkeitsuntersuchung vorliegen", in der unter anderem "die Auswirkungen eines Ferienparks auf Menschen, Tiere, Pflanzen, Landschaft, Wasserhaushalt sowie Wechselwirkungen auf zum Beispiel kulturelle und soziale Sachgüter aufgezeigt" werden. Der "Prüfungsmaßstab" für das Projekt sei "sehr hoch", die Gutachten zu Flora und Fauna würden "von unseren Behörden und Ämtern nach strengen Maßgaben begleitet respektive überwacht". Und man müsse sich "darüber im Klaren sein: Das ,schützenswerte Ökosystem‘ gedeiht auf mit Schadstoffen belastetem Boden, ein Großteil der Bäume ist mit Munitionssplittern ,gespickt‘.

CP werde "die Dekontamination des Areals übernehmen, um den ersten, möglichst klimaneutralen Center Parcs in Deutschland zu errichten", argumentieren die Befürworter. Darauf könnten "wir als Gemeinde stolz sein". Zudem seien die Bürger "aufgerufen, am Gestaltungsprozess in Form von Arbeitsgruppen teilzunehmen, damit auch unsere Interessen in die Planung einfließen".

Kooperation mit regionalen Handwerkern

Darüber hinaus versuche CP auch in der Planungs- und Bauphase mit regionalen Handwerkern/Unternehmen nach Möglichkeit zu kooperieren. In Leutkirch zum Beispiel wurden über 60 Prozent der Arbeiten an Regionale vergeben", zitieren die Verfasser des Bürgerbekenntnisses eine Aussage des CP-Projektbeauftragten Jan Janssen.

Eine Center Parcs-Anlage schaffe Arbeitsplätze aller Art – auch "viele qualifizierte neue Jobs und Ausbildungsplätze". Heimische Betriebe kämen als Zulieferer und Dienstleister in Betracht. Und die Region profitiere "selbstverständlich auch durch die Ausgaben der Gäste in den umliegenden Gasthäusern, Freizeiteinrichtungen, Geschäften, Ortschaften etc.

CP spreche "ein breites Spektrum an Gästen" an – auch solche, die "in unserer Region ansonsten wenig Alternativen finden". Zudem schließe die Anlage mit ihren "barrierefreien Unterkünften für gehandicapte Familien eine wichtige, aber zur Zeit beschämende Versorgungslücke" und setze damit "zum Trend der sinkenden Bettenzahlen in der Region einen erfreulichen Gegenpol". Allein in Pfofeld und Theilenhofen habe sich "die Bettenzahl bei den privaten Vermietern in den letzten 12 Jahren halbiert – Tendenz weiter sinkend".

Sollte für Center Parcs die Verkehrsinfrastruktur ausgebaut werden müssen, so wäre das nach Ansicht der Initiative "ein gewinnbringender Effekt sowohl für die Ortsteile Langlau/Rehenbühl als auch Thannhausen". Man denke dabei an den Ausbau des Bahnhofs in Langlau samt höherer Zugfrequenz, eine Entlastung Thannhausens vom Verkehr auf der Staaatsstraße 2222 und an einen Ausbau der Radwege.

Möglicher Nachteile, die der Ferienpark mit sich bringen könnte, seien sie sich "durchaus bewusst" schreiben die Autoren des "Bürgerbekenntnisses": "Sie stehen für uns aber – vorausgesetzt, es ergeben sich vernünftige Lösungen für Verkehrsinfrastruktur, Wasserversorgung, Naturschutz etc. – in keinem nennenswerten Verhältnis zu den aus der CP-Errichtung für unsere Region resultierenden Vorteile."

Für die Zukunft hoffen die CP-Anhänger auf ein "von allen Seiten kooperatives und konstruktives, vor allem aber respektvolles Miteinander, um das Beste für unsere Region und die zukünftigen Generationen zu erreichen".

Das "Bürgerbekenntnis" in voller Länge sowie die Namen aller bisherigen Unterzeichner haben wir unter www.nordbayern.de/gunzenhausen dokumentiert

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