Jung und politisch: Diskussion in Gunzenhausen

11.3.2020, 06:25 Uhr
Jung und politisch: Diskussion in Gunzenhausen

© Wolfgang Dressler

Nach der Begrüßung durch die Bezirksreferentin der Evangelischen Landjugend, Regina Wenning, eröffneten die Moderatoren Pfarrer Benedikt Wolff und Stadtjugendpfleger Helmar Zilcher das muntere Fragen-und-Antworten-Spiel. Zum Warmwerden sollten sich die Jugendlichen zuallererst zu den Fragen "Wie findet ihr das Sportangebot in Gunzenhausen?" und "Kultur in der Stadt. Gibt es genug Angebote für euch?" zu dem ihrer Meinung entsprechenden Emoji im Raum positionieren. Während das Sportangebot in der Stadt fast nur positiv aufgefasst wurde, schnitt der Kulturbereich eher mau ab. "Ab 16 ist hier nichts mehr so richtig für uns dabei", bedauerte ein Mädchen, "da trifft man sich dann halt lieber bei Freunden oder einfach draußen."

Nachdem die Synapsen angefeuert waren, hatten nun die Politiker das Wort. Sie standen Rede und Antwort, äußerten sich offen und frei, gaben auch Auskunft über ihre Motivation, in die Politik zu gehen, und was für sie das dringendste Jugend-Thema sei. Hier hätten die Beweggründe und Auffassungen nicht unterschiedlicher seien können: Während Rathauschef Fitz den durchaus beeindruckten Jugendlichen seinen politischen Lebenslauf schilderte und sich für eine Verbesserung der Jugendarbeit in Gunzenhausen aufgeschlossen zeigte, fand Sozialdemokratin Bauer durch den Kampf um einen Krippenplatz für eines ihrer Kinder den Weg ins politische Tagesgeschäft. Für sie wäre die Etablierung eines Jugendparlaments, analog zum Seniorenbeirat, wichtig und hilfreich, um die jungen Menschen mehr für die Kommunalpolitik zu begeistern.

Für verstärkten Dialog

 

Hier bot sich ein Schnittpunkt zu Kerstin Zels und Peter Reitmaier, welche auch für den verstärkten Dialog zwischen den Generationen warben. Zels fand ihren Weg in die Politik, als sie feststellte, dass "viele nur motzen, aber selber nichts tun". Genau das war nicht ihr Ding. Reitmaier hingegen hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Grundgesetz zu verteidigen, sei es gegen das Bayerische Polizeigesetz oder Artikel 13 (Urheberrecht), bei dessen Erwähnung ein kleines Raunen durch die Reihen ging.

Harald Romanowski, der sich in jungen Jahren für strittige, die Menschen aufwühlende bundespolitische Themen zu interessieren begann (Nachrüstung), merkte an, dass mehr für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in Vereinen getan werden müsse.

Nach der aufschlussreichen Vorstellungsrunde begann die heiße Phase, der Diskurs. In kleinen Gruppen grasten die "Politikhungrigen" einen Parteienvertreter nach dem anderen ab, und das teils mit Schneid und scharfen Formulierungen. "Die Kinder denken an Sache, auf die würden wir niemals kommen. Wow!", lobte Bianca Bauer im Gespräch mit einer Gruppe.

Die Kinder hatten wirklich bemerkenswerte Ideen: von einem Bäcker im hoffentlich bald neu sanierten Bahnhof, an dem sich die pendelnden Schüler noch schnell eine Semmel kaufen können, über eine Bushaltestelle am Kino bis zur Errichtung von Blühwiesen, Insektenhäusern und einer Bademöglichkeit an der Altmühl-Promenade war alles geboten. Aber nicht nur Visionen, sondern auch Probleme wurden direkt beim Namen genannt. Viele Jugendliche kennen das städtische Jugendzentrum nicht und damit auch nichts über die Angebote des JuZ. Hier seien Verbesserungen in der Kommunikation nötig, so ein leicht schockierter Bürgermeister Fitz. Ein weiterer Kritikpunkt war der öffentliche Nahverkehr, genauer die Busse: Viele Schüler äußerten Unmut über die hohen Beförderungspreise, die Abfahrtzeiten des Ruf-Busses und warum der Stadtbus nicht kostenlos sei, obwohl dies bestimmt die Fahrgastzahlen steigern würde.

Jung und politisch: Diskussion in Gunzenhausen

© Wolfgang Dressler

Harte Fragen also für die anwesenden Politiker, doch diese antworteten stets souverän und verständlich und gaben den Jugendlichen das Gefühl, ernst genommen und auch verstanden zu werden.

Das zeigte sich auch noch einmal bei den Abschluss-Statements, die auf die Abstimmung über die Top-Themen folgte. Nicht nur dankten die Parteienvertreter allen Teilnehmern auf eine sehr herzliche Art für ihr Engagement und Interesse, sondern sprachen auch einzelne Punkte direkt an. Einiges davon ist bereits in Arbeit oder in Vorbereitung, wie zum Beispiel die Sanierung des Freibads.

 

Positives Fazit gezogen

 

"Es ist ein bisschen schade, dass das Thema Interessensvertretung für euch nicht so eine große Rolle spielt", merkte Bürgermeister Fitz an. Er meinte damit, dass auf den Punkt "Jugendparlament" nur drei Stimmen aus dem jungen Publikum entfiel. Zugleich deutete Fitz dies aber auch positiv: "Gut zu wissen, dass ihr uns so großes Vertrauen entgegenbringt."

Mit vielen positiven Eindrücken und einem Fragebogen zur Aktion wurden die Jugendlichen nach zwei Stunden Diskussion wieder in die Freizeit entlassen. Wenn "U18#mitreden" ein wenig dazu beigetragen hat, dass die Jugendlichen bewusster die Kommunalpolitik verfolgen und sich sogar vielleicht aktiv einmischen werden, dann darf man das Treffen als vollen Erfolg sehen.