Junge Gunzenhäuserin wirbt für die duale Ausbildung

30.11.2020, 06:00 Uhr
Junge Gunzenhäuserin wirbt für die duale Ausbildung

© Foto: Tina Ellinger

"Das war schon immer meins!" Die junge Frau mit dem dunklen Lockenkopf sprüht vor Begeisterung, wenn sie auf ihren Beruf angesprochen wird, und der ist auch alles andere als alltäglich: Fachkraft Agrarservice hat Sophia Meyer aus Stetten gelernt und dafür eine duale Ausbildung absolviert. Damit liefert sie gleich das nächste Stichwort: Die 23-Jährige fungiert als Botschafterin für die Informationsoffensive des Bundesbildungsministeriums "Die Duale – Berufsbildung mit System".

Mit dieser Kampagne will Bundesbildungsministerin Anja Karliczek die duale Berufsausbildung – also die Kombination zwischen schulischer und betrieblicher Ausbildung, die es so übrigens außer in Deutschland nur in wenigen anderen Ländern gibt – stärken. Über 300 anerkannte Lehrberufe bieten jungen Menschen vielfältige Chancen und gar Karriereperspektiven wie mit einem Studium, sind die Initiatoren der Offensive überzeugt.

Zum 1. Januar diesen Jahres trat das neue Berufsbildungsgesetz in Kraft, mit Rahmenbedingungen, "wie sie den Lebenswelten junger Menschen entspricht", heißt es im Kampagnentext weiter.

Im Ausland sehr wertvoll

Neu geregelt wurden hier beispielsweise die Fortbildungsstufen für die höherqualifizierende Berufsbildung: Um die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung zu zeigen, gibt es jetzt die Abschlüsse "Geprüfte/r Berufsspezialist/in", "Bachelor Professional" und "Master Professional". Eine Neuerung, die vor allem im Ausland sehr sinnvoll ist, findet Sophia Meyer. Sie hat nach ihrer Lehre ein Jahr lang in Neuseeland und Australien ihr Fernweh gestillt und in verschiedenen Betrieben mitgearbeitet. Eine internationale Abschlussbezeichnung könne da nur hilfreich sein, ist sie überzeugt. "Dann muss man nicht immer umständlich erklären, was man eigentlich ist."

Das duale System bietet ihrer Ansicht nach viele Vorteile. "Es ist sehr praxisbezogen", nennt die 23-Jährige ein Beispiel. Sie selbst hat ihre Ausbildung nach einem Berufsgrundschuljahr in Roth in zwei verschiedenen Betrieben absolviert, einmal in der Nähe von Würzburg und dann in Hessen. "Beides waren Lohnunternehmen, der eine hatte eine große Werkstatt, der andere war auf Ackerbau spezialisiert. So hatte ich Einblick in unterschiedliche Bereiche." Denn die Vielfalt der Aufgaben und Einsatzmöglichkeiten machen diesen noch relativ jungen Beruf für sie so attraktiv. "Ich mache nie mehr als sechs Wochen am Stück das Gleiche", erzählt die zierliche junge Frau und wendet mal eben den riesigen Maishäcksler auf dem elterlichen Hof.

Junge Gunzenhäuserin wirbt für die duale Ausbildung

© Foto: Tina Ellinger

Angst vor großen Maschinen oder Technik – das kennt die 23-Jährige nicht. Schon früh half sie im Lohnunternehmen der Eltern mit, weiß, dass dieser Beruf viel Arbeit und wenig Freizeit mit sich bringt. Zudem ist man als Frau nach wie vor eine Exotin, weiß sie aus Erfahrung. "Aber ich lasse mich nicht so schnell unterkriegen, da bin ich tough genug", erklärt sie. Dass sie ihr Handwerk versteht, hat sie beim Berufswettkampf eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Sie wurde 2018 Drittbeste in ganz Deutschland.

So motiviert, machte sie sich zunächst für ein Jahr auf ins Ausland, um dann erneut die Schulbank zu drücken. Aktuell besucht Sophia Meyer die Staatliche Technikerschule für Landbau in Triesdorf und hilft nebenbei zuhause mit. Sie kann sich vorstellen, vielleicht irgendwann komplett in den heimischen Betrieb einzusteigen. "Auf jeden Fall will ich noch einmal ins Ausland", erzählt sie von ihrem Traum.

Den Traumberuf gefunden

Ihren Traumberuf gefunden hat die 23-Jährige auf jeden Fall. "Und der ist zu 100 Prozent sicher", schmunzelt sie. "Wir haben einen riesigen Fachkräftemangel, da gibt es keinen Arbeitslosen." Grundlage dafür ist ihre duale Ausbildung, für die sie durch das Amt der Botschafterin auch andere junge Menschen begeistern möchte. Von der Kampagne erfahren hat sie über ihren zweiten Lehrbetrieb und sich gleich bereit erklärt, sich dafür einzusetzen. "Das ist eine gute Sache", ist sie überzeugt – und macht sich wieder ans Pflügen.

Weitere Infos zur Kampagne des Bildungsministeriums gibt es unter www.die-duale.de.

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