Kittel statt Anzug

19.10.2012, 16:03 Uhr
Kittel statt Anzug

© Margit Schachameyer

Tobias Koglin zeigte dem Rathauschef an diesem Nachmittag zumindest ein kleines Spektrum des Aufgabengebiets von Pflegekräften auf. „Es geht aber nicht nur um die Pflege selbst, sondern auch um professionelle Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen wie Ärzten, Krankengymnasten und Logopäden. Außerdem ist der Nachweis über korrekte Arbeit sehr wichtig. Wir haben permanent Prüforgane im Haus, die uns unangemeldet besuchen“, erklärte Heimleiterin Heike Landshuter. „Die wichtigsten Überprüfer sind die Heimaufsicht und der Medizinische Dienst der Krankenkassen. Das zieht nach sich, dass wir natürlich einen gewissenhaften Nachweis darüber führen müssen, welche Leistungen wir wann erbracht haben.“ Eine Reduzierung der Dokumentation in Pflegeheimen erscheint der Einrichtungsleiterin daher unwahrscheinlich.
Der Pflegeberuf ist ein anstrengender, aber auch ein sehr schöner, wissen Heike Landshuter und ihr Pflegepersonal. „Unter dem schlechten Image, das Pflegeheime in der Öffentlichkeit oft haben, leiden wir allerdings schon“, sagt sie. Zu oft werde übersehen, „dass in den meisten Pflegeheimen wirklich hervorragende Arbeit geleistet wird“. Neben Bewohnern, die sich schlecht eingewöhnen können, gibt es ungleich viele mehr, die sich bald richtig wohl fühlen und eine enorme Verbesserung ihrer Lebensqualität erfahren: Sie sind der Einsamkeit entronnen, sie haben auf einmal wieder ein gesellschaftliches Leben, und sie blühen auf, weil sie immer zuverlässig die Hilfe bekommen, die sie brauchen. Dies würde in Berichterstattungen allzu oft vergessen, meint Heike Landshuter: „Aufgrund der schlechten Presse sind neue Bewohner und Angehörige oftmals beim Einzug extrem misstrauisch und sehen nicht mehr, wie gut eigentlich gepflegt wird, wie sehr sich die Pflegekräfte bemühen und was Bewohnern und Angehörigen alles Gutes getan wird.“


Das Wolframs-Eschenbacher BRK-Seniorenwohnen bietet Plätze für 104 Senioren. Rund 70 Personen arbeiten im Heim, die meisten in der Pflege. Im Bereich Pflege wird auch ausgebildet. Derzeit absolvieren zwölf junge Leute die Ausbildung zum Altenpfleger, verteilt auf drei Jahrgänge. Ziel des „Rollentauschs“ war es auch, aufzuzeigen, dass der Beruf des Altenpflegers viel abverlangt, dass man viel wissen und können muss, so Heike Landshuter: „Allen Unkenrufen zum Trotz lohnt es sich, in die Altenpflege zu gehen. Es ist ein anspruchsvoller, auch anstrengender, aber sehr sinngebender Beruf im Dienst am Nächsten, in dem man eine Menge zurückbekommt.“
Michael Dörr schaute den Pflegekräften im Rahmen des „Rollentauschs“ über die Schulter und brachte sich auch aktiv ein. Der Heimleitung sagte er weiterhin die Unterstützung der Stadt Wolframs-Eschenbach zu, wo immer es möglich ist.
Der „Rollentausch“ ist Teil des Forums Soziales Bayern, das im Februar 2005 vom bayerischen Sozialministerium gegründet wurde. Ziel des Forums ist es, im Dialog zwischen Wohlfahrtsverbänden, Politik und Wirtschaft die Strukturen für ein soziales Bayern weiterzuentwickeln und die Notwendigkeit der sozialen Arbeit und Pflege wieder mehr in die öffentliche Wahrnehmung zu rücken, erklärt die Einrichtungsleiterin.

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