Landfrauen auf der Messe Altmühlfranken in Gunzenhausen

20.4.2015, 07:00 Uhr
Landfrauen auf der Messe Altmühlfranken in Gunzenhausen

© Natalis

„Brot – Genuss bis zum letzten Krümel“ heißt eine Kampagne des Bayerischen Bauernverband, die die hiesigen Landfrauen nun auf der Messe Altmühlfranken publik machten. In ihrem „Kochstudio“ in Halle G zeigten die Landfrauen, die ja oft auch eine hauswirtschaftliche Ausbildung haben, was man aus altem Brot alles noch auf den Tisch zaubern kann. Von Kräuter-Croûtons bis hin zu europäischen Variationen von Fleischküchle konnten sich die Messebesucher auf den Geschmack bringen lassen und viele Anregungen holen.

Während Sieglinde Auernhammer altem, klein gewürfeltem Brot mit frischen Kräutern – die sie gegenüber beim Stand des Kreisverbands für Gartenbau und Landespflege bekommen hatte – und frischem Bärlauch ganz neue Würze verlieh, informierte Helga Horrer über den Hintergrund der Aktion. Die Kreisbäuerin und ihre Mitstreiterinnen wenden sich damit gegen die zunehmende Verschwendung im Nahrungsmittelbereich.

Jeder Landwirt, machte Horrer am Stand der Landfrauen deutlich, wendet viel Mühe und Sorgfalt auf, bis das wertvolle Brotgetreide geerntet werden kann. Und auch danach ist noch einiges an Energie notwendig, bis ein fertiger, duftender Laib Brot daheim aufgeschnitten werden kann. Insgesamt jedenfalls ist dieses Nahrungsmittel viel zu wertvoll, als dass auch nur ein Brösel davon vergeudet werden sollte, ist Horrer überzeugt.

Brot einfach wegzuschmeißen, das wäre noch vor einigen Jahrzehnten undenkbar gewesen. Vom Kirschmichl bis zur Brotsuppe haben die Landfrauen viele alte Rezepte ausgegraben, aber es gibt auch neue Ideen: Seien es die Brotlasagne oder die Brot-Kartoffelknödel, aber auch Brotchips, die Brigitte Boscher ganz spontan vorstellte, sind eine gute Alternative.

Welchen Beitrag können Kommunalpolitiker zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung leisten, was können sie tun, damit die Plastikmüllberge nicht uferlos ausarten? Das wollte Horrer vom stellvertretenden Landrat Robert Westphal wissen. Konkret kaum etwas, musste der Rechtsanwalt und Landwirt aus Meinheim eingestehen, denn weder Stadtparlamente noch der Kreisrat haben hier genügend Einfluss. Allerdings könne jeder einzelnen mit gutem Beispiel vorangehen und das Thema in die Gesellschaft tragen, gemäß dem Stichwort, dass der stete Tropfen den Stein höhlt.

Die Schulen, weiß Helga Horrer, wären ein wichtiger Ansatzpunkt und zumindest Gertrud Strobl tut hier bereits ihr Bestes. Für die Lehrkraft am Gunzenhäuser Berufsschulzentrum ist es selbstverständlich, ihren Schülern Müllvermeidung ebenso nahezubringen, wie Resteverwertung oder die Vorzüge von regionalen und saisonalen Lebensmitteln.

Bequem soll es sein und immer verfügbar. Noch kurz vor Ladenschluss sollen die Regale beim Bäcker möglichst gut gefüllt sein, diesen Anspruch haben heute viele Verbraucher.  In dieser Richtung passt auch, dass sich immer mehr Menschen ihr Brot bereits beim Bäcker schneiden lassen. Dieses Schnittbrot muss dann in Plastik eingepackt werden, damit es nicht ganz so schnell austrocknet. „Traurig“ findet das Gertrud Strobl, wenn die Menschen nicht einmal mehr fähig sind, daheim Brot aufzuschneiden.

Man wolle, versichert die Kreisbäuerin am Ende, das Rad nicht zurückdrehen, beileibe nicht. Aber wenn sich die Menschen wieder ein bisschen mehr auf regionale und saisonale Produkte besinnen, dann wäre schon viel geholfen. Aus denen lassen sich nämlich auch ganz wunderbar exotische Gerichte herstellen, etwa Balkan-Fleischküchle oder Rindflsich nach afrikanischer Art. Und an Weißbrot-Gnocchis ist doch auch nichts auszusetzen. Wer dazu lieber ein Wiener Schnitzel möchte – nur zu, für die Semmelbrösel zum Panieren kann man ganz wunderbar richtig knochentrockene Semmeln verwenden.

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