Klimakiller Rind?

Landwirt will mit Mythen aufräumen: Verkehr viel schlimmer als rülpsende Kühe

13.9.2021, 05:59 Uhr
Landwirt will mit Mythen aufräumen: Verkehr viel schlimmer als rülpsende Kühe

© Foto: Jürgen Leykamm

Die These vom "Klimakiller Kuh ist ein kompletter Unsinn", betont Erwin Auernhammer bei einem Pressegespräch im heimischen Indernbuch. Rinder seien vielmehr Teil eines natürlichen Kreislaufes. Die Pflanzen nähmen ja zunächst einmal das Kohlendioxid aus der Luft auf, bevor sie von den Wiederkäuern gefressen würden. Wenn diese dann wieder CO₂ ausschieden, beginne das Spiel von neuem. Es werde quasi nur etwas von der einen Tasche in die andere und dann wieder zurück gesteckt.

Eigentlich aber komme es noch besser, behauptet der Kreisobmann. Denn die Kuh gebe ja nicht alles von dem gebundenen Gas wieder ab – ein guter Teil bleibe in der Milch beziehungsweise im Fleisch. Und auch was Methan anbetreffe, sei das landläufige Rechenmodell falsch.

Dieses hochwirksame Treibhausgas werde zwar von den Rindern ausgestoßen und sei für das Klima erheblich problematischer als CO₂, verbleibe aber wesentlich kürzer in der Atmosphäre. Außerdem sinke die Zahl der Rinder in Deutschland stärker als die Methankonzentration in der Luft.

Viele falsche Berechnungen

Was die Emissionen an sich anbelange, sei bislang oft ein Vergleich mit dem Auto bemüht worden, der sich mittlerweile aber als falsch erwiesen habe. Erwin Auernhammer verweist dabei etwa auf einen kürzlichen Bericht in der Tagesschau: Während beim Tier auch die Milcherzeugung, die Düngemittel- und Fleischproduktion mit einberechnet worden sei, habe man sich beim Auto bislang lediglich auf die Fahrleistung beschränkt – und die Herstellung oder Instandsetzung außen vor gelassen, so der Tenor des Berichts.

Um diese Faktoren bereinigt, trage der Verkehr 19 Prozent der Gesamtemissionen in Deutschland bei, lediglich 3 Prozent hingegen der Verdauungstrakt der Kuh. Deren Wasserverbrauch werde ebenso oft fälschlicherweise als ökologisch schädlich beklagt. Denn die 15.000 Liter, die es für die Produktion eines Kilogramms Rindfleisch bedürfe, "sind zu 93 Prozent Regenwasser", wie Auernhammer unterstreicht. Werde dieses beispielsweise nicht für das Wachstum von Futter verwendet, "fällt es ja trotzdem auf die Erde, ist aber für die menschliche Ernährung verloren". Dann nämlich, wenn das feuchte Nass auf keine landwirtschaftliche Nutzfläche treffe.

Hinzu komme, dass ein Großteil des Grünlandes nicht mehr zu Acker gemacht werden dürfe und im Prinzip nur durch die Rinderhaltung nutzbar sei. Wer Wiesen wolle, müsse auch zu ihr Ja sagen. Und Auernhammer setzt noch einen drauf: Es seien gerade "die Veganer, die auf Ackerland angewiesen sind".

"Bauern sind als Wähler nicht so interessant"

Probleme fürs Klima bereiteten indes jene Emissionen, die eben keinen Teil eines natürlichen Kreislaufsystems bildeten. Wie etwa jene, die durch die Nutzung von Erdöl hervorgerufen würden. Er wundere sich, dass gerade die Abgeordneten der Grünen zu den Vielfliegern im Bundestag zählten. Das Fliegen werde von ihnen aus Rücksicht auf ihre Wählerklientel auch nicht so schlechtgeredet wie die Rinderhaltung, unterstellt der Kreisobmann Kalkül.

Es sei eben immer leicht, die Ursachen für Probleme da zu suchen, wo zu deren Behebung der eigene Lebenswandel nicht hinterfragt werden müsse – sondern andere zum Handeln aufgefordert seien. Eben, die Landwirte. "Die Bauern sind als Wähler eben nicht so interessant", mutmaßt der Kreisobmann.

Natürlich habe die Landwirtschaft einen Anteil am Klimawandel, was derzeit mit acht Prozent beziffert werde. Doch das sei der Preis für die Erzeugung von Lebensmitteln – "und ohne die geht es nicht, ein Urlaubsflug aber müsste nicht sein", weist Auernhammer auf Einsparpotenzial an Emissionen hin.

Es sei der gesamte Verkehrssektor, der in die völlig falsche Richtung tendiere. So habe sich beispielsweise die Zahl der Fluggäste in Deutschland von 1990 bis 2018 auf 125 Millionen verfünffacht. Solche Tendenzen seien fürs Klima wesentlich verheerender als rülpsende Kühe. Die Wetteränderungen in den Covid-Jahren, als der Flugverkehr deutlich eingeschränkt wurde, könnten durchaus auf die wirklichen Klimakiller hinweisen.

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