Landwirtschaftsmeister trafen sich in Wachstein

8.12.2016, 12:08 Uhr
Landwirtschaftsmeister trafen sich in Wachstein

© Jürgen Leykamm

Es war ein besorgniserregendes Szenario, das Otto Körner entwarf. Das Thema brennt unter den Nägeln, wie der Direktor der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf im gut gefüllten Saal des Gasthauses Oster verdeutlichte. Der Referent blickte dabei bis ins Jahr 2050, machte aber auch klar, dass schon die heutige Wirklichkeit mit dem romantisch gefärbten Blick auf das Agrarwesen so vieler Zeitgenossen wenig zu tun hat.

Am Beispiel der 24-Millionen-Stadt Sao Paolo stellte Körner die Gretchenfrage: „Wie wollen sie die kleinbäuerlich satt kriegen?“ Jährlich wächst die Weltbevölkerung um 80 Millionen Menschen, was der Einwohnerzahl Deutschlands entspricht. 2050 könnten den Globus bis zu zehn Milliarden Erdenbewohner bevölkern. Zur Verfügung stehen nach Körners Worten heute 1,5 Milliarden Hektar Ackerfläche, um sie zu ernähren. Sie müsste eigentlich um mindestens ein Drittel anwachsen, um die Versorgung gewährleisten zu können. Doch Potenzial hierzu gibt es wenig.

Aufgrund der Intensivierung haben sich die Erträge in den letzten 50 Jahren verdreifacht, „sonst hätten wir schon jetzt zu wenig Fläche“, betonte Körner. Staaten wie China haben die Not längst erkannt und wollen sie durch „Land grabbing“ lösen. So wird derzeit etwa auf fast drei Millionen Hektar im Kongo Palmöl ausschließlich für den chinesischen Markt produziert.

„Es wird enger“

Die Äcker dieser Welt müssen in jüngster Zeit aber auch immer stärker als Lieferanten für Fischfutter für die Aquakulturen herhalten. Die „Ernte“ dieser riesigen Fischzuchten war heuer erstmals genauso hoch, wie den Fischern in den Weltmeeren ins Netz gingen. „Es wird enger, es wird knapper“, machte Körner klar.

Weniger Fleischverzehr ist in seinen Augen aber keine Lösung, denn damit würde gerade einmal ein Siebtel der weltweiten Ackerfläche freigesetzt. „Und die Damen müssten dann wieder Baumwollschuhe tragen“, so Körner mit Blick auf die dann wegfallenden Nebenprodukte wie Leder. Weltweit steigt der Fleischverbrauch weiterhin an. In den vergangenen fünf Jahren hat er sich in China versechsfacht, da falle ein Veggie-Day in deutschen Kantinen kaum ins Gewicht.

Ansetzen könnte man, erklärte der Direktor launig, auch bei den Haustieren. Immerhin brauche es die Ackerflächen von Baden-Württemberg, Hessen und Schleswig-Holstein zusammen, um Hund und Katz in Deutschland satt zu kriegen. Das Agrarwesen komplett auf „Bio“ umzustellen, hat für Körner auch keinen Sinn, da man dann nahezu doppelt so viele Hektar Acker brauche, wie jetzt global zur Verfügung stehen.

Letztlich helfe wohl nur eines: die Produktion und damit die Erträge auf den vorhandenen Flächen „massiv zu steigern“. Deutschland hat dieses Potenzial nach Körners Worten aber bereits weitgehend ausgereizt. Langfristig sei auch weltweit mit Verknappungen zu rechnen, was die Erzeugerpreise steigen lasse. Bis 2050 sagt der Referent hier einen gewaltigen Schub nach oben voraus. „Werden die Landwirte dann alle Millionäre und mit den Rothschilds zum Essen gehen?“, fragte Körner provozierend. Dem sei natürlich nicht so. Denn die Gewinner werden nicht zwangsläufig die Bauern sein, sondern die Eigentümer der Flächen. Die Pachtpreise werden sich ebenso weiter nach oben entwickeln.

Was auf dem Acker bestellt wird, müsse auch auf den Tellern ankommen, gab Körner zu bedenken. Das geschehe aber oft nicht, in der Dritten Welt wegen mangelnder Lagerung und in der ersten aufgrund der Wegwerfmentalität. Hier gelte es, die Stellschrauben genauso nachzuziehen wie bei der Technisierung. Körner geht davon aus, dass sich die ressourcenschonende Bewässerung über Leitungen im Ackerboden immer mehr durchsetzen wird. Das macht aber nur Sinn, wenn punktgenau gesät wird. Die Digitalisierung macht es möglich.

Genau diese stehe aber im scharfen Kontrast zum Bild der Landwirtschaft, das in der Werbung oder in Kinderbüchern transportiert wird. Hier werde ein verklärtes Bild für eine satte Gesellschaft gezeigt, die den Bezug zum Agrarwesen verloren habe.

Der VlM-Kreisvorsitzende Erwin Auernhammer nutzte im Anschluss an den Vortrag die Gelegenheit, zahlreichen Absolventen zu ihren Abschlüssen zu gratulieren. Die Fachakademie Triesdorf haben Dorinna Preuer (Dettenheim) und Anna Winter (Kaltenbuch) erfolgreich abgeschlossen, die Höhere Landbauschule Triesdorf Stefan Niederlöhner (Thalmannsfeld). Mit Patrick Schiele (Mannholz), Florian Bleicher (Wettelsheim) und Thomas Brickel (Engelreuth) hat der Verband auch drei neue Meister in seinen Reihen.

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