Lesung in Gunzenhausen: Stilecht und nicht bierernst

25.1.2017, 12:00 Uhr
Lesung in Gunzenhausen: Stilecht und nicht bierernst

© Foto: Mehlhose

Unverkrampft und gar nicht bierernst sollte das Literatur-Event ablaufen, quasi so, wie es in irischen Pubs ganz normal ist: Schriftsteller und Journalisten, Politiker und Penner, Aristokraten und Arbeiter geben sich dort die Klinke in die Hand und treffen auf Augenhöhe aufeinander, solange jeder sich zu benehmen weiß.

Ein inniges Verhältnis

Und gerade die Schreibzunft ist auf der Grünen Insel immer schon ein inniges Verhältnis zu geistigen Getränken und öffentlichen Trinkstätten eingegangen; nicht wenige Autoren sind nicht nur für ihre Werke, sondern auch ihre exzessiven Kneipentouren berühmt geworden. Mit solcherlei – teils von eigenen Erfahrungen geprägten – Erläuterungen über Irlands Pubkultur nahm Bernhard Bahls das Publikum launig auf eine Reise nach Dublin, zur Guinness-Brauerei, auf den Spuren der Schwarzbrenner und in die Geschichte des Whiskeys mit. Faktenwissen einmal anders, und mit grün beleuchteten Getränkeflaschen, irischer Musik im Hintergrund und süffigem Stout stimmig abgerundet.

Die in die Kurzreferate eingeflochtenen Hinweise auf bestimmte Bücher und Schriftsteller wurden von der Literaturwissenschaftlerin Kristy Husz aufgegriffen, die – im Wechsel mit den Berichten des Wirts – Texte aus und über Irland vortrug. So konnten die Gäste gemeinsam mit Ralph Giordano und Heinrich Böll Guinness trinken, mit dem Comedian Tony Hawks über die „Hausbetrunkenen“ eines jeden Pubs sinnieren, Flann O’Briens skurrilen Ergüssen über Hochprozentiges lauschen, dank Roddy Doyle die gefährlichen Seiten des Saufens miterleben und nicht zuletzt Brendan Behan, ein Genie, das seine Freundschaft mit König Alkohol mit einem frühen Tod bezahlte, kennenlernen.

Den amüsierten Zuhörern am Tresen und an den Tischen gefiel das Veranstaltungskonzept sichtlich gut. Wünschenswert wäre allein ein etwas größerer Andrang gewesen. Vielleicht kommt es dazu allerdings schon beim nächsten Mal, denn Begegnungen zwischen Literatur und Alkohol soll es in der Cayman-Bar ab sofort immer mal wieder geben. Man darf also gespannt darauf warten, welches Thema Husz und Bahls nach Irland in den Mittelpunkt rücken werden, möglicherweise dann sogar in Kombination mit einem sogenannten Getränke-Tasting.

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