"Mariechen" bringt Senioren zum Lachen

17.7.2018, 06:13 Uhr

© Jürgen Eisenbrand

"Wenn wir lächeln, werden wir glücklicher", verriet Heißmann seinen etwa 60 Zuhörern, die sich bis wenige Minuten vor der Ankunft des berühmten Besuchers gemeinsam für den Auftritt warmgesungen hatten. Beim Lächeln würden nämlich "Glückshormone frei", sagte er, und es war für Beobachter faszinierend zu sehen, wie es ihm mit ein paar scheinbar mühelos hingeworfenen Witzchen und Pointen gelang, für genau diesen "Hormonschub" zu sorgen.

Viele der zumeist hochbetagten Heimbewohner amüsierten sich beinahe schenkelklopfend, andere eher still — aber die Freude, die sie an Heißmanns Auftritt hatten, war nahezu allen deutlich anzumerken. Insbesondere, als er nach etwa 20 Minuten Gag-Feuerwerk das Lied "Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht" aus der Operette "Die Csárdásfürstin" anstimmte — und anschließend zum gemeinsamen Singen einlud.

Beim "Frankenlied" stimmten die Senioren kräftig mit ein, und beim kurz vorher noch geübten "Am Brunnen vor dem Tore" bekam Heißmann schon beinahe Fischerchöre-mäßige Unterstützung aus dem Publikum — und kräftigen Applaus inklusiver vereinzelter "Bravo"-Rufe.

Eingefädelt hatten den Benefiz-Auftritt die beiden Chefs im AWO-Heim, Einrichtungsleiterin Margit Schmidt und Pflegedienstleiter Hans-Rüdiger Kopatschek. Sie schrieben Heißmann einen Brief, den alle Bewohner unterzeichneten, und fragten freundlich an, ob er bereit wäre, dem Haus einen Besuch abzustatten. Und im Gegensatz zum ebenfalls angeschriebenen Markus Söder, der lediglich ein reichlich unpassendes Video mit einem Grußwort zu einem Wissenschaftler-Kongress schickte, sagte Heißmann zu.

"Ich finde es sehr nett, wenn Menschen Interesse an mir bekunden", begründet der vielbeschäftigte Künstler und Unternehmer, der zusammen mit Martin Rassau und weiteren Partnern die "Comödie" in Fürth (120 000 Besucher pro Jahr) betreibt, seinen Besuch im Hahnenkamm. "Ich versuche, sowas möglich zu machen, wenn ich Zeit habe."

© Jürgen Eisenbrand

Motivation dafür sei weniger sein Glaube – Heißmann ist seit 30 Jahren im Kirchenvorstand aktiv —, antwortet er auf eine entsprechende Nachfrage: "Ich denke, das ist mehr eine Sache der Kinderstube, der Erziehung, wie man mit Menschen umgehen sollte." Zudem profitiere ja auch er von solchen Begegnungen, lerne immer etwas dazu: "Man wird zum Beispiel demütig, wenn man sieht, wie es einem im Alter ergehen kann — und wie gut es uns jetzt noch geht."

In Heidenheim machte Heißmann im Anschluss an seinen etwa 40-minütigen Auftritt mit Schmidt und Kopatschek noch einen Rundgang durch das Heim, lobte die freundlichen Farben an den Wänden, den liebevollen Umgang der Pfleger mit den Bewohnern und die üppig bewachsenen Hochbeete im Garten, deren Erträge in der heimeigenen Küche zu gesunden Mahlzeiten verarbeitet werden: "Wir kochen noch selbst und erledigen auch die Hauswirtschaftsarbeiten selber", erzählt Margit Schmidt nicht ohne Stolz.

Im Garten der zu 100 Prozent ausgelasteten Einrichtung, die 84 Bewohner beherbergt und 90 Mitarbeiter beschäftigt, traf Heißmann dann zufällig auf Heidenheims Bürgermeisterin Susanne Feller, die gerade auf dem Weg zu einem Geburtstagskind war. Und kaum waren drei freundliche Sätze gewechselt, hatten die beiden einen Auftritt des veritablen Sängers Heißmanns bei einem Kirchenkonzert in "Hanna" schon beinahe fix vereinbart. Und die Rathaus-Chefin zog mit einem Lächeln im Gesicht weiter.

© Jürgen Eisenbrand

Kopatschek, der seit 15 Jahren in Heidenheim arbeitet, bekam von Heißmann mit der wunderbar witzigen Nachahmung von Donald Duck einen Sonderwunsch erfüllt, und als Margit Schmidt dem Entertainer gestand, sie habe als großer Heißmann-Fan in der Nacht vor seinem Besuch vor Aufregung kaum schlafen können, fragte "Mariechen" entwaffnend offen-sympathisch und schwer fränkelnd zurück: "Ja warum denn? Wemmer naggerd douschdenner, simmer doch alle gleich!"

Nach gut 90 Minuten schließlich setzte sich Humorist Heißmann wieder in seinen grauen Audi und machte sich auf den Heimweg. Den vor dem AWO-Heim versammelten Bewohnern und Pflegekräften winkte er freundlich zu — und hinterließ ihnen noch einen freundlichen Rat vom Experten: "Behalten Sie sich Ihr Lächeln, verarschen Sie sich ruhig auch mal selber. Denn wer keinen Spaß versteht, soll sich gleich einen Blumentopf kaufen, damit auf den Friedhof gehen — und warten, bis er dran ist."

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