Meinheim lässt sich von Corona nicht unterkriegen

10.4.2021, 16:40 Uhr
Meinheim lässt sich von Corona nicht unterkriegen

© Foto: Posaunenchor

Seit sieben Jahren nämlich heißt der dortige Bürgermeister Wilfried Cramer. Und genauso viele Paare durfte er 2020 durch eine Vermählung zusammenführen – so viele wie noch nie in seiner bisherigen Amtszeit: "Die Zahl der Teilnehmer bei den Trauungen musste zwar jeweils deutlich heruntergefahren werden und man saß mehrfach mit Masken da. Aber dadurch ließen sich die Heiratswilligen nicht abbringen."

Symptomatisch für Meinheim: Man traut sich! Trotz Pandemie. Die Gemeinde selbst geht dabei mit gutem Beispiel voran: Ob in Sachen Anschluss an die Markt Berolzheimer Kläranlage, Bau einer Kinderkrippe, Erschließung eines Baugebiets in Kurzenaltheim – keine bauliche Maßnahme braucht hier unter der Pandemie zu leiden. Auch die Umfunktionierung des Raiffeisengebäudes zum Bürgerhaus schreitet voran.

Dorfwettbewerb: Hoffen auf heuer

Seitens des Gemeinderats "musste keine einzige Sitzung ausfallen", da im Sitzungssaal die nötigen Abstände gewahrt werden können. "Als es im April 2020 erstmals zur Maskenpflicht kam, haben wir dank einer Spende eine Verteilaktion vorgenommen", blickt Cramer zurück.

Meinheim lässt sich von Corona nicht unterkriegen

© Foto: Jürgen Leykamm

Nichts ging hingegen beim Dorfwettbewerb – hier wäre letztes Jahr nach der Goldmedaille 2019 auf Kreisebene der Bezirkswettbewerb angestanden: "Wir hoffen, dass wir nun heuer in Mittelfranken antreten können." Am meisten aber machten den Bürgern die fehlenden Kontaktmöglichkeiten zu schaffen. Im Gegenzug ziehe es viele zu Spaziergängen hinaus in den Ort oder die Natur – auf der Suche nach Ruhe oder Kommunikation.

Unter anderem bei solchen Gelegenheiten bekommt Cramer dabei auch immer wieder Kritik an den Corona-Maßnahmen zu hören: "Es geht dabei nicht ums Leugnen des Virus, sondern um die Frage, ob sie nicht überzogen sind. Da schwingt die Sorge mit, dass die wirtschaftlichen Kollateralschäden am Ende viel schlimmer sein könnten als die gesundheitlichen Beeinträchtigungen."

Eruieren, was noch geht

Auch die Kirche versucht in diesen Corona-Zeiten immer wieder Trost zu spenden. Muss sich aber dabei erst selbst organisieren, so Pfarrer Reinhard Schürnbrand. Es heißt, sich gemeinsam mit dem Kirchenvorstand stets "auf neue Situationen einzustellen, zu eruieren, was noch möglich ist und dann auch alles den Gemeindegliedern verständlich zu machen". Kräftezehrende Diskussionen blieben da nicht aus. "Besonders die Situation im kirchlichen Kindergarten war und ist nicht immer einfach."

Meinheim lässt sich von Corona nicht unterkriegen

© Foto: Cramer

Das Ausbleiben der Präsenzveranstaltungen werde als besonders schmerzhaft empfunden, so der Geistliche. An Ostern ersetzte ein bei den Gemeindegliedern vor die Haustür gestelltes Osterlicht mit Osterspruch den Gottesdienst. "Parallel zum bald darauf wieder möglichen Präsenzgottesdienst wurde eine WhatsApp-Gruppe für die Kirchengemeinde erstellt, sodass von vielen nun auch zu Hause die Predigt angehört wird. Das schafft auch ein wenig Verbundenheit." Gottesdienste im Freien bildeten eine weitere Alternative. Schmerzhaft für die Kinder: "St. Martin wurde nicht gefeiert und es gab auch keine Ersatzveranstaltung", wie Schürnbrand bedauert.


Pfofeld: Ein Dorf ist aus dem Tritt geraten


Für Lichtblicke sorgt der Posaunenchor, der selbst aber den Ausfall seiner dreitägigen Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum 2020 verkraften musste. Stattdessen gab es aber ein kleines Konzert auf dem Dorfplatz. Außerdem haben im Sommer die Bläser jeden Sonntag klangliche Kostproben gegeben, etwa durch einzelne Chormitglieder auf der Brücke oder auch am jeweiligen Hoftor. Und an Heiligabend sorgten fünf Musiker aus den Chorreihen beim Freiluftgottesdienst für erwärmte Herzen. Geübt wurde wenn möglich auch im Freien. Als dies nicht mehr möglich war, zog man erst ins Schützenheim, dann in die Mehrzweckhalle (solange dies noch gestattet wurde) um. Wenn sich dort ein freier Termin fand. Ist sie doch in der Pandemiezeit auch bei anderen Gruppen sehr begehrt.

Tiefgreifende Folgen

Die Einschränkungen und Unterbrechungen haben bei Einzelnen tiefgreifende Folgen, so der Vorsitzende Günther Späth. So mancher zweifle, ob er weitermachen soll. "Entscheidet sich jemand fürs Aufhören, wird er wohl nie wieder anfangen", prognostiziert er. Bei der Schützenkapelle hingegen blickt man erwartungsfroh in die Zukunft: "Wann geht es endlich wieder los?" oder "Die Blasmusik fehlt mir ohne Ende" bekommt Vorsitzender Bernd Gempel von seinen Musikern oft zu hören. Bewusst hat er sich mit seinen Mitstreitern gegen eine Online-Variante der Jahresversammlung im Januar entschieden. Die virtuelle Version "hätte den Charakter des Treffens verändert", das eben gerade von der Gemeinschaft und der Geselligkeit lebe. Andere Aktionen wiederum wurden online durchgeführt: "Mit durchaus zufriedenstellendem Anklang", so der Vorsitzende.


Den Windsfeldern fehlt die Gemeinschaft


Zu verkraften gilt es vor allem das Fehlen von Proben und Mitwirken bei Festen. Dafür aber wurde ein Video erstellt: Die Beteiligten nahmen sich beim Musizieren selbst auf und "klebten" die Aufnahmen dann digital "zusammen". Zur Belohnung gab es für alle Mitglieder Freibier, mit dem sie auf das Videoprojekt anstießen. Coronakonform wurde der Trinkgenuss den Musikern vor die Haustür gestellt. Der Titel des aufgenommenen Musikstücks heißt übrigens sehr passend "Ohne Liebe geht es nicht" und ist hier zu finden: https://fb.watch/3Gy-I5UbNR

Meinheim lässt sich von Corona nicht unterkriegen

© Foto: Cramer

Ein ähnliches Bild beim Schützenverein selbst: "Es ist so ziemlich alles ausgefallen", ärgert sich Schützenmeister Florian Albrecht. Zwischen den beiden Lockdowns habe lediglich wieder etwas Gastbetrieb und Schießsport stattfinden können. Auch hier ist man skeptisch bezüglich Online-Lösungen: "Geselligkeit lässt sich nicht am Computer ersetzen. Da macht man zwischenmenschlich mehr kaputt als gut." Er hoffe, dass bald wieder Normalität einkehre, aber keine neue – "die alte wäre am besten."

Grillen ja, singen nein

Eher surreal mutete es an, als der Männergesangverein im Sommer zu einem musikalisch stillen Grillfest einlud – "Singen durften wir nämlich nicht", so der Vorsitzende Robert Engelhardt – und das trotz 140-jährigem Jubiläum. Jenes feierte die Feuerwehr schon 2019. Wichtiger sind hier natürlich die Übungen, die durch die Lockdowns zum Erliegen kamen. Was bezüglich der Schlagkraft bei Einsätzen doch sehr bedenklich sei, wie der Vorsitzende Sebastian Cramer moniert. Ihm bereitet vor allem Sorge, "dass durch die Einschränkungen, die viele auch gar nicht mehr nachvollziehen können, uns die Jugend wegbricht".


Lichtblicke in Gnotzheim: Renovierungen und Musiker


Eine Ehrenrunde darf indes beim Gartenbau- und Heimatverein die Vorsitzende Ilse Zäh in ihrem Amt drehen. Denn die letztjährigen Wahlen, bei denen sie dieses zur Verfügung stellen wollte, fanden nicht statt. Für Zäh natürlich nicht wirklich schlimm. Wesentlich bedauerlicher sei es gewesen, dass es "kein Treffen der Kinder gab".

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