Mit dem Mountainbike auf der Erfolgsspur

4.1.2013, 16:13 Uhr
Mit dem Mountainbike auf der Erfolgsspur

 Der 19-jährige Gunzenhäuser ist begeisterter Mountainbiker, er hat ein erfolgreiches Sportjahr 2012 hinter sich, eine lange Saison vor sich und bereits ein Datum in Gunzenhausen fest im Terminkalender: den 12. März.

Dann wird die Stadt die erfolgreichsten Sportler des vergangenen Jahres ehren. Der Name Sven Mägdefessel wird mit Sicherheit auf der Liste stehen, denn der Student der Physik an der Universität Freiburg wurde im Herbst in Furtwangen im Schwarzwald Deutscher Hochschulmeister. Sein Team setzte sich im Wettbewerb Mixed-Staffel, genannt „Team-Relay", knapp gegen die favorisierte Mannschaft der Hochschule Furtwangen durch. Jeder der vier Starter einer Mannschaft musste eine Sprintrunde mit kurzen, sehr steilen Anstiegen durchfahren. Das dauerte etwa fünf Minuten, und dann wurde der Staffelstab – in diesem Fall eine Trinkflasche – an den nächsten Aktiven weitergereicht. In jedem Team musste mindestens eine Frau vertreten sein.

Nach dem überraschenden Erfolg genossen die Freiburger umso mehr die Siegerehrung mit allem, was dazugehört: Goldmedaille und Nationalhymne. Immerhin handelte es sich um eine nationale Meisterschaft. Für Sven war es etwas Neues, so im Rampenlicht zu stehen – und es gefiel ihm und weckte die Vorfreude auf mehr. So ganz nebenbei startete er in Furtwangen auch in der Hobbyklasse und kam in dem großen Teilnehmerfeld auf den dritten Platz. Auch dieses Resultat kann sich samt der errungenen Bronzemedaille sehen lassen, aber „da ist noch viel Platz nach oben", bekennt der 19-Jährige. Die besten deutschen Mountainbiker haben eine Lizenz, ausgestellt durch den Bund Deutscher Radfahrer (BDR). Sie berechtigt dazu, bei den besonders attraktiven und anspruchsvollen Rennen an den Start zu gehen. Nur so kann der Sprung in die nationale Elite gelingen.

Für das neue Jahr verfügt Sven Mägdefessel über eine solche Lizenz, und er kann und will voll durchstarten. Die guten Ergebnisse von Furtwangen erleichterten und ermöglichten ihm darüber hinaus den Zugang zu einem Radteam, und dort wird schon fast profimäßig gearbeitet. Svens Truppe nennt sich BQ Cycling Team. Dahinter stehen die Freiburger Radmarke BQ und ein örtliches Radgeschäft. Natürlich haben die Biker die gleichen werbewirksamen Trikots, und sie können auf die Hilfe von Sponsoren zurückgreifen. Auf diese Weise werden die Startgelder gezahlt, kleine Siegprämien winken, und vor allem erhält der Student aus Gunzenhausen erstmals sehr kostengünstig ein maßgeschneidertes Racebike. Bisher musste er mit seinem „privaten", heiß geliebten Fahrrad vorliebnehmen, jetzt tun sich neue Dimensionen auf, um bei den vielen anvisierten Rennen im Schwarzwald, in den Alpen und vielleicht auch in den Vogesen auf sich aufmerksam zu machen.

Svens „Ding" sind die Marathons, also Ausdauerrennen, die gerne drei bis vier Stunden dauern können. Im Alter von etwa 15 Jahren entdeckte er seine Vorliebe dafür. Seitdem hat er sich Jahr für Jahr gesteigert. Es ist eindrucksvoll, mit welchem „Affenzahn" die Mountainbiker die Berge bewältigen. Bei einem Rennen in den Alpen etwa ist ein einstündiger Anstieg zu Beginn durchaus etwas Übliches. Da kam es schon vor, dass Sven in eine Nebelwand geriet, kaum noch etwas sah und urplötzlich eine Kuh vor sich hatte, die lieber auf dem Bergpfad statt auf der nassen Wiese stand.

„Mountainbiken, das ist eine Welt für sich", erzählt der Student. Die Szene ist eher klein, man kennt und schätzt sich und legt Wert auf Fairness. Es wird nicht so knüppelhart und mit extremem Risiko auf Sieg gefahren wie bei den Straßenrennen. „Vielleicht ist es auch die Anstrengung am Berg, die verbindet", mutmaßt der junge Gunzenhäuser. Von Doping in seinem Sportumfeld hat er nichts mitbekommen, er selbst ist in dieser Hinsicht vollkommen unbeleckt, will auch gar nicht wissen, über welche Kanäle und von welchen Hintermännern man sich etwas besorgen könnte. Die Mountainbiker galten bislang als kaum dopingverdächtig, doch ein jüngster Todesfall, den auch Sven aufmerksam registrierte, könnte am Image nagen. Ein Sportler in seinen 40ern, der geradezu fanatisch auf Bestresultate fixiert war und dafür verschiedene Mittel einnahm, starb.

Sven will seine weitere Karriere zielgerichtet und mit Bedacht verfolgen. Er hat noch Zeit – im Marathonbereich ist es durchaus üblich, dass man Ende 20/Anfang 30 am leistungsstärksten ist und die größten Erfolge einfährt. Es geht halt um eine enorme Ausdauerfähigkeit, und dafür muss viel trainiert werden. Radsportler sind irgendwie alle „einsame Wölfe". Sie sind bereit, sich mit großer Selbstdisziplin zu schinden, wobei sie das selbst gar nicht so empfinden. Freiburg, hart am Rand des Schwarzwalds, bietet ideale Möglichkeiten. Eine typische Woche für den Physikstudenten sieht so aus, dass er in der Woche 10 bis 15 Stunden trainiert, auch im Winterhalbjahr. Morgens an der Hochschule, am Nachmittag drei Stunden auf dem Sattel, dann wieder an den Schreibtisch, so läuft es typischerweise ab.

Svens Studium (bereits 5. Semester) hat bisher unter dem ambitionierten Sportprogramm nicht gelitten, und darüber sind die Eltern Jörg und Sabine froh – und auch ein bisschen stolz. Auch Freundin Rebekka Eberle, selbst sportbegeistert, steht hinter Svens aufwendigem Hobby. Kurz gesagt gelingt es dem 19-Jährigen, alles unter einen Hut zu bringen, weil er sehr gut organisiert ist. Rumhängen, trödeln, chillen, das kennt er natürlich auch, doch davon hält er nicht viel. Er kann es sich bei seinem Sport einfach nicht leisten.

Jetzt, im tiefen Winter, liegt der Schwerpunkt auf Grundlagen- und Ausdauertraining. Da darf durchaus auch auf der Straße gefahren werden. So praktizierte es Sven in den beiden letzten Wochen bei seinem Heimaturlaub im Fränkischen Seenland. Nächste Woche geht es an der Uni weiter und damit auch mit den Trainingsausfahrten im Breisgau. Hallen- und Krafttraining ist als Ergänzung durchaus sinnvoll, aber recht begeistert klingt der künftige Bachelor-Absolvent nicht, wenn er das sagt. Vom Hometrainer will er jedenfalls nichts wissen: „Drei Stunden strampeln und dabei die Wand vor mir anstarren, das ist nichts für mich." Radfahren bei großer Kälte macht ihm nichts aus, und mit 19 ist man eben noch robust und belastbar: „Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal krank war." Von heftigen Stürzen ist er verschont geblieben. Hautabschürfungen sind im Gelände gang und gäbe, mehr ist aber zum Glück nicht passiert. Er konnte jedes Rennen zu Ende fahren.

Viel zu verdanken hat der Mountainbiker nach eigenen Worten seinem Trainer Jörg Domanowski vom TV Gunzenhausen, der über die A-Lizenz verfügt. Der Kontakt blieb auch nach dem Weggang nach Freiburg bestehen. Sven fühlt sich weiterhin durch ihn sehr gut betreut, und er erlaubt sich, bei Rennen in der fränkischen Heimat im Trikot des TV Gunzenhausen zu starten. Es ist auch Jörg Domanowskis Verdienst, wenn Sven Mägdefessel am 12. März von der Stadt Gunzenhausen ausgezeichnet wird und vielleicht im Laufe der Saison 2013 neue Siege auf nationaler Ebene erringt.

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