Mit Kräuterfrau und Druiden

7.1.2013, 16:16 Uhr
Mit Kräuterfrau und Druiden

 Nach vielem Sitzen und gutem Essen sollten Bewegung an der frischen Luft kombiniert mit interessanten Erlebnissen an denkwürdigen Orten der Pfofelder Geschichte, für Abwechslung sorgen.

Die „Karawane", bestehend aus zahlreichen Gästen des Gasthauses Kleemann und Einheimischen, zog zunächst Richtung Osten in den Wald der „Au". Eines der großen Hügelgräber tauchte im Schein von Fackeln vor den überraschten Besuchern auf. Bereits im Jahr 1880 hatte Dr. Heinrich Eidam dort Ausgrabungen durchführen lassen. Der mächtige Hügel aus Steinpackungen barg eine „Unzahl" beigesetzter Gefäße unterschiedlicher Formen. Bereits in der sogenannten Hallstattzeit vor mehr als 2500 Jahren waren an dieser Stelle Kelten beerdigt worden.

Die „Kräuterfrau" Rosemarie Dürr und der „Druide" Günter Zagel, beide Mitglieder des Kulturvereins Pfofeld, führten in die weit zurückliegende Zeit. Stimmungsvoll gekleidet und umrahmt von Fackeln erzählten sie eindrucksvoll aus dem Leben jenes geheimnisvollen Volkes. Im Bereich der „Au" lag eine Siedlung der Kelten. Eine Sippe, aus mehreren Familien gebildet, lebte dort von der Landwirtschaft. Männer und Frauen waren weitgehend gleichberechtigt. Frauen konnten etwa nicht gegen ihren Willen verheiratet werden. Sie hatten das Recht auf Eigentum und auf Scheidung. Die Druiden waren Gesetzgeber, Richter, Heiler und Berater in einer Person. Sie standen außerhalb des normalen Ranggefüges.

Begeistert von der Darbietung in stimmungsvoller Atmosphäre, zogen die Wanderer weiter Richtung Kastell „Iciniacum" bei Theilenhofen. Limes-Cicerone Christine Puff, feierlich „römisch" gekleidet, ließ vor dem geistigen Auge der Besucher humorvoll den Alltag im Kastell, im umliegenden Kastelldorf und im Römerbad im Jahr 200 n. Chr. aufleben. Im Militärlager taten einst 380 Infanteristen und 120 Reitersoldaten ihren Dienst. Im anliegenden Dorf lebten 1500 bis 2000 Zivilisten. Geschäfte, Gasthäuser, „Wellness-Oasen" und Theater bildeten den Rahmen für pulsierendes Leben vor Ort.

Vor kurzer Zeit fanden Wissenschaftler der Uni Kiel mittels geophysikalischer Methoden die Spuren eines römischen Forums mit Basilika östlich des Kastells im Boden. Derartige Platzanlagen mit einem großen Verwaltungsgebäude waren eigentlich nur in römischen Städten üblich.

Gestärkt durch Glühwein und Brotzeit ging’s nun zurück Richtung Pfofeld. Am Waldrand des „Dassenherd" tauchte plötzlich eine weiß gekleidete Frau aus der Dunkelheit auf. Die „Geist-Frau" Gerda Hackmann war aus dem 17. Jahrhundert vor den überraschten Wanderern erschienen. Mit bewegenden Worten schilderte sie das Schicksal einer Exulanten-Familie aus dem österreichischen Land „ob der Enns". Wegen ihres festen Glaubens waren die evangelischen Christen aus dem streng katholischen Gebiet verbannt worden. In Pfofeld fand die Bauernfamilie schließlich auf einem verlassenen Hof eine neue Heimat. Krieg, Plünderung, Hungersnöte und die Pest hatten die Bevölkerung des Ortes seinerzeit mehr als halbiert. Höfe, Äcker und Wiesen lagen brach.

Die „Erscheinung" aus dem Mittelalter, Gerda Hackmann, die „Römerin" Christine Puff und die „Kelten" Rosmarie Dürr und Günter Zagel ermöglichten an diesem „finsteren" Abend einer großen Zahl von Menschen aus nah und fern eine beeindruckende Zeitreise in die Vergangenheit. Für viele Gäste eine bleibende Erinnerung.

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