Mitglieder des TV Gunzenhausen "stärken uns den Rücken"

6.5.2020, 06:07 Uhr
Mitglieder des TV Gunzenhausen

© Mathias Hochreuther

Kein Handball klatscht mehr an den Pfosten, kein Leichtathlet jagt auf der Tartanbahn seiner eigenen Bestzeit hinterher, kein Judoka wirft den Gegner unsanft auf die Matte. "Momentan ist alles komplett heruntergefahren. Nicht einmal Personaltraining mit einem Trainer und einem Sportler ist erlaubt", berichtet Vereinsvorstand Kai Fucker.

Da bleibt nur die Flucht ins Digitale. Videos sollen die Mitglieder dabei unterstützen, sich fit zu halten, obwohl der gewohnte Sport der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen ist. Die Trainer des vereinseigenen Fitnessstudios "Keep it Fit" legen sich auf Facebook mächtig ins Zeug. Seilspringen, Klimmzüge, Liegestützen – all das lässt sich auch in den eigenen vier Wänden machen und sorgt zuverlässig für einige Schweißperlen auf der Stirn. "Wir haben ja auch festangestelltes Personal und wollten den Mitgliedern unseres Sportstudios trotz Corona etwas bieten", erläutert Fucker, wie es zu der Idee mit den Videos kam. "Manche von denen haben 3500 bis 4000 Klicks, das hat mich schon positiv überrascht." Das Webangebot des TV wird ergänzt durch kleine Clips von Handballer Martin Ehemann, der zeigt, wie sich die freie Natur – etwa der Wald – zur Steigerung der eigenen Fitness nutzen lässt.

Rund 500 Mitglieder hat das Sportstudio des Vereins. Zur Erleichterung von Vorstand Fucker hat die Corona-Krise daran nichts geändert. "Wir hatten natürlich Angst, dass uns reichlich Kündigungen ins Haus flattern. Dem ist aber nicht so", sagt er. Damit das auch so bleibt, will sich der Verein kulant zeigen. Die Wochen der Corona-Zwangspause werden hinten an die Vertragslaufzeit drangehängt. so ist sichergestellt, dass jeder, der beispielsweise für sechs Monate bezahlt hat, das Studio auch für sechs Monate aktiv nutzen kann. Aktuell bereitet man die Räumlichkeiten auf die Wiedereröffnung vor.

Mitglieder des TV Gunzenhausen

© Wolfgang Dressler

Noch kann niemand sagen, wann die ersten Sportler wieder an die Geräte dürfen, beim TV will man auf den Tag X aber gut vorbereitet sein. Plexiglasscheiben und reichlich Desinfektionsmittel sollen für größtmöglichen Gesundheitsschutz sorgen. Technisch wäre es zudem möglich, den Zugang ins Studio auf eine bestimmte Personenzahl zu begrenzen.

Kurzarbeit angemeldet

Momentan sind aber andere Probleme akuter. Etwa 15 000 bis 20 000 Euro Einnahmen werden dem TV über den Sommer hinweg entgehen, schätzt Fucker. Darunter etwa die Miete für die Ballettschule. "Wenn wir im Herbst weitermachen können, dann können wir das finanziell schon ganz gut ausgleichen", beschwichtigt er trotz der außergewöhnlichen Situation. Die ehrenamtlichen Übungsleiter des Vereins erhalten momentan kein Geld, für seine sieben festangestellten Mitarbeiter hat der Verein Kurzarbeit angemeldet. Eine Sportgaststätte gibt es nicht, ein Vorteil in diesen Tagen. Trotz aller Widrigkeiten mit denen sich der TV konfrontiert sieht, unterstützt Fucker die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus: "Bei mir überwiegt da klar das Verständnis. Ich denke, wir haben da, gerade auch in Bayern, gut reagiert. Wenn man jetzt zu früh anfangen würde, alles wieder zu öffnen, und dann wieder runterfahren müsste, wäre der Schaden noch deutlich größer."

Am nachhaltigsten, befürchtet er, wird die Krise die Mannschaftssportler treffen. "Das ist wahrscheinlich das Letzte, was wieder starten darf", befürchtet Fucker. Besonders auf den Handball, eine der größten Abteilungen mit umfangreicher Jugendarbeit, könnten schwere Zeiten zukommen. "Wenn es sehr lange dauert, muss man mal warten, wie es mit dem Nachwuchs aussieht. Es besteht natürlich die Gefahr, dass die sich dann einen anderen Sport suchen."

Bisher sieht es danach aber nicht aus. Die Aktiven stehen solidarisch zu ihrem Verein, lobt Fucker. "Austritte gibt es praktische keine. Die Mitglieder sind sehr tolerant und stärken uns den Rücken."

Der Altmühl-Bote hat sich in Zeiten von Corona bei den Sportvereinen in der Region umgehört, wie sie die Krise bewältigen. Weitere Berichte folgen in loser Abfolge in der Printausgabe.

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