Muss in Laubenzedel ein Haus weichen?

13.9.2019, 17:32 Uhr
Muss in Laubenzedel ein Haus weichen?

© Tina Ellinger

Ihr Haus liegt am westlichen Ortsrand des Gunzenhäuser Stadtteils, der Blick schweift über Wiesen und Felder bis hin zum Altmühlsee. Doch mit der Idylle könnte es vielleicht bald vorbei sein: Wenn tatsächlich die sogenannte Holzbauer-Trasse als Umfahrung für Schlungenhof realisiert wird, müsste wohl nicht nur ein Teil ihres Gartens dran glauben. "Vielleicht muss sogar das Haus abgerissen werden", lautet die Befürchtung der beiden.

Noch ist allerdings nichts beschlossen, nach wie vor sind verschiedenste Varianten bis hin zur "modifizierten Nulllösung", also eine Ertüchtigung der bestehenden Trasse durch Schlungenhof, im Gespräch. Gedanken machen sich die Kernstocks trotzdem in viele Richtungen, seit sie vor etwa drei Jahren aus dem Altmühl-Boten erfahren haben, dass die schon vor vielen Jahren diskutierte Holzbauer-Trasse auf einmal wieder im Rennen ist. "Da hatte ich schon ein paar schlaflose Nächte", erzählt Margit Kernstock.

Das Haus haben sie und ihr Mann vor knapp 20 Jahren von ihrer Oma übernommen. Da schon die Großmutter immer mal wieder von der "Straße, die hier vielleicht gebaut wird", berichtet hat, setzte sich Erwin Kernstock ans Telefon und klapperte die Behörden ab – bevor er jede Menge Geld, Zeit und Herzblut in den Umbau und die Renovierung der kleinen Immobilie steckte. Die Auskunft, die er damals erhielt, war klar: Die Holzbauer-Trasse ist gestorben.

Nun, vor drei Jahren, tauchte die Variante ziemlich unerwartet wieder aus der Versenkung auf. Seither "hängen wir in der Luft", so der 51-Jährige, der geplante Anschaffungen wie eine Markise für die Terrasse oder die Überdachung der Haustreppe momentan auf Eis gelegt hat. Er wisse ja nicht, ob sich solche Investitionen überhaupt noch lohnen.

Kaum Informationen

Weil es noch keine festgezurrten Pläne gibt, erhalten die Eltern zweier Kinder von den Behörden auch keine Auskunft darüber, wie es denn im Fall des Falles mit ihnen weitergehen würde. Wird ihnen eine Schallschutzwand direkt vor die Nase gesetzt? Muss das gesamte Haus der Straße weichen? Bekommen sie dann eine Entschädigung? Und wenn ja, reicht diese tatsächlich für ein neues Haus in Laubenzedel?

Zudem ist das Haus der Oma für die Familie weit mehr als ein Dach über dem Kopf. "Ich habe hier als Kind viel Zeit verbracht, unsere eigenen Kinder sind hier aufgewachsen. Es ist unser Zuhause", gibt Margit Kernstock zu bedenken. Den beiden ist klar, dass sie – sollte die Trasse gebaut werden – kaum eine Chance gegen diese Pläne haben. Alle betreffenden Grundstücke entlang der Bahnstrecke Richtung Ansbach sind schon im Besitz der Stadt Gunzenhausen, nur ihr Haus würde auf einer Strecke von etwa drei Kilometern stören: "Da geht dann das Allgemeinwohl vor."

Dass sich in der Diskussion um die Verlegung der B 13 mittlerweile Fronten zwischen den zwei betroffenen Stadtteilen gebildet haben, finden sie sehr schade. "Eine optimale Lösung wird es nicht geben, dazu gibt es viel zu viele Interessen", meint Erwin Kernstock und spielt darauf an, dass ja auch die Bahn mit der Auflassung einiger Bahnübergänge ihre eigenen Pläne verfolgt.

Optimal für ihn und seine Frau wäre die Nulllösung – "aber nicht wegen der Schlungenhöfer", wie sie betonen. Vielmehr sehen sie den hohen Flächenverbrauch als ein wichtiges Argument. Nicht zu vergessen die Kosten dieser Maßnahme: "Dafür könnte man das eine oder andere Grundstück in Schlungenhof kaufen und beispielsweise einen vernünftigen Straßenverlauf erreichen", ist der Laubenzedler überzeugt. Dazu zählen aus seiner Sicht etwa dringend benötigte Abbiegespuren.

Lieber Verkehr vermeiden

Außerdem wäre es im Sinne von mehr Umweltschutz viel wichtiger, Verkehrsvermeidung zu betreiben und nicht noch mehr Verkehrsfluss zu ermöglichen. Denn er geht davon aus, dass die – in diesem Zuge ebenfalls geplanten – Umfahrungen von Merkendorf und Muhr am See die Strecke vor allem für Lkw-Fahrer attraktiver macht. "Die locken wir von der Autobahn runter und machen uns damit unser Seenland kaputt", warnt er und zeigt auf den Ausblick vor seinem Fenster, der durch die Bahnlinie in direkter Nähe nicht wirklich beeinträchtigt wird. Auch der Lärm durch die Züge hält sich dank der eingebauten Schallschutzfenster in Grenzen, zumal sie hier "wegen der engen Kurve nicht so schnell fahren".

Wie es sich jedoch hinter einer Schallschutzwand wohnen lässt, an der die Autos vorbeirauschen, möchten sich die Kernstocks lieber gar nicht erst vorstellen. Für sie steht fest: "So einen Ausblick wie jetzt bekommen wir in Laubenzedel nicht mehr!"

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