Nach Schicksalsschlag nicht aufgegeben

31.10.2011, 12:36 Uhr
Nach Schicksalsschlag nicht aufgegeben

© Dressler

Der Name Dieter Kleemann stand seit der Gründung im Jahr 1998 für den handwerklichen Betrieb. Er baute dafür ein landwirtschaftlich genutztes Gebäude um. Ausgestattet wurde die Werkstatt mit Trockenkammer und Maschinen für die Massivholzbearbeitung. Das Geschäft florierte bald. Die Produkte aus dem Hause Kleemann waren in einer kleinen, feinen Käuferschicht geschätzt und gefragt. Für die maßgefertigten Lösungen brachte Dieter Kleemann eine fundierte Ausbildung und Qualifikation mit. Er hatte seine Ausbildung und drei Gesellenjahre in der Schreinerei Holzschuh in Arberg absolviert. Danach besuchte er die Meisterschule in Gunzenhausen und erhielt 1997 den Meisterpreis der Bayerischen Staatsregierung. In einer Möbelschreinerei in Österreich sammelte Dieter Kleemann weitere Berufserfahrung.

Für die Firma und die Familie brach im Juni 2010 eine Welt zusammen, als Dieter Kleemann an einer plötzlich auftretenden Krankheit starb. Die Zukunft der Schreinerei lag im Ungewissen. Es war Bruder Roland, selbst Schreinergeselle und Mitarbeiter von Dieter Kleemann seit den Anfängen im Jahr 1998, der sich dazu entschloss, die Flinte nicht ins Korn zu werfen. Zunächst führte er den Betrieb kommissarisch weiter und hat ihn am 1. Oktober 2010 endgültig übernommen. Er musste sich in die völlig neue Situation einfinden. Zum Glück erhielt er Unterstützung von allen Seiten, um die schwierige Anfangszeit zu meistern. Dass es weiterging, lag vor allem an dem Vertrauen der Kundschaft in die hochwertige Arbeit der Schreinerei. Es gingen weiterhin Aufträge ein. Inzwischen stellt sich die Situation wieder sehr zufriedenstellend dar. Der Betrieb läuft auf vollen Touren, erfuhren die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses mit Bürgermeister Joachim Federschmidt an der Spitze. Auch Neuerungen fließen langsam ein. Roland Kleemann investiert in die Ausstattung und kann sich auch eine personelle Verstärkung vorstellen. Derzeit macht er aber fast alles in der Werkstatt allein. Aushilfskräfte stehen wenn erforderlich zur Verfügung.

Vielseitig und abwechslungsreich

Unterstützung erhielt und erhält der Chef auch von Wolfgang Mäderer aus Gunzenhausen. Dieser kümmert sich um den kaufmännischen Bereich und kann so den Handwerker Roland Kleemann wirkungsvoll entlasten. Gegenüber den Stadträten machte Wolfgang Mäderer deutlich, dass er selbst als Kleinstunternehmer tätig ist und seine Dienstleistung auch für andere Firmen erbringen kann. Es ist das Besondere am Schreinerberuf, dass er so vielseitig und abwechslungsreich ist. Roland Kleemann kann alles, was in diesem Beruf verlangt wird, und er zieht eine besondere Befriedigung daraus. Er meint: „Man sieht, was man geschaffen hat.“ Ein „Allwissender“ sei dafür gefragt. Der Inhaber müsse sich fachlich weiterbilden, etwa über Lacke, Metallbauteile, neue Maschinen, neue Techniken. Darüber hinaus müsse er sich mit dem Computerwesen, dem Marketing und in Fragen der Berufsgenossenschaft auskennen, bis hin Vorschriften und Versicherungen. Vom Baum zum Möbelstück Den Beginn markieren Gespräche mit dem Forstamt, welche Bäume demnächst eingeschlagen werden, sei es Eiche, Buche, Fichte oder Lärche, um nur einige Holzarten zu nennen. Auch die Holzhändler aus der Region beliefern den Betrieb in der Unterhambacher Mühle.

Das bestellte Material wird angeliefert, längere Zeit gelagert, und dann beginnt die kunstfertige Umwandlung in ein Produkt, das der Kunde beispielsweise zur „Vollendung“ seiner Diele wünscht. Wie früher setzt Roland Kleemann auf Vollholz. Sein Anspruch ist, daraus maßgeschneiderte Wohnlösungen, Bademöbel, Türen oder Treppen herzustellen. Und: „Für verwinkelte Wohnsituationen findet sich immer eine passgenaue Lösung in wertvoller Optik.“ Die Möbelstücke aus dem Haus Kleemann gehen fast ausschließlich an Privatkunden. Hier macht sich der gute Ruf des Betriebs immer wieder bemerkbar. Zwar ist es eine Minderheit, die auf Vollholzmöbel aus dem heimischen Handwerk setzt, aber die ist dem Betrieb treu und empfiehlt ihn im Verwandten- und Bekanntenkreis weiter.

Kampf gegen Möbelgiganten

Gegen die Möbelgiganten mit ihrer Markt- und Werbemacht tut sich auch ein Roland Kleemann schwer, das ist klar und klang auch bei dem Gespräch mit der Besuchergruppe aus dem Rathaus an. Der Betriebsinhaber ist stets bemüht, auf seine Erzeugnisse aufmerksam zu machen und Interesse in der Öffentlichkeit zu wecken: „Man muss im Gespräch bleiben.“ Dabei wirft er ein Auge auch auf andere Kundschaft, etwa öffentliche Einrichtungen, kirchliche Institutionen, Kindergärten und das Gaststättengewerbe. Beim „Tag des Schreiners“ am 5. und 6. November macht die Schreinerei Kleemann mit und öffnet von 10 bis 18 Uhr ihre Werkstatttür. Man kann sich über die jüngsten Produkte informieren, an beiden Tagen läuft ein Gewinnspiel, und am Sonntag können die Kinder basteln.

Im Gespräch mit den Stadträten ließ Roland Kleemann anklingen, wie existenziell wichtig der wirtschaftliche Erfolg ist. Der Inhaber trägt das ganze Risiko, mit ihm steht und fällt alles, Hilfe aus einer öffentlichen Kasse in einer Krisenzeit ist nicht zu erwarten. Dabei habe der kleine Schreinerbetrieb relativ große Investitionen zu tätigen. Maschinen und Werkstatt habe eine erhebliche finanzielle Größenordnung, größer als in anderen Branchen wie Friseur, Maler und Fliesenleger. Steuererhöhungen schlagen voll ins Kontor und verteuern Material und Leistung. Auf der anderen Seite – auch das betonte der Inhaber – funktioniert die Kooperation mit Innung und Fachverband sehr gut. Und ein Familienunternehmen ermöglicht eben auch viel Eigenverantwortung. Der Inhaber hat viele Freiheiten, zum Beispiel über die Arbeitsaufteilung, und volle Entscheidungsgewalt.

Es liegt an ihm allein, erfolgreich zu wirtschaften oder eben nicht. Bürgermeister Federschmidt zog als Fazit, man habe eine interessante und gute Schreinerei gesehen. Im Übrigen müsse ein Möbelstück aus dem heimischen Handwerk nicht automatisch teurer sein als ein vergleichbares Angebot aus Industrie/Möbelhaus. Das wisse er aus eigener Anschauung.

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