Neue Hausarztpraxis in Gunzenhausen

17.1.2020, 06:03 Uhr
Neue Hausarztpraxis in Gunzenhausen

© Wolfgang Dressler

Hollweck, Facharzt für Innere- und Allgemeinmedizin, war schon lange in Schwanstetten im Landkreis Roth ansässig und betrieb dort eine Praxis.Vor rund drei Jahren stieß Silke Heckmann, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Urologie, zu ihm. Sie wurden zu einem eingespielten Team im zweiten Stock des ehemaligen Dorfschulhauses. So hätte es eigentlich bleiben können, wenn da nicht die Unstimmigkeiten mit dem Hausbesitzer gewesen wären, wie es mit dem historischen Gebäude weitergehen sollte. Die beiden Seiten wurden sich nicht einig.

Die beiden Ärzte fassten deshalb den Entschluss, sich räumlich zu verändern. Sie streckten ihre Fühler zunächst im Landkreis Roth aus und mussten feststellen, dass dort, im Speckgürtel von Nürnberg, die Immobilienpreise einfach nicht zu stemmen waren. Per Zufall machte sie ein Bekannter auf eine Immobilienanzeige aufmerksam. Da war von einer leerstehenden Praxis in der Osianderstraße 25 in Gunzenhausen die Rede, und die stand zum Verkauf. Folglich machte sich das Ärzteduo nach Gunzenhausen auf zum Treffen mit dem Makler. Der erste Eindruck von den 160 Quadratmetern (frühere Frauenpraxis Dr. Holzberger und Kollegen) war überraschend gut. Die Räumlichkeiten erschienen durchaus vielversprechend, und der Blick nach draußen auf den Altmühlsee war eine Augenweide. "Uns war gleich klar, das machen wir", erzählt Thomas Hollweck. Ihm und seiner Kollegin sagten auch die zentrale Lage, die vorhandene Infrastruktur und die nahe Apotheke s zu. Von diesem "Wohlgefühl" ausgehend, trafen die beiden schnelle Entscheidungen. Der Kauf war dann bald getätigt.

Doch fast wäre genau noch gefährdet gewesen. Der Makler hatte auch einen anderen Interessenten an der Hand. Das Blatt wendete sich zugunsten der Ärzte aus Schwanstetten, als sie mit Bürgermeister Karl-Heinz Fitz in Kontakt traten und dieser sich für ihr Anliegen einsetzte.

Die Praxis musste ganz neu aufgebaut werden. Das betraf Innenwände, Decken, Böden, Fenster und Möblierung. Die Umbauarbeiten liefen von Oktober bis Dezember. Die beauftragten Betriebe, alle aus der Region, lieferten durchweg gute Arbeit ab. Hier leistete ein befreundeter Handwerker aus Gunzenhausen gute Dienste, indem er vieles vermittelte und die richtigen Adressen empfahl.

Auch die Kassenzulassung zu bekommen, war kein Problem. Der Raum Gunzenhausen gilt als leicht unterversorgt, hier wären sogar 4,5 Allgemeinarztstellen neu zu besetzen gewesen. Jetzt sind es noch 2,5, berichten Heckmann und Hollweck.

Ganz wichtig war ihnen, ihr Helferteam mitzunehmen, und sie waren mehr als erleichtert, als sich das so fügte. Die bislang in Schwanstetten in der Praxis beschäftigten Medizininischen Fachangestellten wechselten ausnahmslos mit nach Gunzenhausen, und eine Fachangestellte kam noch hinzu.

Gegen Ende Dezember wurden die ersten telefonischen Anfragen von Patientenseite entgegengenommen, und richtig los ging es am 2. Januar. Die Praxischef können nicht klagen, Die Nachfrage war von Beginn an rege, der Start sei "sehr gut" gewesen. Das sehen sie nicht als selbstverständlich, immerhin gelte es, einen ganz neuen Patientenstamm aufzubauen in einer Gegend, wo niemand sie bisher gekannt habe. Hollweck und Heckmann freuen sich, dass einige Patienten von Schwanstetten ihnen die Treue halten, aber das sind wenige, die Entfernung ist einfach zu groß. Zum Glück sei die Hausarztsituation in Schwanstetten und Umgebung nicht so angespannt, die alten "Kunden" könnte dort ohne Probleme einen anderen Hausarzt für sich finden.

Was den beiden Medizinern zusagt, ist die etwas andere Mentalität im Vergleich zu ihrer bisheriger Wirkungsstätte. Die Patienten aus Gunzenhausen und dem Umland haben kein so hohes Anspruchsdenken, sie sind dankbar, wenn ihnen geholfen und Zeit für sie aufgebracht wird, und sie zeigen diese Dankbarkeit auch. Überhaupt geht es hier etwas persönlicher zu. So verlief die Kontaktaufnahme etwa mit Fachärzten und dem Klinikum Altmühlfranken ohne Ausnahme freundlich und in der Sache zielführend – im Interesse der Patienten. Man könne mit den Verantwortlichen direkt sprechen und erfahre Offenheit und Kooperationsbereitschaft, schildern die beiden "Neuen". Und sie lächeln dabei.

 

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