Neuer Hochwasserschutz für Gunzenhausen

17.2.2012, 21:01 Uhr
Neuer Hochwasserschutz für Gunzenhausen

© Wasserwirtschaftsamt Ansbach

Und „so günstig“, ist Federschmidt überzeugt, werde die Stadt auch nie wieder zu einem fundierten Hochwasserschutz kommen. Es sind laut Federschmidt die „markantesten Projekte“ der kommenden Jahre, die derzeit auf den Weg gebracht werden.

Zum einen will das Ansbacher Wasserwirtschaftsamt das Stadtzentrum vor künftigen Hochwassern schützen, zum anderen soll ein leistungsstarkes Pumpwerk verhindern, dass sich bei Starkregen das Wasser auf dem Marktplatz staut. Und das Ganze wird noch verbunden mit der Neugestaltung der Altmühlauen.

Bereits 2005, erläutert der Leiter des Wasserwirtschaftsamt, Arnd Bock, bei einem Pressegespräch im Gunzenhäuser Rathaus, wurde damit begonnen, alle Kommunen im Einzugbereich der Behörde auf ihre Hochwassersicherheit zu überprüfen. In Gunzenhausen stellten die Fachleute dabei eindeutig Handlungsbedarf fest, hier ist die Dringlichkeit mit Stufe zwei relativ hoch. Gleiches gilt übrigens auch für Wassertrüdingen, auch dort werden derzeit Hochwasserschutzmaßnahmen vorberaten. Ein dritter wichtiger Punkt in der Region ist für Bock Ursheim, hier ziehen sich die Verhandlungen mit der Gemeinde Polsingen nach seinen Worten aber noch hin.

Wenn das Wasserwirtschaftsamt von Hochwasser spricht, dann meint es nicht unbedingt Überschwemmungen wie zuletzt im Januar. Vielmehr will die Behörde die Stadt vor Jahrhunderthochwassern schützen. Die kommen natürlich nicht alle paar Jahre vor, sondern „überspringen auch mal eine Generationen“, hält Federschmidt den Stimmen in der Stadt entgegen, die von einer überdimensionierten Planung sprechen.

Die Seen halten nicht alles auf

Auch der Verweis auf Altmühl- und Brombachsee ist für Bock kein Argument, die Überleitung sei auf sommerliche Hochwasser ausgelegt, nicht auf richtige Flutkatastrophen. Außerdem könnte es im unglücklichsten Fall passieren, dass beide Seen voll sind. Tatsächlich aber ist das letzte Hochwasser schon ein paar Jahre her. 1988 standen weite Flächen vor den Toren der Stadt unter Wasser. Damals aber war das Überleitungssystem noch in Bau, lediglich der Altmühlsee vor den Toren der Stadt war bereits fertig.

Das Szenario, das den nun geplanten Schutzmaßnahmen zugrunde liegt, geht davon aus, dass beim Pegel Aha 180 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durchrauschen. Normalerweise transportiert die Altmühl hier in ganz gemächlichem Tempo gerade einmal 5 bis 6 Kubikmeter pro Sekunde. Dazu rechnen die Experten, erläutert Bauoberrat Michael Müller vom Wasserwirtschaftsamt weiter, noch einen Klimaänderungszuschlag von 15 Prozent, sodass die Schutzmaßnahme auf 207 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ausgelegt sein wird.

Deren Ausführung hat in der Stadt schon für einige Diskussionen gesorgt, soll doch auf dem Gelände zwischen Promenade und Altmühl künftig eine Mauer das Wasser davon abhalten, in die Stadt zu fließen. Allerdings wird zwischen Jugendherberge und Parkhotel kein 600 Meter langes Bollwerk entstehen, versichert Bock. Im Gegenteil, legen alle Beteiligten wert darauf, die Schutzmaßnahme so dezent wie möglich in die Landschaft einzubinden. Das soll durch Geländemodulation erreicht werden, sodass die Mauer zu einem großen Teil unter der Erde verschwindet. Außerdem wird sie nicht überall ihre maximale Höhe von 1,20 Meter haben, im sensiblen innerstädtischen wird sie auf Sitzhöhe verlaufen und so sogar zum Verweilen einladen, so Federschmidt.

Lücken geben Blick auf Altmühl frei

Und die Mauer wird nicht durchgehend sein. Vielmehr sorgen Lücken dafür, dass der Blick zur Altmühl immer mal wieder freigegeben wird. Diese Lücken werden im Hochwasserfall mit Aluminiumbohlen geschlossen. Die Alternative zur Mauer wäre ein Damm gewesen, der mit bis zu zwölf Metern Breite und einer Höhe von 1,50 Metern, laut Federschmidt „Nordseeverhältnisse“ hätte und deshalb für ihn nicht in Frage kommt. Der zweite, für die Stadt mindestens ebenso wichtige Aspekt in der Planung, ist das geplante Pumpwerk im Bereich der früheren Mälzerei Lehner. Denn das ist der zentrale Punkt zur Verbesserung des Kanalnetzes.

Gunzenhausens Zentrum liegt, das ist das Problem, am tiefsten Punkt der Stadt. Bei Starkregen muss so das Wasser gegen den Druck des Flusses weggeschafft werden. Das ist schon schwer genug, doch wenn die Altmühl auch noch Hochwasser führt, geht hier nichts mehr. Das leistungsstarke Pumpwerk ist das fehlende Glied in der Kette, das künftig das Wasser unterirdisch aus der Stadt rausschafft. Und der Hochwasserschutz sorgt dafür, dass es nicht von oben wieder hineinläuft. Allerdings lässt sich so eine Einrichtung nicht einfach verstecken, zumal es im Hochwasserfall ja noch erreichbar sein muss. Die ansprechende Lösung lautet, das Pumpwerk unter einem kleinen Amphitheater zu verbergen. Und hier gehen die Vorentwürfe bereits nahtlos über in die von den ISEK-Arbeitsgruppen geforderte Umgestaltung der Altmühlauen entlang der Promenade.

Vorentwurf muss mit Regierung abgesprochen werden

Um neben der technischen Gestaltung noch Raum für die städtebaulichen Belange zu haben, hat die Stadt das Münchner Landschaftsplanungsbüro Ohmes & Schwahn, die das Gelände bereits gut kennen, mit ins Boot geholt. Deren Aufgabe war es laut Federschmidt, überhaupt dafür zu sorgen, dass die Möglichkeit für die Umsetzung der vielen Ideen aus den ISEK-Arbeitsgruppen nicht von vornherein verbaut wird. Alles, was bisher in Richtung gestalterischen Ausbau geht, sind aber laut Federschmidt reine „Gedankenskizzen“, hier sei noch überhaupt nichts festgelegt. Jetzt müsse erst einmal der „Rohbau“ (Bock) errichtet werden, bevor die Gestaltung kommt. Und wie die letztendlich aussehen wird, da werden natürlich der Stadtrat und der Lenkungsausschuss für das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) ein entscheidendes Wörtchen mitreden können, versichert Federschmidt.

Doch bis dahin wird noch viel Wasser die Altmühl hinunterfließen. Zunächst, so der Zeitplan, muss das Wasserwirtschaftsamt den Vorentwurf für den Hochwasserschutz mit der Regierung und dem Ministerium absprechen. 2013 könne man dann, hofft Bock, in die Detailplanung gehen, 2014 in die Finanzierungsphase. Insgesamt umfasst das Projekt vier Abschnitte, denn auch die Bereiche von der Jugendherberge bis zur Bahnlinie und von dort bis zur Bundesstraße müssen vor Überschwemmungen gesichert werden.

Und auch das Gewerbe und die Bewohner jenseits der Altmühl kommen zu ihrem Recht. Die Gesamtkosten schätzt Bock auf 7 bis 8 Millionen Euro, wobei rund 2,8 Millionen auf die reinen Hochwasserschutzmaßnahmen entfallen und weitere 2,8 Millionen für die Kanalertüchtigung notwendig sind oder in gestalterische Maßnahmen fließen werden. Das ist eine Größenordnung, die die Stadt allein niemals in so kurzer Zeit schultern könnte, weiß auch Federschmidt: „Wir planen Maßnahmen, die wir uns sonst gar nicht leisten könnten“.
 

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