Paukenschlag im Bauausschuss: Expert will in Comet

10.9.2014, 01:00 Uhr
Paukenschlag im Bauausschuss: Expert will in Comet

© Marianne Natalis

Von dem  Bauantrag wurden die Mitglieder des Bauausschusses durch die Bank vollkommen überrascht und nicht jeder war über diese Wendung glücklich. Am Ende wurde das gemeindliche Einvernehmen aber mehrheitlich erteilt.

Um die Zukunft des Elektro- und Elektronikmarkts Expert, der derzeit noch in der Nürnberger Straße angesiedelt ist, hatte sich in der Vergangenheit ein wahrer Eiertanz entwickelt. Die Firma wollte sich vergrößern, jahrelang zog sich die Suche nach einem gangbaren Weg im Gewerbegebiet „Auf dem großen Wasen“ hin. Strittig war vor allem die Frage, ob ein Elektromarkt in der damals noch angedachten Größe die Belange der Innenstadt tangiere. Die Sache ging bis nach München. Und blieb dort buchstäblich stecken, denn sowohl das Wirtschaftsministerium, als auch das Innenministerium verweigerten im vergangenen Jahr die Zustimmung.

Der Bauherr, die Zweite Pro Trust Immobilien- und Vermögensverwaltungsgesellschaft Gunzenhausen, deren Geschäfte Berndt Horrolt leitet, legte in der Folge eine geänderte, leicht abgespeckte Planung vor, womit der gordische Knoten vor wenigen Monaten zerschnitten wurde und die Dinge ins Rollen kamen. Zügig  wurden von städtischer Seite aus die notwendigen Voraussetzungen, wie etwa die Änderung des Flächennutzungsplans und des Bebauungsplans, geschaffen. Erst in seiner jüngsten Sitzung im August hatte der Stadtrat schließlich dem Vorhaben- und Erschließungsplan das Plazet erteilt.

Und genau das war unter anderem für Gerd Rudolph (SPD) und Manfred Pappler (CSU-Fraktionsvorsitzender) der Knackpunkt. Denn wenn Expert nun in das ehemalige Comet-Gebäude in der Bahnhofstraße umsiedelt, hat Berndt Horrolt, dank des verabschiedeten Vorhaben- und Erschließungsplans, freie Hand, einen weiteren Elektro- und Elektronikmarkt nach Gunzenhausen zu holen. Und das, machte Rudolph klar, würde alle Bemühungen der Stadt in dieser Sache konterkarieren.

Unabhängig von diesen Befürchtungen drängt die Zeit aber für die Firma Expert, denn der Mietvertrag für die bestehenden Räumlichkeiten, berichtete Bürgermeister Karl-Heinz Fitz in der jüngsten Sitzung des Bauauschusses, wurden von dem Unternehmen gekündigt. Eigentümer des Gebäudes, in dem der Elektromarkt noch seine Waren anbietet, ist auch Berndt Horrolt.

Arno Dernerth (CSU) bat um Verschiebung der Entscheidung in die nächste Sitzung des Bauausschusses. Davon wollte Fitz, der von der unerwarteten Wendung ebenfalls überrascht worden war, aber  nichts wissen. Zumal Expert an seinem neuen Standort bereits im kommenden Jahr eröffnen will.

Aus baurechtlicher Sicht, machte der stellvertretende Stadtbaumeister Thomas Hinterleitner klar, spricht überhaupt nichts gegen die Umzugspläne von Expert. Denn mit einer Verkaufsfläche von 793 Quadratmetern und einer Geschossfläche von 1174 Quadratmetern bleibt der Elektronikmarkt unter der Grenze, ab der ein Sondergebiet eingerichtet werden müsste. Simone Gebhardt vom Bauamt wies sogar explizit darauf hin, dass eine Ablehnung des Bauantrags aus „sachfremden Erwägungen“ schwierig sei. Es sei nicht Aufgabe der Stadt, den Wettbewerb zu prüfen, erklärte Gebhardt in der Sitzung.

„Wir haben das Planungsrecht mit Füßen getreten, um das da draußen zu ermöglichen“, zeigte sich Gerd Rudolph etwas verschnupft. Im schlimmsten Fall erhalte die Stadt nun drei statt bisher einen Elektronikmarkt. Die Besorgnisse Rudolphs teilte Manfred Pappler, für den bereits zwei Elektronikmärkte deutlich zulasten der Innenstadt gehen würden. Auch sein Fraktionskollege Arno Dernerth erinnerte daran, dass man lange gekämpft habe, um Am großen Wasen eine Lösung für die Erweiterungspläne der Firma Expert zu finden. Die neueste Entwicklung gefiel dem CSU-Stadtrat überhaupt nicht.

Für Helga Betz von den Grünen überwog dagegen die Freude, dass in dem Sanierungsgebiet etwas passiert. Denn die Bahnhofstraße als Einfallstor in die Innenstadt macht derzeit keinen einladenden Eindruck. Dass dies im Prinzip zu begrüßen sei, darin waren sich die Mitglieder des Bauausschusses einig. Am Ende erteilte der Ausschuss das gemeindliche Einvernehmen gegen die Stimmen von Manfred Pappler und Arno Dernerth.

Schnell abgehakt war dagegen das Baugesuch der Firma Bosch. Das Unternehmen will in einer Halle im Werk I in der Nürnberger Straße eine temporäre Lackierkabine aufstellen. Eine Maßnahme, die von außen überhaupt nicht wahrgenommen wird, aber wegen der Gebäudeklasse vom Bauausschuss abgesegnet werden muss. Was die Mitglieder des Gremiums ohne viel Federlesens einstimmig taten.

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