Raupen verhageln Bilanz des Gunzenhäuser Waldbads

6.8.2019, 05:58 Uhr
Raupen verhageln Bilanz des Gunzenhäuser Waldbads

© Limes-Luftbild.de

Verluste in Höhe von 1,6 Millionen Euro bei den Bädern und 271 000 Euro beim Öffentlichen Personennahverkehr mussten die Stadtwerke im vergangenen Jahr verbuchen. Diese Leistungen der öffentlichen Daseinsfürsorge bietet der Betrieb im Auftrag der Stadt an und sie "kosten Geld", machte Dücker klar. Ausgeglichen wird das Defizit teilweise über die Versorgungssparten, also den Verkauf von Strom, Wasser und Gas.

Vor allem das Hallenbad war im vergangenen Jahr ein Schlag ins Kontor: Das Minus lag bei rund 1,4 Millionen Euro. Die Höhe dieses Defizits ist aber erklärbar: Das Hallenbad war wegen der Sanierung viel länger als geplant geschlossen, nur an 104 Tagen stand es den Schwimmern zur Verfügung. Die Besucherzahl lag mit etwas mehr als 87 000 Badegästen sogar noch unter den 89 000 im Jahr 2017, als die Renovierung begann. 2016 stürzten sich mit 176 341 noch rund doppelt so viele Menschen ins warme Nass des Juramares. Von der Schließung des Bads tangiert war auch das Saunadorf, das einen Rückgang von 7,7 Prozent auf 41300 Besucher vermeldete.

Das Defizit ist den großen Maßnahmen und der Schließungszeit geschuldet, betonte denn auch Bürgermeister Karl-Heinz Fitz in der Sitzung und zeigte sich optimistisch, dass es im kommenden Jahr "wieder besser" werde.

Das Waldbad am Limes dagegen profitierte 2018 vom Jahrhundertsommer. Dort wurden an den 128 Öffnungstagen mit 85 149 Besuchern 22 Prozent mehr als 2017 (69 551) gezählt. Entsprechend stiegen auch die Erlöse um 28,4 Prozent auf 259 000 Euro. Damit konnten 50 Prozent der Kosten gedeckt werden, 2017 waren es noch 30 Prozent.

Heuer müssen Dücker und seine Mitarbeiter allerdings alle Hoffnungen in den August setzen. Denn bisher zeichnet sich ein Besucherrückgang von 20 Prozent ab, was in der Hauptsache auf die Raupenplage, von der auch das Freibad betroffen war, zurückzuführen ist.

Den Stadtbus nahmen im vergangenen Jahr 9,1 Prozent weniger Menschen, insgesamt wurden 251 532 Fahrgäste transportiert. Die Einnahmen lagen mit 284 000 Euro 7,2 Prozent unter denen des Vorjahrs (306 000 Euro). Dennoch liegt der Kostendeckungsgrad bei 51 Prozent, für einen Stadtverkehr sei man hier angesichts der Größe von Gunzenhausen "auf einem guten Weg", versicherte Dücker und verwies auf die viel schlechtere Auslastung des Stadtbusses in der Nachbarstadt Weißenburg.

Rufbus ist ein Erfolg

Viel besser angenommen als erwartet wird laut Dücker der Rufbus. Schon jetzt haben 1586 Fahrgäste das neue Angebot bei 1376 Fahrten genutzt. Zahlen, die "wir erst im vierten Jahr erwartet hatten", berichtete Dücker durchaus zufrieden.

Rückgänge mussten die Stadtwerke auch in den Versorgungssparten Strom und Erdgas hinnehmen. Insgesamt verbrauchten die Kunden 56 Millionen Kilowattstunden Strom (davon elf Prozent Ökostrom) und damit sieben Prozent weniger als 2017. Die Einnahmen lagen hier bei 17,5 Millionen Euro (2017; 18,3 Millionen Euro) Erklärbar ist das laut Dücker unter anderem mit der Zunahme der Photovoltaikanlagen, immer mehr Bürger produzieren ihren eigenen Strom.

Die Zahl der Kunden, die von den Stadtwerken Erdgas beziehen, wird seit Jahren immer kleiner. Die Abgabe verringerte sich von 92,2 auf 85,3 Millionen Kilowattstunden, die Einnahmen von knapp 5 auf 4,6 Millionen Euro.

Gestiegen ist 2018 lediglich der Wasserverbrauch und zwar um zwei Prozent von 751 auf 766 Kubikmeter. Umgekehrt flossen dafür 1,63 (2017: 1,55) Millionen Euro in die Kasse der Stadtwerke.

Angesichts dieser Zahlen fragte sich Dr. Hans-Peter Neumann (SPD), warum die Stadtwerke immer noch in das Gasnetz investierten, wie etwa jüngst im neuen Baugebiet Sonnenwiese in Frickenfelden. Dort wurden laut Dücker 100 000 Euro investiert, tatsächlich angeschlossen haben sich aber nur "eine Handvoll Kunden". Allerdings sei das Gasnetz mit Blick auf Biomethan und Windgas für die Zukunft sehr wichtig. Windenergie in Gas umzuwandeln sei eine Möglichkeit, Energie zu speichern. Und diese CO2-freie Variante hat eine Zukunft, ist sich Dücker nicht nur mit Blick auf eine drohende CO2-Abgabe sicher.

"Erschreckend" hoher Anteil

Rund 15 bis 20 Prozent der Gunzenhäuser beziehen ihren Strom nicht von den Stadtwerken, beantwortete Dücker eine Frage von Dr. Werner Winter. Ein "erschreckend" hoher Anteil, nannte das der CSU-Fraktionsvorsitzende Manfred Pappler. Schließlich finanzierten die Stadtwerke unter anderem über den Stromverkauf die Bäder und den ÖPNV, also wichtige Einrichtungen der Daseinsvorsorge.

Und davon profitieren schließlich auch diese Bürger, so der Tenor im Stadtrat. Deshalb ist es für Fitz wichtig, ein "Bewusstsein zu entwickeln, dass es gut ist, bei den Stadtwerken Strom einzukaufen".

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