Reichlich Niederschläge sorgen für gutes Wachstum

3.7.2016, 08:50 Uhr
Reichlich Niederschläge sorgen für gutes Wachstum

© Jürgen Leykamm

Dort steht unter anderem ein prächtiger Winterroggen, der in absehbarer Zeit für leckeres Backwerk sorgen dürfte. Eine echte Augenweide, wie sie an vielen Orten im Landkreis derzeit anzutreffen ist. Ob Weizen, Gerste oder Triticale — „wir haben bei allen Sorten gute Bestände“, sagt Pflanzenbauberater Ernst Hilmer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Weißenburg. Die Witterung machte es möglich. Die Werte der Wetterstation Emetzheim beispielsweise sprechen von einem Jahr 2016, in dem bisher jeder Monat überdurchschnittliche Niederschläge aufweisen konnte – bezogen auf den jeweiligen Monatsmittelwert der letzten 15 Jahre.

Fast schon zu viel Wasser

Kühle Temperaturen sorgten zudem für wenig Verdunstung. Genügend Wasser gab es also, teilweise war es fast schon zu viel. So sei der Weizen von Krankheiten geplagt worden, die die Feuchtigkeit mögen, und der Ackerfuchsschwanz habe sich in den Feldern ebenso wohl gefühlt. Die Regenzeiten wiederum machten es den Landwirten beim Grünland schwer, die die größte Einzelkultur im Landkreis darstellt. Eine kurze, dreitägige Trockenphase blieb den Bauern, das Gras zu ernten, über dessen große Menge und überdurchschnittliche Qualität sie sich aber zugleich freuen durften.

Nicht überall Grund zur Freude gibt es beim Mais. Auf leichten Böden sei er recht gut gewachsen, so Hilmer. Aber es gab auch viele Äcker, auf denen der Energielieferant gar nicht sprießen wollte und sich teilweise gar blau verfärbte. Der Mais hat bekanntermaßen auch ein Imageproblem, das dieses Jahr nicht kleiner wurde, vor allem wenn die Gewitter den Boden erodieren ließen. Die träten aber auch gerne in der jungen Wachstumsphase des Mais auf, wenn die Äcker dem Wasser wenig Widerstand böten. Nichtsdestotrotz könne der Landwirt auch Vorsorge treffen und etwa mit Mulchsaat Abhilfe schaffen, meint der Fachmann. Eine möglichst dichte Ansaat von Zwischenfrüchten im Herbst indes mache die Äcker aufnahmefähiger für die Nässe von oben. All dies werde immer stärker hierzulande berücksichtigt.

„Da sehe ich eine positive Entwicklung“, so Hilmer. Solche Wassermassen aber, wie sie beispielsweise in Windischhausen gleich des Öfteren niedergingen, „hält nichts mehr auf“. Konventionelle Agrarbetriebe denken mehr und mehr um, Biobetriebe legen noch eine Schippe drauf. So auch der Müßighof, der zu Regens Wagner Absberg gehört und über 120 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche verfügt. Stickstoff zum Beispiel wird hier gar nicht erst eingebracht, sondern über die Luzerne „eingesammelt“, sprich der Luft entzogen, erläutert Betriebsleiter Albert Strobl. Im Wechsel mit dem drei Jahre lang wachsenden Schneckenklee werden Dinkel, Mais, Roggen und Hafer je einjährig angebaut. Auch dieser Wechsel tut dem Boden gut.

Da die Rinder nur Futter von den Feldern bekommen, legen die hier gemästeten Gelbvieh-Ochsen nur langsam zu, verfügen aber über sehr gute Fleischqualität. Bei der Schädlingsbekämpfung in den Gewächshäusern mit über 50 Gemüsesorten ist Strobl sehr findig. Er setzt dort (gemüseunschädliche) Getreideläuse aus, kauft sich die passenden Fressfeinde ein, die sich dann aber auch über die ungeliebten Blattläuse hermachen. Pflanzensäfte werden zur Abwehr von Schädlingen ebenso gespritzt. Diese Mittel zersetzen sich allerdings bei Tageslicht, weswegen sie nach Sonnenuntergang zum Einsatz kommen. In diesem Sinne also stimme die alte Redewendung sogar, die besagt, dass „der Biobauer nachts spritzt“.

Wirtschaftlich betrachtet haben die 55 Biobetriebe (vier mehr als letztes Jahr) im Landkreis Aufwind: Es gibt gute Förderung und zugleich gute Marktpreise. Doch „das kann sich schnell wieder drehen“, weiß Fritz Rottenberger, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV). Vor gar nicht allzu langer Zeit noch mussten sie bei höheren Auflagen zu gleichen Preisen wie die konventionellen Landwirte verkaufen. Seit die Supermarktketten auf den Ökozug aufspringen, sei hier nun „ein richtiger Hype“ entstanden. Doch der kann auch wieder zu einem Preisdruck führen.

Erst einmal aber sei „der Ökomarkt nun auf eine breitere Basis gestellt“, blickte AELF-Chef Hans Walter positiv auf die Entwicklung. Bayern habe an Bioprodukten noch Importbedarf, „aber den wollen wir selbst bedienen“. 1603 kleinbäuerliche Agrarbetriebe gibt es noch im Landkreis. Eine Zahl, die stetig nach unten geht. Die Mengenverhältnisse der einzelnen Ackerfrüchte verschieben sich mal in die eine, mal in die andere Richtung, unterm Strich ändere sich nicht viel.

Maschineller Aufwand

Eine Ausnahme bildet der Soja-Anbau: Hier schnellte die Anbaufläche von zehn auf 37 Hektar nach oben. Auch das Dauergrünland nimmt nicht ab und bleibt mit 15 200 Hektar die größte Einzelkultur. Insgesamt beträgt die landwirtschaftliche Nutzfläche im Landkreis über 48 200 Hektar. Wie überall wird der Spagat gewagt: Auf der einen Seite heißt es extensiv zu sein — 4000 Hektar sind als ökologische Vorrangfläche ausgewiesen — auf der anderen Seite noch intensiver zu wirtschaften. Das muss auch sein, denn genau das begrenzt den Flächenverbrauch.

Die Kehrseite liegt im verstärkten maschinellen Aufwand, den es für die erhöhte Produktivität braucht. Rottenberger spricht bereits von „Gigantismus“. Der wirtschaftliche Druck diktiere, dass die (oft gemeinschaftlich angeschafften) Maschinen, wenn sie erst mal da sind, dann auch möglichst oft in Betrieb sein müssen.

Ob das der Weg in die Zukunft sein kann, ließ Rottenberger offen. „Die Gesellschaft muss sich überlegen, wo die Reise hingehen soll“ — und dann den Rahmen auch entsprechend abstecken.

 

Keine Kommentare