Rekorde für Gunzenhäuser Stadtradler

29.10.2016, 07:21 Uhr
Rekorde für Gunzenhäuser Stadtradler

© Gisela Seßler

„Es weht der Wind mit Stärke zehn, das Rad schwankt hin und her. Am Himmel ist kein Stern zu sehn. Die Lampe brennt nicht mehr. Die Kette knirscht, die Kurbel knarrt, jetzt kommen wir erst recht in Fahrt. Auch wenn die letzte Speiche bricht: Wir fürchten uns nicht. Das kann doch einen Radler nicht erschüttern, keine Angst, keine Angst vor dem Berg, wir lassen uns das Leben nicht verbittern, keine Angst, keine Angst vor dem Berg."

Musikus Heinz Horst hatte mit diesem leicht umgemodelten Lied die Zuhörer und Mitsinger auf seiner Seite. Auch Ingrid Pappler von der städtischen Agenda 21-Gruppe und Bürgermeister Karl-Heinz Fitz hatten leichtes Spiel. Bei der Abschlussveranstaltung zum Stadtradeln 2016 waren nur Gleichgesinnte in die Stadthalle gekommen. Sie alle eint die Liebe zum Radfahren, sie genießen die Freiheit auf zwei Rädern und wollen ein Zeichen für die Umwelt setzen.

Und das wurde in diesem Jahr vom 3. bis 23. Juli eindrucksvoll erreicht. Die Aktion „Stadtradeln“ fand schon in den Vorjahren eine große Resonanz, doch heuer war diese besonders stark. 30 Teams machten mit (wie 2015), was 642 Teilnehmer bedeutete (535). Sie legten 152.424 Kilometer zurück (118631). Die Gesamtkilometerzahl entspricht dem 3,8-fachen Länge des Äquators, betonte Ingrid Pappler. Die Radler vermieden in den drei Wochen 21.644 Kilogramm CO2.

Eine starke Leistung boten die Wormer Radler mit 25.927 gefahrenen Kilometern. Es folgten das Team FDP mit 24.699 und die CSU mit 21.566 Kilometern.

Das Team der CSU stellte mit 145 Männer, Frauen und Jugendlichen die größte Gruppe. Personell gut aufgestellt waren auch die Wormer Radler mit 97 und die FDP mit 83 Personen.

Und noch eine Hitliste: Die meisten Kilometer pro Teilnehmer schafften die Biergartenradler des TV Gunzenhausen mit 1291 Kilometern. Aber auch die Durchschnittswerte von Klinikum Altmühlfranken mit 546 und Team Sanmina mit 391 Kilometern können sich sehen lassen.

Sport, Brezen und Literatur

Ingrid Pappler war von den vielen Rekordwerten jedenfalls hin und weg und erinnerte an die drei Wochen, die mit dem „Ausritt“ nach dem Radlergottesdienst am Bürgerfest ihren Anfang nahmen. Höhepunkte waren die montäglichen Abendfahrten für jedermann, die Brezenaktion vor der Bäckerei Kleeberger und der Literarturabend „Radfahren“ bei Radsport Gruber.

Pappler ging auch auf den Unterwettbewerb „Fahrradaktive Kommunalparlamente“ ein. Die 24 Gunzenhäuser Stadträte plus Bürgermeister ließen sich heuer nicht lumpen und strampelten alle in die Pedale. Mit 174,0 „Parlamentarier-Kilometern“ belegt Gunzenhausen den dritten Platz. Wenn am 18. November in Hanau die bundesweite Aktion Stadtradeln 2016 ihren Abschluss findet, wird die Altmühlstadt, die schon in den Jahren zuvor in dieser Rubrik überzeugte, Bronze erhalten.

Als vorbildlich stellte Ingrid Pappler das Engagement von CSU-Stadtrat Arno Dernerth heraus. Er war oft der Antreiber, wenn es galt, seine „Schäfchen“, also die anderen Stadträte, zusammenzutreiben und zu motivieren. Ein Sonderlob galt auch dem unermüdlichen Radler und FDP-Stadtrat Werner Falk.

Großer Moment in München

Doch das Stadtradeln soll keineswegs nur als Zahlen und Bilanzen bestehen, merkte die Agenda 21-Sprecherin an. Es gehe um Spaß, Lebensqualität und Klimaschutz. So hatte sie es am gleichen Tag bereits in München empfunden. Dort, im Schloss Nymphenburg, war die Abschlussveranstaltung des Stadtradelns 2016 für Bayern, und Ingrid Pappler erhielt die Gelegenheit, die radlerfreundliche Stadt Gunzenhausen vorzustellen.

Zu dem Treffen in der Landeshauptstadt hatte die AGFK eingeladen, die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern, der auch Gunzenhausen angehört. Im Mittelpunkt standen dort unter anderem Gisela und Dieter Seßler aus Unterwurmbach. Sie landeten bei dem Fotowettbewerb der AGFK zum Thema „Mein schönster Stadtradeln-Moment“ auf dem ersten Platz.

Ihr Foto zeigt die Münchner Familie Hack, die im Fränkischen Seenland Urlaub machte und dabei in „Worma“, auf dem Biobauernhof Röttenbacher, wohnte. Die Familie hat kein Auto, sondern setzt im Alltag wie im Urlaub ganz auf Fahrräder. Dabei leistet ein Lastenfahrrad entscheidende Dienste. Es war allerdings ein Kraftakt, dieses schwere Velo von den Bahnsteigen in Gunzenhausen auf den Vorplatz zu befördern – Stichwort fehlende Barrierefreiheit.

Zufrieden mit Radwegen

Das Foto entstand am 2. Oktober, als in Gunzenhausen die lange Kultur- und Einkaufsnacht über die Bühne ging. Auf dem Fußweg vom Parkplatz zur Innenstadt begegneten den Seßlers das ungewöhnliche Fahrrad samt ihren Nutzern. Man kam ins Gespräch, die Hacks erzählten, dass sie insgesamt sehr zufrieden waren mit den Radwegen in und um Gunzenhausen.

Sebastian und Melanie Hack sowie ihre Kinder Ida und Carl waren gerne bereit, sich ablichten zu lassen. Da sie nicht weit entfernt vom Schloss Nymphenburg wohnen, kam es dort bei der Abschlussveranstaltung zu einem Wiedersehen mit dem Ehepaar Seßler, berichtete Ingrid Pappler. Sie wies ihre Zuhörer noch auf eine Umfrage im Internet hin. Unter www.fahrradklima-test.de kann man abstimmen, ob die eigene Kommune ein Herz für Radler hat.

Den Abschluss der Zusammenkunft in der Stadthalle bildete wie immer eine Tombola. Es gab 33 Preise im Wert von 2300 Euro zu gewinnen.

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