Renaturiert und reaktiviert: Die Altmühl damals und heute

28.4.2016, 06:00 Uhr

Richtiggehend erschütternd war der Anblick der Altmühl, die auf dem 23 Kilometer langen Abschnitt zwischen Gunzenhausen und Pappenheim jahrzehntelang nur noch als schnurgerader Kanal dahinfloss. Ohnehin: Was heißt hier 23 Kilometer? Die natürlichen Schleifen des Flusses wurden einfach abgeschnitten, die Altmühl so kurzerhand um 20 Prozent ihrer Länge beraubt.

Bei der aufwendigen Kanalisierungsaktion ab 1910 hatte man natürlich durchaus hehre Absichten. Man wollte die ständigen Überflutungen der Talauen verhindern, die Äcker und Siedlungen bedrohten. Das Wasser sollte im Kanal viel schneller abfließen als zuvor. Außerdem konnte man durch die Begradigung zusätzliche landwirtschaftliche Flächen gewinnen.

Allerdings hätte man vor Baubeginn wollte etwas ausführlicher rechnen sollen: Der ganze Aufwand brachte nämlich nur wenig. Die Altmühl gilt nicht umsonst als langsamster Fluss Bayerns. Durch das minimale Gefälle floss das Wasser trotzdem nicht viel schneller ab, Hochwasser war weiterhin an der Tagesordnung. Dafür waren die ökologischen Folgen des Naturfrevels enorm.

In den 1990ern erkannte man dies endlich und begann 1999 mit der Renaturierung, reaktivierte alte Fluss-Schleifen, schuf neue Nebenarme und legte ein abwechslungsreiches Gewässer an, in dem wieder deutlich mehr Kleinlebewesen und Fische ein Zuhause fanden.

Mittlerweile ist man fast fertig mit der Renaturierung. Ab 2017 soll das letzte Stück, das durch das Gunzenhäuser Stadtgebiet fließt, wieder in einen naturnahen Zustand versetzt werden. Auch eine Insel mit Aussichtsturm soll dabei entstehen.

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