"Rockin’ for Jesus": Gottesdienst für Ausgeschlafene

13.11.2019, 05:47 Uhr

© Foto: Uli Gruber

"Rockin’ for Jesus" lautete die vielversprechende Ankündigung im Vorfeld des Ereignisses. Dazu hatte das Dekanat Gunzenhausen inzwischen zum dritten Mal die populäre Band "Sharks" in die evangelische Stadtkirche gebeten. Und das ungewöhnliche Konzept ging erneut auf: Mehr als 500 Menschen jeden Alters erfreuten sich in St. Marien an hochkarätigen Rhythmen, verknüpft mit herkömmlichen gottesdienstlichen Elementen.

Wie erwähnt: Die Idee ist nicht völlig neu. Insofern wussten Veranstalter und auch etliche Kirchenbesucher, was so ungefähr auf sie zukommen würde. In einer sich ständig verändernden Welt scheint der Hang zum gemeinschaftlichen Erleben an Attraktivität zu gewinnen. Weniger in den Städten, dafür umso mehr auf dem Land. Man kennt sich, die Vorzüge der Überschaubarkeit werden gern in Anspruch genommen. Nicht jeder mag das, aber Toleranz ist die Basis eines friedlichen Miteinanders.

Bekannt in Stadt und Region sind auch die "Sharks", und das keineswegs nur wegen ihrer Musik. Herwig Högner, Gerd Vorbrugg, Erich Neidhardt, Tino Vorbrugg und Reinhardt Seubert eilt der Ruf voraus, gleichermaßen honorige wie umgängliche Zeitgenossen zu sein.

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Genau in dieser Weise präsentierten sie sich ihrem Publikum. Sympathisch, zuvorkommend, nie aufgesetzt wirkend und dennoch sehr professionell absolvierte die Formation ihr Programm.

Los ging es mit dem Procol-Harum-Klassiker "A Whiter Shade Of Pale". Von Kirchenmusikdirektor Bernhard Krikkay an der Orgel im wahrsten Wortsinn "vorgespielt", zog bereits dieser erste Song Jung und Junggebliebene in seinen Bann. Mit "We Can Work It Out", "I Want To Hold Your Hand" und "Hey Jude" von den Beatles servierten die "Haie" weitere Kostproben ihres Repertoires. Das beziehungsreiche "We Are The World" des Superstar-Ensemles USA for Africa sowie der Welthit "Rockin’ All Over The World" (Status Quo) rundeten das Gastspiel des Quintetts in St. Marien stimmungsvoll ab. Die Fans hatten ihre anfängliche Zurückhaltung abgelegt. Es wurde gesungen, gewippt und geklatscht.

Auswüchse der Moderne

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Seinen Beitrag zum Gelingen der Veranstaltung leistete Pfarrer Claus Bergmann mit einer beeindruckenden Predigt. Er führte darin die Auswüchse der Moderne an, die viele Menschen eher als Fluch denn Segen empfänden. Klimaerwärmung, künstliche Intelligenz, durchaus realistische Kontroll- und Überwachungsszenarien, Geldgier, Machtgelüste, Zerstörung, Unterdrückung, Ausbeutung, Kriege und immer neue Formen von Kriminalität gefährdeten die wünschenswerte friedliche Koexistenz auf Erden in einem bisher nicht gekannten Ausmaß.

Vor allem der Kampf gegen den Hunger in den armen und vernachlässigten Regionen des Planeten stelle die Menschheit vor enorme Herausforderungen, die letztlich nur durch internationale Solidarität zu meistern seien. Bergmanns Appell, Hand in Hand voranzugehen, richtete sich an alle Zuhörer.

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