Schlungenhof: Wohin kommt die Ortsumgehung?

5.4.2017, 06:00 Uhr
Schlungenhof: Wohin kommt die Ortsumgehung?

© Foto: Limes-Luftbild.

"Wir können Ihnen heute keine Linien zeigen", dämpfte Amtsleiter Heinrich Schmidt zunächst die Erwartungen jener, die womöglich schon zu erfahren hofften, wie die Trasse einmal verlaufen wird. "Aber wir können Ihnen sagen, wie wir die Planungen angehen wollen."

Dabei beschreiten Schmidt und seine zuständige Mitarbeiterin Nadine Kießling echtes Neuland in Sachen Bürgerbeteiligung, wie er sagte: Gleich zwei neu einzurichtende Gremien sollen dafür sorgen, dass der Bürgerwille sich auch tatsächlich niederschlägt.

Rückblende: Als im vergangenen Jahr der bis 2030 geltende Bundesverkehrswegeplan veröffentlicht wurde, tauchte die Schlungenhöfer Umgehung überraschend im "vordringlichen Bedarf" auf. Und sofort wurden in Laubenzedel Befürchtungen laut, dass damit die vergessen geglaubte "Holzbauertrasse" eine Wiederauferstehung feiern könnte. Bei dieser Streckenvariante würde die B 13 parallel zur Bahnstrecke geführt und womöglich bis auf wenige Dutzend Meter an die Häuser heranrücken.

Schmidts Behörde will nun, gemeinsam mit vielen anderen Ämtern sowie Vertretern von Stadt und Anwohnern in einen "Variantenfindungsprozess" einsteigen. Bis etwa Ende 2018 sollen dabei mehrere Alternativen geprüft— und im Idealfall eine Trasse gefunden werden, die auf breite Zustimmung stößt. Aber der erfahrene Beamte weiß auch: "Hundert Prozent werden wir nicht kriegen; irgendwer ist immer dagegen."

Für diesen Prozess gibt es also künftig eine so genannte Lenkungsgruppe, in der neben Bürgermeister Karl-Heinz Fitz auch Landrat Gerhard Wägemann, Bauamtsleiter Heinrich Schmidt und Dieter Meyer, der Sachgebietsleiter Straßenbau bei der Regierung von Mittelfranken, sitzen werden. Dieses Quartett, das am 20. April zum ersten Mal tagen wird, erteilt Aufträge an die Arbeitsgruppe, nimmt deren Ergebnisse entgegen und gibt im Rahmen des Variantenfindungsprozesses Empfehlungen ab.

"Nicht einverstanden"

Die ein gutes Dutzend Mitglieder starke Arbeitsgruppe (AG) soll, so die Vorstellung des Staatlichen Bauamts, die Interessen von Landkreis, Stadtverwaltung und Behören vertreten — und nicht zuletzt die der betroffenen Bürger. Die AG erfüllt einerseits die Aufgaben, die ihnen die Lenkungsgruppe stellt, und nimmt andererseits Anregungen von Bürgern auf. Außerdem bereitet sie Unterlagen für die Lenkungsgruppe vor. Über die personelle Zusammensetzung der AG, vorgenommen von Stadt und Staatlichem Bauamt (Stbaan), zeigte sich Stadtrat Christoph Mötsch freilich alles andere als zufrieden: Er sei mit der "Auswahl der Bürger nicht einverstanden", schimpfte der Grüne, der selbst in Laubenzedel wohnt — und dem Gremium angehört.

Die Berufung in die AG sei "zu wenig demokratisch" abgelaufen, monierte er und machte klar, dass er sich übergangen fühlt: "Ich wäre gerne mal vorher gefragt worden!" Zudem forderte er, dass neben den eigentlichen Ortsteil-Vertretern (Mötsch und Beate Steinweg-Pitsch für Laubenzedel, Ortssprecherin Ella Reichardt für Schlungenhof) jeweils auch eine Ersatzperson aufgenommen werden müsse.

Heinrich Schmidt allerdings lehnte eine Vergrößerung der AG ab: "Mit mehr als zehn Leuten kann man nicht arbeiten", sagte der Leitende Baudirektor. "Das wird dann uneffektiv." Immerhin wurde beschlossen, den Schlungenhöfern mit SPD-Stadtrat Heinz Schachameyer einen zusätzlichen Delegierten zuzubilligen. Und natürlich, so Projektleiterin Nadine Kießling, sei es möglich, einen Vertreter zu den Sitzungen zu schicken, wenn das eigentliche Mitglied verhindert sei (siehe Kasten).

Welche Tiere leben da?

Unabhängig von Lenkungs- und Arbeitsgruppen ist auch das Stbaan bereits aktiv geworden und hat beim Gunzenhäuser Planungsbüro "Baader Konzept" eine "Faunistische Planungsraumanalyse" in Auftrag gegeben. Hinter dem Wortungetüm verbirgt sich eine Untersuchung, die schlichtweg der Frage nachgeht: Welche Tiere leben eigentlich da, wo wir bauen wollen? Die Antworten darauf sollen bereits in wenigen Wochen vorliegen.

Ein ebenfalls bereits angefordertes Verkehrsgutachten soll der Frage nachgehen, welche Auswirkungen eine Umgehung auf die Verkehrsströme rund um Gunzenhausen haben wird. Ob etwa die B 13 zwischen Gunzenhausen und Ellingen künftig weniger befahren wird — und sich die Autokolonnen dafür mehr in Richtung Staatsstraße 2222, den "Seenland-Highway" bewegen werden.

Die Kriterien, nach denen die AG die diversen Trassenvarianten bewerten soll, sind, so betont Behördenleiter Schmidt, von seiner Seite keineswegs starr vorgegeben: "Da gibt es kein starres Schema. Es ist Aufgabe der Arbeitsgruppe Kriterien für sich zu entwickeln", antwortete er auf eine entsprechende Frage des FW-Stadtrats Dr. Werner Winter. "Wir machen so ein Verfahren auch zum ersten Mal", ergänzte Schmidt in einem Gespräch mit dem Altmühl-Boten. Da sei nichts in Stein gemeißelt, quasi überall könne bei diesem Prozess nachjustiert werden.

Allein bei einem Punkt zeigte sich Schmidt unnachgiebig. Die Anmerkung von CSU-Fraktionschef Manfred Pappler, die Annäherung der "Holzbauer-Trasse" an die Neubausiedlung in Laubenzedel sei doch eigentlich ein K.-o.-Kriterium gegen diese Variante, musste er mit Verweis auf die Rechtslage bedauernd kontern: "Der Mensch ist bei solchen Projekten kein K.-o.-Kriterium — im Gegensatz zur Zauneidechse."

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