Schweißtreibende Hilfe vom THW Gunzenhausen

24.1.2019, 06:34 Uhr
Schweißtreibende Hilfe vom THW Gunzenhausen

© Fotos: THW Gunzenhausen

Immer höher und höher war die Schneedecke seit dem 6. Januar im Alpenraum gewachsen, bis zu 300 Kilogramm pro Quadratmeter lasteten dort inzwischen auf den Dächern. Dazu kam die höchste Lawinenwarnstufe in den Bergen. Dass da bald ein Hilferuf aus Oberbayern kommen würde, war Alexander Federschmidt, Gruppenführer beim THW-Ortsverein Gunzenhausen, relativ schnell klar. Quasi direkt nach dem Abbau der Weihnachtsbeleuchtung flatterte denn auch die Alarmierung ins Haus. Wie praktisch, dass da noch viele Helfer im THW-Heim waren. So kam nicht nur sehr schnell eine Gruppe von zwölf Freiwilligen – zehn Männer und zwei Frauen — zusammen, es waren auch genug Leute vor Ort, um Fahrzeuge und Ausrüstung für die Abfahrt am nächsten Morgen bereit zu machen.

Noch relativ gemütlich ging es am Ankunftstag zu, die Gunzenhäuser, die mit zwei Fahrzeugen ins Katastrophengebiet gereist waren, bestaunten die Schneemassen, meldete sich in der Einsatzzentrale an, bezogen ihr Quartier in einer Turnhalle in Piding, erkundeten die Lage und ihren Einsatzort. Der hieß zunächst Weißbach an der Alpenstraße, hier warteten wie überall im bayerischen Alpenraum Dächer darauf, von ihrer extremen Last befreit zu werden. Welche dabei absolute Priorität hatten, das hatten die Baufachberater des THWs bereits eruiert. Je nach Schneedichte, Vereisungsgrad und Wassergehalt des Schnees war höchste Eisenbahn angesagt.

Allerdings: So mal eben schnell lässt sich ein Dach nicht von einer meterhohen Schneedecke befreien. Zunächst machten sich die Gunzenhäuser Helfer mit den mitgebrachten Schneeschaufeln an die Arbeit, mittags tauschten sie die gegen Schneehexen aus. Mit diesen Schiebeschaufeln ging es schon merklich besser, dennoch "haben wir uns immer noch geplagt", erzählt Alexander Federschmidt. Erst mit den Sägen wurde es etwas einfacher, und mit der Zeit stellte sich so etwas wie Routine ein: Blöcke vorschneiden, rein in die Hexe und runter vom Dach damit. Insgesamt befreiten die zwölf Helfer aus der Altmühlstadt in den ersten drei Tagen fünf Dächer oder, schätzt Federschmidt, rund 1000 Quadratmeter von der weißen Bürde. Natürlich immer gesichert, doch der Schnee ist nicht die einzige Gefahr, die auf einem Dach lauert: Da gibt es spiegelglatte Photovoltaikanlagen und Dachfenster, die zu einer tückischen Falle werden können, wenn man aus Versehen auf sie drauf tritt.

Am Ende eines solchen Tages "tut einem abends alles weh", weiß Maike von Boeselager nun aus eigener Erfahrung. Erstaunt war sie allerdings, wie viel eine warme Dusche, Magnesium (gegen Muskelkrämpfe) und ein gutes Essen hier ausrichten können. Am nächsten Tag sei sie wieder ganz frisch gewesen. Dass es in der Turnhalle auch Gruppen gab, die bis tief in die Nacht gefeiert haben, wie Federschmidt berichtet, hat sie gar nicht mitbekommen – da lag sie schon längst im Tiefschlaf auf ihrem Feldbett.

Schweißtreibende Hilfe vom THW Gunzenhausen

Zwei Tage lang arbeitete die Gruppe in Weißbach. Schneeregen machte den Einsatz nicht einfacher, mehrfach gingen auch Lawinen auf die Straße nach Inzell nieder, die B 305 musste immer wieder gesperrt werden, schildert Maikes Mann Kai von Boeselager. Die Fahrt zum Einsatzort und zurück nach Piding wurde so zum gefährlichsten Teil ihres Einsatzes.

Am Mittwoch wurde die Gunzenhäuser Gruppe aufgeteilt. Während Alexander Federschmidt die Schneeräumgruppe nach Miesbach führte, lautete die Einsatzorder für den Zugtrupp um Kai von Boeselager "Meldekopf" in Piding. Fortan hieß es Einsatzpläne auszugeben, das Parken der Fahrzeuge zu organisieren, für Ruhe zu sorgen und ähnliches. Immerhin allein rund 1000 ehrenamtliche THW-Kräfte waren im Durchschnitt täglich in den Katastrophen-Landkreisen Bad Tölz, Berchtesgadener Land, Garmisch-Partenkirchen, Miesbach und Traunstein im Einsatz, an Spitzentagen waren es sogar 1400 Männer und Frauen.

Die Helfer aus den 111 bayerischen THW-Ortsvereinen wurden dabei, informiert der bayerische THW-Landesverband in einer Pressemitteilung, unterstützt von Kameraden aus Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Neben den Dächern befreiten sie Straßen von den Schneemassen, beseitigten Schneebruch und erledigten logistische Aufgaben, die Arbeit der unzähligen Einsatzkräfte von THW, Feuerwehr und Rotem Kreuz musste ja auch organisiert werden.

Nach knapp einer Woche konnten es sich die Gunzenhäuser Helfer wieder im eigenen Bett bequem machen, sich wieder in ihren normalen Alltag einfinden. Gerade eben nach Hause zurückgekehrt, ist Maike von Boeselager aber schon bereit, für die nächsten Aufgaben. Für sie ist es keine Frage, wenn den Gunzenhäuser Ortsverein der nächste Hilferuf ereilt, ist sie dabei, "jederzeit wieder!".

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