Senefelder-Schule: Wie sehr stört der Baustellen-Lärm?

15.10.2020, 06:02 Uhr
Senefelder-Schule: Wie sehr stört der Baustellen-Lärm?

© Foto: Lidia Piechulek

12.30 Uhr, Mittagszeit. Während die Bauarbeiter an ihrem Pausencontainer lehnen, wartet der Bagger geräuschlos auf dem leeren Schuttfeld. Die Schüler gehen bereits nach Hause. Am heutigen Tag ist ihnen der Baulärm weitestgehend erspart geblieben.

Nach Auskunft der Schulleitung ist das an der Senefelder-Schule an den meisten Tagen der Fall: In der überwiegenden Mehrheit der Unterrichtsräume hört man laut Direktorin Gabriele Gippner bei geschlossenen Fenstern nichts vom Abriss des alten Schulhauses, denen in drei Schritten der Neubau folgt.

Allerdings müssen eben diese Fenster gemäß dem aktuellen Rahmen-Hygieneplan drei Minuten in jeder Schulstunde sowie mindestens fünf Minuten zum Stundenwechsel geöffnet werden, um alle Zimmer gut durchzulüften. Was ist also, wenn genau dann der Bagger vor dem Fenster steht und den alten Fachtrakt lautstark zerkleinert? "Im schlimmsten Fall ist das eben eine kurze Pause für die Schüler", erklärt die Direktorin.

Dass Lärm nachgewiesenermaßen Stress verursacht und die Konzentration der Kinder schmälern könnte, scheint hier allen klar zu sein. Daher nimmt die mit den Abrissarbeiten beauftragte Firma A.R.D. in ihren Planungen Rücksicht auf den Alltag der Schüler. Besonders schwierige und laute Arbeiten wurden nach Möglichkeit bereits in den Sommerferien erledigt. Seit Schuljahresbeginn werden lärmende Arbeiten eher auf die Nachmittage oder Samstage verlegt.

Wettlauf mit dem Tageslicht

Allerdings schränkt das schwindende Tageslicht die Zeitfenster außerhalb der Schulzeit zusätzlich ein. Und schließlich müsse man sich auch an einen rigiden Zeitplan halten, in dem die Baumaßnahmen abgeschlossen werden sollen, so Gippner. Zum Ärger der Schulleitung habe man auch in diesem Stadium des Großprojekts mit Folgeverspätungen zu kämpfen: Da der erste Bauabschnitt später als gedacht für den Schulbetrieb freigegeben wurde, fand auch der Umzug in die neuen Räume erst spät im Sommer statt.

Ende Juli mussten die Abschlussklassen der Mittelschule noch praktische Prüfungen in den Fächern Werken und Kochen im alten Fachtrakt abhalten – in eben jenen Räumen, in denen die Mittelschüler ihr Handwerk in den vergangenen Monaten erlernt und geübt hatten. Der Abriss des alten Gebäudeflügels konnte entsprechend erst später beginnen.


Haushaltsplan der "Sene": Über 3 Millionen Euro für Bauabschnitt zwei


In der Folge ziehen sich die lärmintensiven Abrissarbeiten voraussichtlich bis Ende Oktober hin. Danach übernimmt das Bauunternehmen und bringt zu Beginn Bohrpfähle in den Boden ein: eine erste Stütze für die neue Turnhalle, die auf dem in unmittelbarer Nähe zur Altmühl gelegenen sumpfigen Gelände entsteht. Auch hier könnte es – man beachte den ersten Teil des Begriffs Bohrpfahl – zunächst laut werden.

Mittlerweile haben sich auch bei den Lehrern gewisse Routinen eingespielt, um mit der Geräuschkulisse umzugehen. Seit einem guten halben Jahr arbeitet die Senefelder-Schule mit einem "Schulmanager" – einem Online-Werkzeug, mit dem unter anderem Unterrichtsräume umgebucht werden können.

Klausuren werden verlegt

Zahlreiche Klausuren haben bereits in der alten Turnhalle stattgefunden, damit die Schüler nicht bei Prüfungen gestört werden – etwa dann, wenn das Hörverstehen im Fach Englisch ansteht. Kurzfristige Raumwechsel sind ebenfalls möglich, theoretisch auch dann, wenn die Stunde bereits begonnen hat, erklärt Markus Holzinger, Mitglied der erweiterten Schulleitung.

Er selbst empfindet den Lärmpegel selten als Einschränkung: Von zwölf Unterrichtsstunden an der Westseite des Hauptgebäudes hat der Englisch- und Französischlehrer in der vergangenen Woche nur eine einzige als "sehr laut" empfunden. Letztlich war nicht einmal ein Raumwechsel nötig, erzählt er.

Eine Stichproben-Umfrage unserer Zeitung in der Aula des Hauptgebäudes ergibt allerdings ein anderes Bild. Einige Sechstklässler erklären, dass der Lärm und Trubel auf der Baustelle sie durchaus ablenke. Da ihr Klassenzimmer an der Westseite liegt, bekommen sie sehr viel davon mit. Auch ihre Lehrerin sei mitunter genervt, verraten sie. Auf der anderen Seite freuen sie sich über die Früchte des langatmigen Bauprojekts: den Neubau.

"Insgesamt überwiegt die Vorfreude auf mehr", ist sich Gabriele Gippner sicher. Wenn neue Gebäude entstehen sollen, müsse man nun einmal mit dem Lärm leben. Für sie ist die Einschränkung für die Schüler und Lehrer in jedem Fall das geringere Übel. In Gippners Worten: "Noch schlimmer wäre eine weitere Bauverzögerung."

Keine Kommentare