Fünf-Flüsse-Radweg

Sommertipp: Mit dem Fahrrad immer am Wasser entlang

26.8.2021, 16:42 Uhr
Ein wirklich schönes Fleckchen am Zusammenfluss von Naab und Vils: Das Künstlerstädtchen Kallmünz in der Oberpfalz ist ideal, um dort zu übernachten und am Abend noch ein wenig zu flanieren.

© Jürgen Eisenbrand, NN Ein wirklich schönes Fleckchen am Zusammenfluss von Naab und Vils: Das Künstlerstädtchen Kallmünz in der Oberpfalz ist ideal, um dort zu übernachten und am Abend noch ein wenig zu flanieren.

Wer am Bahnhof Amberg sein schwer beladenes Fahrrad oder E-Bike unter größten Mühen und Bandscheiben-gefährdenden Verrenkungen aus dem Zug gehievt hat, der hat das Anstrengendste an dieser schönen Radtour schon hinter sich gebracht. Und kann sich von nun an auf eine landschaftlich überaus reizvolle, von sportlichen Herausforderungen weitgehend freie Fahrt machen: auf dem Fünf-Flüsse-Radweg über Kallmünz, Regensburg, Kelheim, Beilngries und Neumarkt zurück Richtung Heimat.

Wir haben die Dienste der Deutschen Bahn in Anspruch genommen, um via Nürnberg in das ehemalige Zentrum der Eisenverarbeitung in Nordbayern zu gelangen. Und sowohl beim Einsteigen in der Frankenmetropole – und noch mehr beim Aussteigen in Amberg – über die auf dieser Strecke verkehrenden Dieseltriebzüge gewettert. Denn die sind für Radfahrer in etwa so geeignet wie ein Ferrari für den Offroad-Einsatz. Oder ein Yorkshire-Terrier für die Großwildjagd.

Doch schon auf den ersten Kilometern durch die prächtige Amberger Innenstadt verraucht der Zorn. Es geht vorbei am ebenso kuriosen wie sehenswerten Luftmuseum, am Ufer der Vils entlang durch das "Stadtbrille" genannte Wahrzeichen der Stadt – und dann über das ehemalige Gartenschaugelände konsequent in Richtung Süden, auf das 70 Kilometer entfernte Regensburg zu.

Kurzes Päuschen am Straußen-Gehege

Auf einer stillgelegten Bahnlinie rollen wir gemächlich dahin, genießen die Flusslandschaft und machen nur mal einen kurzen Stopp an einem Gehege, um dort aus gebotener Distanz ein Straußen-Quartett zu bewundern. Die drei Weibchen wirken friedlich, aber Papa Strauß macht uns unmissverständlich klar, dass er seine Ladys mit allen Mitteln, die ihm dafür zur Verfügung stehen, gegen vermeintliche Rivalen zu verteidigen gedenkt.

Nach 40 geruhsamen Pedelec-Kilometern erreichen wir den kleinen, überaus hübsch herausgeputzten Markt Kallmünz, der für seine malerische Kulisse, die über dem Ort thronende Burganlage und seine lebendige Künstlerszene bekannt ist.

Ein Stopp hier lohnt insbesondere, weil man in der Trattoria Trinacria nicht nur überaus fein essen, sondern auf der Terrasse des kleinen Lokals auch noch einen herrlichen Blick auf das kleine Wehr der Naab genießen kann, die wenige Meter weiter die Vils in sich aufnimmt. Aber Achtung: diese Tour-Etappe niemals auf einen Montag legen, denn da hat die Trattoria Ruhetag!

Mutprobe für Menschen mit Höhenangst

Von nun an bis zur Welterbestadt Regensburg entfernen wir uns nie mehr als ein paar Meter von der Naab, von der wir uns an ihrer Mündung in die Donau spektakulär verabschieden. Denn ehe wir auf den Donau-Radweg treffen, müssen wir den zweitlängsten Strom Europas auf dem sehr (!) schmalen Gehweg der 150 Jahre alten und knapp 370 Meter langen Eisenbahnbrücke bei Mariaort überqueren. Eine echte Mutprobe für Menschen mit Höhenangst.

Auf dem südlichen Donauufer fahren wir flussaufwärts, vorbei an Pentling, Unterirading (heißer Einkehr-Tipp: der Gasthof "Zur Walba", im Sommerhalbjahr täglich geöffnet) und Bad Abbach. Dort wechseln wir am Kraftwerk auf die nördliche Flussseite und erreichen schon bald Kelheim.

Wir haben uns hier einen Tag Auszeit genommen, um das Sitzfleisch ein wenig zu schonen, und sind – ganz klassisches Touristenprogramm – mit dem Schiff durch den Donaudurchbruch nach Weltenburg gefahren. Wir haben dort zunächst einen Spaziergang unternommen, der uns das Kloster aus einer ganz anderen Perspektive gezeigt hat (von oben mit Donau im Hintergrund!), uns dann kalorienreich gestärkt – und die Arbeit der brauenden Mönche nach Kräften unterstützt.

Hafenanlage aus dem 19. Jahrhundert

Kleiner Tipp, der in keinem Radreiseführer steht: Radeln Sie doch in Kelheim mal ganz an die Spitze der "Halbinsel" zwischen Altmühl/Main-Donau-Kanal und Donau, dort, wo die beiden Flüsse aufeinandertreffen. Nicht ganz so spektakulär wie die Flussmündungen in Passau – aber dafür auch schön ruhig.

Ausgangspunkt des 175 Jahre alten Ludwig-Donau-Main-Kanals: der historische Hafen in Kelheim.  

Ausgangspunkt des 175 Jahre alten Ludwig-Donau-Main-Kanals: der historische Hafen in Kelheim.   © Jürgen Eisenbrand, NN

In Kelheim, dort, wo die Schiffe nach Weltenburg an- und ablegen, finden wir die Hafenanlage aus dem 19. Jahrhundert und die erste von genau 100 Schleusen des 172 Kilometer langen Ludwig-Donau-Main-Kanals – von den bekanntermaßen maulfaulen Franken schlicht "Alter Kanal" genannt.

Diesem Alten Kanal folgen wir nun in Richtung Norden, wobei man ehrlicherweise zugeben muss, dass auf den ersten gut 50 Kilometern von diesem Denkmal deutscher Industriekultur verdammt wenig zu sehen ist. Hier haben die Erbauer des "Neuen", zwischen 1960 und 1992 in die Landschaft gegrabenen Main-Donau-Kanals gewütet – und vom vergleichsweise idyllischen Vorgängerbauwerk allenfalls kleine Reste übrig gelassen.

Kahn wird noch vom Pferd gezogen

Und dennoch: Auch die Fahrt über Essing (Holzbrücke "Tatzelwurm"), und Riedenburg (Falkenhof Schloss Rosenburg) nach Dietfurt macht Laune, zumal wir uns dort im Slowfood-Gasthof Stirzer erstklassig verwöhnen lassen können. Und wer unter dem Einfluss mehrerer isotonischer Durstlöscher aus dem idyllischen Wirtsgarten nicht mehr herausfindet: Beim Stirzer haben sie auch ein paar Zimmer, eine Reservierung derselben empfehlen wir aber dringend.

Romantischer geht Fortbewegung kaum: Das von einem Pferd gezogene Treidelschiff „Elfriede“ verkehrt auf dem Alten Kanal bei Burgthann.

Romantischer geht Fortbewegung kaum: Das von einem Pferd gezogene Treidelschiff „Elfriede“ verkehrt auf dem Alten Kanal bei Burgthann. © Günter Distler, NNZ

Über das malerische Beilngries (hohe Gasthaus- und Biergarten-Dichte!) führt uns der Fünf-Flüsse-Radweg an Kloster Plankstetten vorbei nach Berching, wo sich der "Neue" Kanal endlich nach Westen verabschiedet – und der "Alte" wieder in voller, wild-romantischer Schönheit zu erleben ist. Und romantischer als in Mühlhausen geht’s sowieso kaum: Dort kann man nämlich bei einer 90-minütigen Treidelfahrt mit dem historischen Lastkahn "Alma Viktoria", der wie noch bis in die 1950er-Jahre hinein von Pferden gezogen wird, den Kanal auf ganz besondere Weise kennenlernen (Karten beim Tourismusbüro Berching, Telefon 08462/20513; Preis: 12 Euro).

Langsam nähern wir uns Neumarkt, wo uns der Kanal – gefühlt – kilometerlang am Betriebsgelände des Bau-Riesen Max Bögl entlang und dann quer durch die Stadt führt, von der wir freilich kaum etwas mitbekommen.

Rechtzeitig die Trinkflaschen auffüllen!

Das ist zwar einerseits sehr schön, weil ruhig und naturnah. Andererseits ist es der Beginn einer quälend langen Durststrecke: Denn bis wir in Schwarzenbach bei Burgthann endlich auf das Biergarten-Gasthaus "Zum Ludwigskanal" treffen, brennt nicht nur das Sitzfleisch, sondern auch die trockene Kehle. Also Achtung: rechtzeitig die Trinkflaschen auffüllen!

Direkt vor dem Gasthaus legt übrigens auch das zweite Treidelschiff am Alten Kanal an und ab: die "Elfriede". Von Mai bis September kann man regelmäßig die 1,2 Kilometer lange Strecke von Schwarzenbach bis zum Dörlbacher Einschnitt zurücklegen (nächste Termine: Sonntag, 22. August, Sonntag, 5. September, Sonntag, 19. September, jeweils um 13, 14, 15 und 16 Uhr. Preis: 5 Euro, keine Reservierungen möglich).

Wenige Kilometer weiter wird es dann spektakulär, wenn die 175 Jahre alte künstliche Wasserstraße in einer Brücke die wildromantische Schwarzachklamm überquert. Ein Stopp lohnt sich hier gleich doppelt: zum einen, um die 90 Meter lange Konstruktion aus Sandsteinquadern zu bewundern, die mit einem Bogen von knapp 15 Metern in 17,5 Meter Höhe das Flusstal überspannt. Und zum anderen, um in der Waldschänke Brückkanal eine der vielen fränkisch-deftigen Spezialitäten und Brotzeiten zu sich zu nehmen.

Besser unter der Woche radeln

Tipp: Wer es vermeiden kann, sollte hier nicht am Wochenende radeln. Denn dass zwischen Schwarzenbach und Worzeldorf der Alte Kanal am schönsten ist, ist längst kein Geheimnis mehr, und entsprechend zahlreich pilgern die Radler und Wanderer aus dem Städtedreieck Nürnberg/ Fürth/Erlangen hierher.

Wir unterqueren die A9 und die A73 bei Feucht und gelangen über Röthenbach bei St. Wolfgang nach Wendelstein, wo wir den Fünf-Flüsse-Radweg verlassen. Wir wenden uns nach Südwesten und radeln über Großschwarzenlohe auf einem kleinen Weg nach Neuses, wo wir auf den "Neuen", den Main-Donau-Kanal treffen.

Die Schwabacher kommen von hier aus über Penzendorf nach Hause, die Rother und die Altmühlfranken fahren am Kanal entlang nach Süden bis Meckenlohe und biegen dort nach Roth ab.

Und wer dann noch auf die Dienste der Bahn zurückgreifen will oder muss, kann sicher sein: So anstrengend wie mit dem Zug nach Amberg wird es hier nicht werden.


Zur Sache: 4 Flüsse, 1 Kanal

Die Wasserläufe, denen der Fünf-Flüsse-Radweg (FFR) seinen Namen verdankt, sind die Pegnitz, die Vils, die Naab, die Donau – und der Ludwig-Donau-Main-Kanal, auch "Alter Kanal" genannt.

Wir haben bei dieser Tour die Pegnitz ignoriert und sind in Amberg an der Vils gestartet. Bis nach Hause sind es von dort etwa 240 Kilometer, genug Weg also für eine drei- bis fünftägige Radreise, in die man natürlich auch sehr gut noch einen Ruhetag einbauen kann. Oder man nimmt den FFR tageweise ins Visier, Bahn- bzw. VGN-Stationen gibt es zahlreich entlang der Strecke.

Die Wege sind zumeist asphaltiert oder fest geschottert, also gut befahrbar; nur sehr selten muss man sie sich mit dem Autoverkehr teilen.
Hilfreich sind die Radtourenbücher von Bikeline und Kompass. Letzeres ist allerdings schon einige Jahre alt. Im Netz gibt es zahlreiche Adressen, die nützliche Infos bieten, etwa www.fuenf-fluesse-radweg.info, wo man auch eine kostenlose Radkarte bestellen bzw. downloaden kann.

Mit dem Tagesticket Plus des VGN fahren zwei Erwachsene und ihre Fahrräder für 20,30 Euro im gesamten Verkehrsverbund.

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