SPD in Altmühlfranken nominiert Kreistagskandidaten

29.10.2019, 12:11 Uhr
SPD in Altmühlfranken nominiert Kreistagskandidaten

© Jürgen Eisenbrand

Was Dösel aber, wie er augenzwinkernd versicherte, keineswegs so gedeutet haben wollte, dass die Genossen den Urnengang im März 2020 gleich bleiben lassen könnten. "Das wäre ein schlechtes Lied für heute Abend", sagte er, und übersetzte den Beatles-Klassiker weniger wörtlich: "Alles wird gut – das ist die passendere Bedeutung."

Am Ende der rund zweistündigen, von Anette Pappler im Windsfelder Moarhof straff durchgezogenen Sitzung, an der 41 der 51 geladenen Delegierten teilnahmen, war denn auch tatsächlich alles gut: Die Kreis-SPD hatte in großer Eintracht (nur sechs Kandidaten erhielten je eine Gegenstimme, durchgehend alle eine Enthaltung) ihre 60-köpfige Liste nominiert (siehe Kasten), die Landrats-Kandidat Mathias Hertlein aus Markt Berolzheim anführt, gefolgt von Bianca Bauer (Gunzenhausen) und Jürgen Schröppel (Oberbürgermeister in Weißenburg).

Besonders stolz ist man bei den Sozialdemokraten, die bislang mit 15 Vertretern im 60-köpfigen Kreistag vertreten sind, dass es ihnen gelang, "die Liste bis Platz 42 konsequent abwechselnd mit Männern und Frauen zu besetzen", so Hertlein in seiner kämpferischen – und von den Parteifreunden kräftig beklatschten – Ansprache.

In der konnte er sich an dieser Stelle einen Seitenhieb auf die CSU nicht verkneifen: "Wenn man nicht konsequent mit wechselnden Geschlechtern besetzt, dann kommt eben raus, dass nur drei Frauen und nicht, wie bei uns, fünf Frauen unter den ersten zehn Plätzen sind."

Überhaupt, so bekundete der 33-jährige IT-Unternehmer, habe seine Partei bei der Aufstellung der Liste "wirklich alle Kriterien erfüllt, die wir uns vorher auferlegt haben". Mit Kandidaten aus elf Gemeinden beweise man "regionale Ausgewogenheit, wir haben einige junge Leute vorne dran, greifen aber auch auf die Erfahrung älterer Genossinnen und Genossen zurück".

Besonders hob er Bianca Bauer (40) hervor, "weil sie als erste Frau in der Geschichte als Bürgermeisterin für Gunzenhausen kandidiert". Und auch Tobias Eberle bekam gute Wünsche mit auf den Weg: Der 32-jährige Verwaltungsfachwirt bewirbt sich in Solnhofen um die Nachfolge des SPD-Bürgermeisters Manfred Schneider.

Von den derzeit 15 SPD-Kreisräten sind auf der Liste nur drei nicht mehr vertreten: Inge Pfitzinger-Miedl (Weißenburg), Walter Hasl (Ellingen) und Peter Krauß (Pappenheim); ihnen dankte Hertlein für ihr Engagement.

Leidenschaftlich warb Hertlein um die Unterstützung seiner Genossen, denn nur so könne es gelingen, "dass die SPD das erste Mal seit Bestehen dieses Landkreises den Landrat stellt". Er jedenfalls glaube daran, "dass wir eine Chance haben, diese Wahl zu gewinnen".

Für den Fall, dass er sich tatsächlich gegen seine Konkurrenten Manuel Westphal (Meinheim, CSU) und Stefan Bauer (FW), pikanterweise der Ehemann von Bianca Bauer, durchsetzen sollte, will Hertlein die Gemeinden im Landkreis finanziell besserstellen. Denn: Der Landkreis sei "de facto schuldenfrei", aber "die absolute Mehrheit der Kommunen ist weiterhin, teilweise hoch, verschuldet".

Aber auch der Landkreis dürfe "in seiner Handlungsfähigkeit nicht zu sehr eingeschränkt werden". Zumal wichtige Investitionen anstünden, sagte Hertlein, und nannte den Recyclinghof in Gunzenhausen, das Krankenhaus in Weißenburg und die Senefelder-Schule in Treuchtlingen, die noch "weit davon entfernt ist, fertig zu sein", als Beispiele.

Geld müsse auch in den Radwegebau fließen – in touristische Strecken ebenso wie in solche, die vorwiegend von einheimischen Berufspendlern genutzt würden: "Zum Beispiel wenn die Bürgermeisterin von Gunzenhausen morgens von Unterwurmbach aus ins Rathaus auf die Arbeit fährt", nannte er schmunzelnd ein Beispiel – und erntete spontanen Applaus.

Um zu vermeiden, dass eben jene "Bürgermeisterin" allzu verschwitzt am Schreibtisch ankomme, müsse die Ladeinfrastruktur für E-Bikes ebenso wie für E-Autos verbessert werden.

Der Fuhrpark des Landratsamtes müsse elektrifiziert, die Bestückung kreiseigener Flächen oder Gebäude mit Photovoltaikanlagen vorangetrieben werden. Und natürlich forderte der IT-Unternehmer auch eine stärkere Digitalisierung des Landkreises, die in einer Landkreis-App münden könnte, in der etwa Müllkalender, Einkaufsportal, Veranstaltungskalender, ein direkter Draht ins Landratsamt und Infos zu Positionen und Verspätungen im Bus- und Bahnverkehr integriert sind.

Näher an den Menschen

Zuletzt appellierte er an die Genossen in Altmühlfranken, "wieder näher an den Menschen dran zu sein, gerade hier auf kommunaler Ebene". Wie eine Studie erst jüngst gezeigt habe, gingen 30 Prozent der Menschen auf "große Distanz zum politischen System in Deutschlend", und er sei "nicht bereit, das hinzunehmen".

So, wie die Nominierungskonferenz begonnen hatte, endete sie auch: musikalisch. Und das wesentlich erwartbarer als zum Auftakt: Gemeinsam und mit Inbrunst sangen die Sozialdemokraten das 100 Jahre alte Arbeiterlied "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit".

Die Kreistagskandidaten:

1. Mathias Hertlein (33), IT-Unternehmer, Markt Berolzheim

2. Bianca Bauer (40), Hotelier, Gunzenhausen

3. Jürgen Schröppel (57), Oberbürgermeister, Weißenburg.

4. Doris Schicker (50), Muhr am See

5. Werner Baum (61), Bürgermeister, Treuchtlingen

6. Christa Naaß (64), Bezirkstags-Vizepräsidentin, Haundorf

7. Harald Dösel (47), Lehrer, Weißenburg

8. Anette Pappler (47), Leiterin Jugendwerkstatt, Pappenheim

9. Joachim Federschmidt (55), Fachreferent für Naturschutz, Gunzenhausen

10. Ute Grimm (56), Rathaus-Angestellte, Solnhofen

11. Otto Rabenstein (54), Ellingen

12. Susi Hartl (66), Pensionärin, Treuchtlingen

13. Uwe Sinn (55), Bürgermeister Pappenheim

14. Kerstin Zischler (44), Konrektorin, Treuchtlingen

15. Tobias Eberle (32), Verwaltungsfachwirt, Solnhofen

16. Miriam Eischer (48), Werbegrafikerin, Gunzenhausen

17. Uwe Döbler (56), Wirtschaftsingenieur, Weißenburg

18. Astrid Weiße, Pleinfeld

19. Andreas Kreißl (35), Rechtsanwalt, Weißenburg

20. Natalie Kränzlein (21), Studentin, Treuchtlingen

21. Gerd Rudolph (68), Rentner, Gunzenhausen

22. Verena Kreidl (27), Fachangestellte, Markt Berolzheim

23. Manfred Schneider (64), Bürgermeister Solnhofen

24. Pia Brunnenmeier (58), Rechtsfachwirtin, Pappenheim

25. Martin Birtz (55), Geschäftsführer Lebenshilfe, Weißenburg

26. Yvonne Schmid (59), Krankenschwester, Ellingen

27. Björn Busse (31), Berufskraftfahrer, Pfofeld

28. Rita Balzer (67), Haundorf

29. Sebastian Hartl (35), Treuchtlingen

30. Kornelia Goth (63), Sachbearbeiterin, Weißenburg

31. Hans Ermer (67), Gunzenhausen

32. Elisabeth Pecoraro, Angestellte Caritas, Weißenburg

33. Werner Götz (58), Ellingen

34. Anette Lederhos-Fay (55), Geschäftsstellenleitung SPD-Unterbezirk, Weißenburg

35. Maximilian Böhm (29), Friseurmeister, Treuchtlingen

36. Agnes Mendl (48), Konzernbetriebsrätin Telekom, Pleinfeld

37. Martin Wolf (24), Markt Berolzheim

38. Susanne Lampmann (53), Hausmeisterin, Pappenheim

39. Stefan Fischer (55), Regionalverkaufsleiter, Treuchtlingen

40. Conny Röhl (67), Gunzenhausen

41. Hamit Bakir (52), Projektmanager, Weißenburg

42. Susi Enderle (39), Heilerziehungspflegerin, Treuchtlingen

43. Stefan Burzler (40), Konrektor Senefelder-Schule, Pappenheim

44. Thomas Fay (60), Industriekaufmann, Weißenburg

45. Felix Michahelles (38), Dipl.-Volkswirt, Pleinfeld

46. Günther Rusam (52), Wasserwart, Pappenheim

47. Hartmut Röhl (70), Gunzenhausen

48. Jürgen Zachmann (45), Bauhofleiter, Ellingen

49. Peter Lischnewski, Redakteur, Gunzenhausen

50. Sven Emmerling (43), Einrichtungsleiter Altenpflege, Weißenburg

51. Albert Franz (69), Anwalt, Treuchtlingen

52. Matthias Franz, Markt Berolzheim

53. Alfred Müller (70), Gunzenhausen

54. Philipp Krauß (43), Treuchtlingen

55. Roland Hitschfel (61), Weißenburg

56. Martin Ruff (67), Treuchtlingen

57. Ulrich Schild v. Spannenberg (65), Weißenburg

58. Thomas Stechhammer (52), Treuchtlingen

59. Andreas Schuster, Weißenburg

60. Daniel Hinderks, Gunzenhausen

Nachrücker:

61. Tobias Erdmann, Pleinfeld

62. Melanie Santoro, Weißenburg

63. Thorsten Werner, Muhr am See.

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