Lange Diskussion über den Vorentwurf

Stadtrat Gunzenhausen: Breite Mehrheit für den Reutberg III

5.7.2021, 05:59 Uhr
Stadtrat Gunzenhausen: Breite Mehrheit für den Reutberg III

© Foto: Wolfgang Dressler

Wie berichtet, hatte sich die Stadt 2018 von der Idee, nur im oberen Bereich Bauparzellen zu schaffen, verabschiedet. In der Folge gelang es 2019, fünf Hektar aus Privatbesitz zu erwerben, was insgesamt 85 Baueinheiten möglich macht. Das hört sich gut an, doch Bürgermeister Karl-Heinz Fitz ließ wissen, dass die Grundstücksfrage einen limitierenden Faktor darstelle. Das gilt insbesondere für die Verkehrsanbindung.


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So gelang es nicht, an einzelne Grundstücke an der Straße nach Oberasbach heranzukommen. Und ein Grundstück im Süden vom Reutberg III konnte trotz aller Bemühungen ebenfalls nicht erworben werden. Die Hoffnung, hier doch noch etwas erreichen zu können, hat der Rathauschef aufgegeben. Trotzdem ist er überzeugt, dass die Erfordernisse für die künftigen Bauherren wie auch die Interessen der Reutberg II-Bewohner unter einen Hut gebracht werden können.

Über die Fasanenstraße

Einzelheiten nannte Jörg Bierwagen (Büro Christofori, Heilsbronn). Nach seinen Worten wurde versucht, eine Erschließung von der Straße nach Oberasbach aus zu erreichen, doch davon sei man schließlich abgekommen. Zuletzt seien die Probleme wegen der entstehenden nicht ungefährlichen Einmündung (schlechte Sicht) offenkundig geworden. Deshalb also die Anbindung von der Fasananenstraße aus mit einer neuen, sechs Meter breiten Straße, die unterhalb der drei bestehenden Häuser in der Sperberstraße beginnt.

Hier wird zwischen der Grundstücksgrenze dieser drei Anwesen und der Straße ein Abstand von zehn Metern gewahrt, und zwischen den drei Häusern und der Straße werden es 20 Meter sein. Trotzdem erscheint die gewählte Anbindung nicht gerade unproblematisch, sie könnte noch zum Streit führen. Die Stadt hätte die Erschließungsstraße gerne weiter unten beginnen lassen, bekam aber wie gesagt das erforderliche Grundstück nicht in ihren Besitz.

Ingenieur Bierwagen bekräftigte, dass zwei kleine, untergeordnete Straßenverbindungen zum Reutberg II geschaffen werden. Sie dienten allein den Fahrzeugen zur Ver- und Entsorgung und dem Rettungswesen und dem örtlichen privaten Verkehr. So kann man "rüberfahren" und beispielsweise ein Kind holen, um es zur Kita mitzunehmen. Der Hauptverkehr wird allerdings ganz klar über die neue Straße in Süd-Nord-Richtung erfolgen, wurde mehrmals betont. Auch hier gilt: Über die Querverbindungen ("Bypässe") wird wohl noch gesprochen werden.

"Familienspielplatz" mit Verweilcharakter angedacht

Der bisherige Bolzplatz ganz im Norden wird neuen Wohnhäusern weichen. Östlich davon will die Stadt einen neuen Bolzplatz schaffen, der aber mehr sein soll: ein "Familienspielplatz" mit einem großen Spielangebot und Verweilcharakter.

Der Stadtrat hörte zudem, dass ganz am Osten des neuen Baugebiets die Bauherren zum Schaffen von Hecken verpflichtet werden. Damit soll das Areal dort gegen die landwirtschaftlichen Flächen abgerundet werden. Stein- und Kiesgärten sollen im Reutberg III nicht zulässig sein. Und wegen der Ableitung größerer Wassermassen bei Starkregen werden die Planer sich weitere Gedanken machen, sehen hier aber keine unlösbaren Schwierigkeiten.


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Eine Bushaltestelle wird geschaffen, doch noch ist offen, ob und wie der Stadtverkehr hier organisiert werden kann und soll. Wegen des Schutzes vor Verkehrslärm laufen noch Untersuchungen, wenngleich bereits Prognosen vorliegen. Der Vorentwurf sieht 55 öffentliche Autostellplätze für Besucher vor. Das Baugebiet wird übrigens 8,6 Hektar groß sein, davon sind 5,2 Hektar für Wohnhäuser vorgesehen.

Noch genügend Gelegenheiten für Details

Die CSU-Stadträte signalisierten grundsätzliche Zustimmung. Sie sehen es nicht als nötig, bereits jetzt in Detailfragen einzusteigen und sich vielleicht darin zu verlieren. Das weitere Verfahren, mit zweimaliger Anhörung der Bevölkerung und der Träger öffentlicher Belange (Behörden und Verbände) werde noch ausreichend Gelegenheit dazu bieten.

Fraktionsvorsitzender Manfred Pappler sah es als positiv, dass die Stadt ein neues Baugebiet im Süden schaffe und sich nicht nur auf der anderen Seite, in Frickenfelden, entwickele. Und: "Ich gehe davon aus, dass wir am Ende noch Finetuning betreiben müssen." Für Pappler, wie auch für Bürgermeister Fitz, steht außer Frage, dass der Bedarf an neuen Bauplätzen groß ist.

Dr. Werner Winter, Sprecher der Freien Wähler, geht - im Gegensatz zu Frickenfelden - von teuren Bauplätzen aus. Insbesondere wegen der Hanglage, die ein aufwendiges Bauen erfordert. Die Häuser müssen gegen Abrutschen gesichert werden. Ob da eine ökologische Bauweise, etwa Holzhäuser, möglich ist? Bierwagen wollte dies weder bejahen noch verneinen. Er sieht hier in erster Linie den jeweiligen Bauherrn gefordert, nicht den städtischen Bebauungsplan.

Schön, aber vielleicht unbezahlbar?

Werner Falk (FDP) begrüßte, dass es eine eigene Verkehrserschließung geben wird und keine über den Reutberg II. Auch der "Familienspielplatz" fand seine Zustimmung. Der jetzige Bolzplatz werde so gut wie gar nicht genutzt, so seine jahrelange Erfahrung. Herbert Gutmann, Chef der Grünen-Fraktion, geht von einem schönen und begehrten neuen Baugebiet aus - wenngleich es für viele unbezahlbar sein werde. Kerstin Zels (ebenfalls Grüne) schlug einen Ortstermin vor im Süden des Baugebiets, eben am Beginn der neuen Straße. Sie halte es im Übrigen weiterhin für besser, wenn der Reutberg III eine eigene Anbindung erhalte und nicht über die Straße, die zum Reutberg II führt.


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Eine Art Runder Tisch zu noch bestehenden Problemen konnte sich auch Daniel Hinderks (SPD) vorstellen. Insgesamt erachte er die Planung als gut. Bei der Realisierung könnte man eine Baustraße in Erwägung ziehen, um die Anwohner zu entlasten. Peter Reitmaier (Piratenpartei) stellte die Grundsatzfrage, ob eine Siedlung allein mit Einfamilien- und Doppelhäusern noch in die heutige Zeit passe. "Wir können nicht immer so weitermachen." Ein Quadratmeterpreis von 300 Euro je Quadratmeter sei zu befürchten, und das laufe dann auf 800.000 Euro bis eine Million für das neue Haus hinaus - für den normalen Häuslebauer "völlig uninteressant".


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Widerrede von Bürgermeister Fitz zu Reitmaier, Winter und Gutmann: Bei der "Sonnenwiese" habe man 140 Euro erschlossen verlangt (je Quadratmeter). Es sei im Fall des Reutberg III vonseiten der Verwaltung nie von 300 Euro die Rede gewesen. Es könnte auf 200 Euro oder etwas mehr hinauslaufen. Und damit stünde Gunzenhausen im Vergleich zu Weißenburg oder gar dem Ballungsraum Nürnberg noch günstig da. Fitz: "Wir machen das Baugebiet für jeden, es wird nach meiner Überzeugung nicht elitär sein." Man müsse ja auch sehen, dass das Grundstück nur einen Teil der Gesamtkosten ausmache.

Über ökologische Aspekte diskutiert

Ingrid Scala (Grüne) wolle Näheres hören zu einer möglichst ökologischen Umsetzung des Konzepts, etwa zur Ausrichtung der Häuser und zur vorgeschriebenen Dachform. Eine Anlehnung an den Reutberg II erscheine ihr bei den Dächern nicht zwingend. Anders Stadtbaumeisterin Simone Teufel: Sie sei zwar persönlich ein Anhänger von Flachdächern, doch hier seien Sattel- und Pultdächer der richtige Weg. Reutberg II und III seien eigentlich als ein Baugebiet zu sehen.


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Peter Schnell (Grüne) zeigte sich optimistisch, dass man bei den Einzelfragen einen Konsens erreichen könne. Es handele sich ja um einen "Entwicklungsprozess", und die Stadt bleibe Herr des Verfahrens. Paul Pfeifer (SPD) wollte ökologische Aspekte noch näher diskutiert haben und geklärt wissen. Die beiden "Bypässe" zum Reutberg II (verkehrsberuhigte Straßen) fanden sein Wohlwollen. Harald Romanowski (FW) sagte, die Ökologie werde in dem Baugebiet nicht vernachlässigt.

Der Stadtrat beschloss (gegen die Stimmen von Kerstin Zels und Peter Reitmaier), den Flächennutzungsplan zu ändern. Beim Beschluss, den Bebauungsplan aufzustellen, kam noch die Nein-Stimme von Ingrid Scala hinzu.

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