Statt Geschenke: Konfirmanden lassen die Glocken läuten

15.4.2011, 16:16 Uhr
Statt Geschenke: Konfirmanden lassen die Glocken läuten

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Feierlich in Empfang genommen wurde das Geläut für die Markgrafenkirche im Hof der Familien Zimmerer und Regele. Der 14-jährige Andreas Zimmerer und sein Bruder Johannes kamen auf die Idee, anlässlich ihrer Konfirmation eine Glocke zu stiften. Im Herbst letzten Jahres hatte Pfarrer Michael Granzin bei einer Gemeindeversammlung angeregt, mit dem notwendigen Austausch des metallenen Glockenstuhls ein Klangloch im Geläut der Barockglocken durch eine zusätzliche Glocke zu schließen. Granzins Wunsch stieß bei den beiden Jugendlichen auf offene Ohren und sie wagten einen ungewöhnlichen Schritt.

In diesem Jahr wird Andreas Zimmerer konfirmiert und im kommenden Jahr sein derzeit zwölfjähriger Bruder Johannes. Beide stiften ihre Konfirmationsgeschenke zugunsten einer neuen Barockglocke und alle Freunde, Angehörigen und Familienmitglieder zogen dabei mit. In einer Passauer Glockengießerei wurde die gut 200 Kilogramm schwere Glocke am 11. Januar gegossen. Der Weiltinger Pfarrer Günter Niekel, ein versierter Glockengestalter, brachte die Verzierungen auf. Zu sehen und zu lesen sind der Heilige Andreas mit den gekreuzten Balken, Johannes der Evangelist mit dem Adler, die beiden Konfirmationssprüche der Jugendlichen und eine Blätterzierde zur Angleichung an die bestehenden Barockglocken.

Harmonie in Klang und Form

„Großer Gott, wir loben dich“ stimmte der Posaunenchor unter Leitung von Wilhelm Fettinger beim festlichen Zug vom Familienanwesen der Zimmerers zur Kirche an. Bei strahlendem Sonnenschein zog die gesamte Gemeinde mit der neuen Glocke zur Dreieinigkeitskirche. „Glocken sind die Mittler der Heilsbotschaft von Jesus Christus“, eröffnete Pfarrer Granzin den Weihegottesdienst. Die Glocke solle zum täglichen Gebet ermuntern. Mit den Kindern des Kindergartens und aus dem Kindergottesdienst „erkundete“ Granzin die prächtige Glocke, führte die Weihehandlung durch und übernahm auch das symbolische erstmalige Anschlagen der Glocke. Sechs kräftige Männer hoben mit Eisenstangen hierzu die geschmückte Glocke hoch und ein ausgesprochen harmonischer Klang war zu vernehmen.

Der Glockensachverständige bescheinigt dem neuen Geläut eine saubere Innenharmonie, eine wunderbare Tonentfaltung und eine ungewöhnlich lange Abklingzeit. Dies hörte die Festgemeinde deutlich. Für eine Glocke dieser Dimension sei eine Nachklingzeit von 65 Sekunden ein regelrechtes Klangerlebnis, so Granzin. Die fast schwärmerische Beschreibung des Sachverständigen verknüpfte der Ortspfarrer geschickt mit der Gemeinde und den beiden jugendlichen Stiftern. Er wünscht sich eine „Innenharmonie“ in den Familien und in der Kirchengemeinde, dass Reden und Tun immer im Einklang und wie die beiden Jünger Andreas und Johannes die Menschen offen für den Anruf Gottes seien. Wichtig sei, so Michael Granzin, bei der Wanderung durch das Leben Jesus Christus durch den Glockenklang immer in Hörweite zu behalten.

Am Schluss des Festgottesdienstes dankte der Geistliche dem Kirchenchor unter Leitung von Karl Moßhammer für die Mitgestaltung, dem Posaunenchor, der Feuerwehr für die Absperrung, den Kindern mit dem Team des Kindergartens und Kindergottesdiensts für ihre Neugierde an der neuen Glocke und allen Helfern, die das Weihefest der Glocke sowie das anschließende kleine Gemeindefest vorbereitet hatten.

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