Streitschlichter: Konflikte lösen in fünf Phasen

19.2.2019, 15:40 Uhr
Anhand von Rollenspielen und kreativen Angeboten sollen die Jugendlichen verinnerlichen, wie sie einen Streit unter Schülern am besten schlichten können.

© Thomas Pfaffinger Anhand von Rollenspielen und kreativen Angeboten sollen die Jugendlichen verinnerlichen, wie sie einen Streit unter Schülern am besten schlichten können.

Die Gruppe, die da im großen Saal des Schullandheims zusammensitzt, ist bunt gemischt: Es sind Jungen und Mädchen aus zwei Schulen und verschiedenen 7. bis 10. Klassen, Neulinge und "alte Hasen". Intensiv erarbeiten sie sich in vier Tagen das Handwerkszeug, das sie als künftige Konfliktlotsen brauchen. Angeleitet werden sie vom Jugendsozialarbeiter der Stephani-Mittelschule Thomas Pfaffinger (Diakonisches Werk Weißenburg-Gunzenhausen) sowie Veronika Schmidtpeter und Carola Schmidt (beide Altmühlfrankenschule). Mit im Boot sind außerdem die beiden FOS-Praktikanten Julian Kunze und Jan Steingärtner.

Ausreden lassen

Anhand von Rollenspielen und kreativen Angeboten sollen die Jugendlichen verinnerlichen, wie sie einen Streit unter Schülern am besten schlichten können. Dabei kümmern sich immer zwei Konfliktlotsen um zwei Kontrahenten und sollten sich idealerweise an die fünf Phasen der Konfliktbewältigung halten. Dazu zählt, am Anfang Regeln für das Gespräch zu vereinbaren. Da geht es etwa um Verschwiegenheit oder darum, sich gegenseitig ausreden zu lassen.

Zur zweiten Phase wird das sogenannte Eisbergmodell hergenommen: So sieht ein Kapitän nur die Spitze des Eisbergs. Was das Schiff tatsächlich zum Sinken gebracht hat, ist unter der Wasseroberfläche verborgen. Genauso ist das bei einem Streit, weshalb herausgefunden werden muss, was genau passiert ist, was zum Streit geführt hat und wer daran beteiligt gewesen ist. In Phase drei geht es dann um den Hintergrund des Konflikts, also um das, was unter dem Wasser versteckt ist. Das können Gefühle, Bedürfnisse, Probleme oder auch die Erziehung sein. Haben die Konfliktlotsen diese Hintergründe beleuchtet, können sie nach einer Lösung suchen (Phase vier) und schließlich eine Vereinbarung darüber treffen.

Streitschlichter: Konflikte lösen in fünf Phasen

© Foto: Thomas Pfaffinger

Die Schüler lernen darüber hinaus beispielsweise wie wichtig aktives Zuhören in einer solchen Situation ist, was es bedeutet, neutral zu bleiben, und wie die Grundsätze einer Mediation lauten. Nach dem Seminar müssen sie sich einer Prüfung unterziehen, die aus einem praktischen und einem theoretischen Teil besteht.

Tagsüber Handyverbot

Um als Gruppe zusammenzuwachsen, gibt es auch Angebote wie eine Rallye durch Heidenheim, bei der die Teams verschiedene Aufgaben erfüllen müssen. Die Atmosphäre ist locker, es gibt jedoch durchaus Regeln, an die sich alle Teilnehmer halten müssen. Eine und gleichzeitig nach Ansicht von Thomas Pfaffinger wohl die Effektivste, damit das Vorhaben gelingt, ist das Handyverbot tagsüber. "Anfangs ist das für die Jugendlichen schon schlimm, es setzt aber eine ganz eigene Dynamik in Gang. Plötzlich müssen die Schüler miteinander reden und zum Beispiel Spiele machen", so die Erfahrung des Sozialpädagogen, der dieses Seminar heuer bereits zum zehnten Mal durchführt.

Mit der diesjährigen Gruppe sind er und seine Kolleginnen durch die Bank sehr zufrieden: "Alle haben super mitgemacht!" Finanziert wird das niederschwellige Angebot, das dann den Kindern an den jeweiligen Schulen zugute kommt, vom Lions Club Gunzenhausen und dem Verein Präventionswegweiser. Beide Organisationen stellten je 1000 Euro dafür zur Verfügung. Auch die Fördervereine der beiden Schulen und das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen unterstützten die Durchführung.

Offiziell in ihr Amt als Streitschlichter eingeführt werden die erfolgreichen Absolventen am Dienstag, 12. März, in der Stephani-Mittelschule.

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