Anfänge im Jahr 1992

Strom und Wärme aus der Güllegrube: Biogas-Pionier in Wolfsbronn feiert Jubiläum

Marianne Natalis

Altmühl-Bote

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19.5.2022, 11:00 Uhr
Andreas Niederlöhner (links) war nicht nur in der Region ein Pionier in Sachen Biogas, sondern auch im Fachverband Mann der ersten Stunde: Für 30-jährige Mitgliedschaft zeichneten ihn der Vorsitzende des Fachverbands, Dr. Claudius da Costa Gomez, und der Geschäftsführer Manuel Maciejczyk aus.

© Andreas Niederlöhner, NN Andreas Niederlöhner (links) war nicht nur in der Region ein Pionier in Sachen Biogas, sondern auch im Fachverband Mann der ersten Stunde: Für 30-jährige Mitgliedschaft zeichneten ihn der Vorsitzende des Fachverbands, Dr. Claudius da Costa Gomez, und der Geschäftsführer Manuel Maciejczyk aus.

Mit der Gülle der 30 Rinder konnte auf dem Hof in dem Meinheimer Ortsteil fortan pro Kuh und Tag einen Liter Heizöl sparen. Andreas Niederlöhner hatte die Güllegrube zu einem Fermenter umgebaut, was die Grundlage der Gasproduktion darstellte. Bis die Anlage, auf der seine Diplomarbeit basierte, aber tatsächlich lief, steckte der Maschinenbau-Student viel Energie in die Entwicklungsarbeit. Und von der professionellen Art, wie heute Biogas gewonnen wird, war man in Wolfsbronn noch weit entfernt, blickt er anlässlich der Jubiläums-Feier zurück.

Erste Stromeinspeisung

Doch spätestens mit der ersten Stromeinspeisung im April 1993 stand Niederlöhners Entscheidung über seine weiteren berufliche Tätigkeit fest. Mit der "Niederlöhner Energieanlagen GmbH" meldete er sein erstes Gewerbe an. Als Büro diente damals ein kleiner Schreibtisch im Wohnzimmer seiner Eltern. Sein erster Kunde war 1993 Karl Engelhard, ein Schweinehalter, der seinen enormen Strom- und Wärmebedarf mit einer eigenen Biogasanlage decken wollte.

Zusammen mit seinem Bundeswehr- und Studienfreund Claus Rückert entwickelte der Diplomingenieur Konzepte für Co-Fermentations-Anlagen, die Bioabfall verarbeiten sollten. Das war damals noch nicht üblich. Erstes größeres Projekt war dann die Biogasanlage von Werner Rück in Gerbersdorf, die den Biomüll des Landkreises Ansbach entsorgen sollte.

Der Geschäftsführer der NQ-Service führte den Landtagsabgeordneten Alfons Brandl und Landrat Manuel Westphal (von links) beim Festwochenende über das Firmengelände.

Der Geschäftsführer der NQ-Service führte den Landtagsabgeordneten Alfons Brandl und Landrat Manuel Westphal (von links) beim Festwochenende über das Firmengelände. © Andreas Niederlöhner, NN

Ein wichtiger Meilenstein für den weiteren Weg seiner Firma war das Jahr 1996, als er seinen künftigen Partner Christian Quirrenbach kennenlernte. 2003 gründeten Niederlöhner und Quirrenbach gemeinsam die NQ-Anlagentechnick GmbH mit Betriebsstandorten in Wolfsbronn und Rudelstetten, dem Heimatort von Quirrenbach. Es ging schnell bergauf mit der Firma und das bald auch in Wolfsbronn deutlich sichtbar. Die Scheune und der Stall der Niederlöhners wurde zwischen 2006 und 2008 zu Werkstatt, Lager und Büro umgebaut, wobei letzteres bereits 2007 bezogen wurde.

Wärmeleitung zum Nachbarn

Ebenfalls ein einschneidender Moment war am 1. Dezember 2006, als eine Wärmeleitung zum Nachbarn verlegt wurde. Letztendlich war das der Grundstein für die Nahwärme Wolfsbronn eG, die im Mai 2010 an den Start ging. Ein Jahr später wurde das Nahwärmenetz gebaut und die Biogasanlage mit dem Gärrestelager erweitert.

2012 gab es dann Grund zum Feiern: Das Nahwärmenetz wurde eingeweiht und es gab seit 20 Jahren Biogas in Wolfsbronn. Doch gleichzeitig brachte das Jahr auch einen entscheidenden Einschnitt für die ganze Branche und zwar in Form des überarbeiteten Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG). Dies wurde zu einer echten Bremse für den Ausbau der Energiegewinnung aus Wind, Sonne und Biogas, erläutert Niederlöhner im Gespräch mit dem Altmühl-Boten. Seitdem "hat sich unser Umsatz halbiert", sagt der Firmenchef.

Diesen gravierenden Umsatzeinbrüchen trugen Niederlöhner und Quirrenbach durch eine Umstrukturierung im Firmenbereich Rechnung. Mit Beginn des Jahres 2017 teilten sie ihr Unternehmen in die NQ-Anlagentechnik GmbH in Rudelstetten, die von nun an für den Neubau von Biogasanlagen zuständig war, und der NQ-Service GmbH mit Sitz in Wolfsbronn, die Service und Wartung übernahm.

Flexible Lösung

Für die Biogasanlage in Wolfsbronn lief Ende 2020 die EEG-Förderung aus. Da sich die Stromeinspeisung damit nicht mehr wirklich rentiert, läuft die Anlage seitdem nur noch nach Wärmebedarf, im Sommer wird der Betrieb entsprechend stark reduziert. "Jahreszeitliche Flexibilisierung", nennt Niederlöhner das.

Die NQ-Service GmbH hat sich in den vergangenen Jahren zu einem mittelständischen Unternehmen entwickelt. Zum Team gehören mittlerweile 29 Mitarbeiter. Sie alle haben am Wochenende nun zusammen mit Partnern und Kunden des Betriebs das 30-jährige Bestehen ihrer Firma gefeiert. Der Bundestagsabgeordnete Artur Auernhammer und Bürgermeister Wilfried Cramer würdigten in ihren Grußworten den Pioniergeist von Andreas Niederlöhner und die Bedeutung von Biogas für die Region. Als Mann der ersten Stunde wurde der Geschäftsführer zudem vom Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas, Dr. Claudius da Costa Gomez, geehrt, er war einer der ersten Mitglieder des Fachverbands.

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