Thannhausen beweist Gemeinsinn

18.5.2017, 06:25 Uhr
Thannhausen beweist Gemeinsinn

© ULI GRUBER

Die Vertreter aus Behörden, Fachverbänden und Kommunalpolitik — unter ihnen auch der Kreis- und Bezirksvorsitzende des Verbands für Gartenbau und Landespflege, Gerhard Durst aus Windsfeld — waren beeindruckt von der Präsentation Thannhausens. Dazu trugen insbesondere die Organisatoren des Obst- und Gartenbauvereins bei. Sie hatten sich eine Menge einfallen lassen, um den Gästen ein außergewöhnliches Gesamtkonzept vorzustellen.

Schon der Ausgangspunkt des Rundgangs am Naturdenkmal "Alte Eiche" war ideal gewählt. Es ist nicht nur ein wundervoller Platz der Stille, sondern gewährleistet auch einen herrlichen Blick über Wiesen hinweg ins Tal nach Thannhausen. Dies gefiel unter anderem Landrat Gerhard Wägemann, der es sich trotz eines vollen Terminplans nicht nehmen ließ, zumindest bei der Begrüßung anwesend zu sein.

Ebenso machte Pfofelds Bürgermeister Willi Renner keinen Hehl daraus, dass er ziemlich stolz auf das bisher Erreichte sei. Doch zu viel Zeit durfte nicht verloren werden. Die "Bewerter" hatten von Binzwangen bei Colmberg kommend an diesem Tag auch noch die beiden anderen hiesigen Landkreisteilnehmer ins Visier genommen. Um entsprechend über die Infrastruktur Thannhausens zu informieren, wurde den Experten der Kommission jeweils ein "Insider" aus den Reihen des Obst- und Gartenbauvereins zugeteilt. So entwickelten sich über den pragmatischen Teil hinaus ebenso gehaltvolle persönliche Gespräche. Selbstverständlich verfolgten auch etliche Bürger das Geschehen im ansonsten eher beschaulichen 194- Einwohner-Dörfchen.

Professionell und kompetent wurde von den Sachverständigen das Gesehene dokumentiert. Immerhin soll bereits am morgigen Freitag mitgeteilt werden, wer es aus dem Bewerbertrio einen Schritt weiter geschafft hat. Fragen, Antworten, Erläuterungen — die mitgeführten Listen dienen als Grundlage für eine sorgfältige Punktezuteilung. Darüber hinaus wiesen die Kommissionsmitglieder auf die vielfältigen Vorteile im Zug der Teilnahme am Wettbewerb hin. Angestrebt werde ein langfristiger Entwicklungsprozess.

Es gehe nicht nur um das schönste, aktivste oder zukunftsträchtigste Dorf, sondern auch um gemeinsam erbrachte Leistungen. Von entscheidender Bedeutung sei die Motivation aller Bewohner, sich tatkräftig einzubringen und mitzugestalten. Fachleute verschiedener Verwaltungsbereiche stehen stets unterstützend und beratend zur Seite. "Gewinner sind am Ende alle!", lautet die optimistische Erkenntnis.

Die Durchführung des aktuellen Wettbewerbs erfolgt in vier Stufen. Bereits im letzten Jahr wurde der Kreisentscheid durchgeführt. Bis zur Weitermeldung und Vergabe des Bundessieges 2019 muss das Prozedere zunächst auf Bezirks-, anschließend auf Landesebene weitergeführt werden.

Der Wettbewerb geht des Weiteren von der Unverwechselbarkeit jedes dörflichen Gefüges aus. Im Fokus soll das Engagement der darin lebenden und arbeitenden Menschen stehen. Wie Rathauschef Renner, Ortssprecher Dieter Minnameyer und die Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins, Renate Ortner, wissen ließen, kommt Thannhausen eine sehr individuelle Note zu: "Verwurzelt mit seinen Traditionen, offen für Neues, bereit für die Zukunft", so die richtungsweisende Botschaft. In sämtlichen von der Kommission bezifferten Anforderungen kann der Pfofelder Gemeindeteil hervorragende Werte aufweisen. Neben der bereits erwähnten zufriedenstellenden Infrastruktur bestehen ein reges Vereinsleben und gedeihliche zwischenmenschliche Beziehungen. Jung und Alt begegnen sich in einer harmonischen Weise.

Doch ist Thannhausen wirklich die Heimat des sagenumwobenen Minnesängers "Tannhäuser" gewesen? Daran scheiden sich die Geister, wie Willi Renner augenzwinkernd feststellte. Egal, der Mythos lebt. Auch wenn der Hinweis "Ach wär ich doch uf dem Sand" in einem seiner Lieder als ziemlich vager Beleg eingestuft werden darf. Ungewiss ist ferner, ob das zerfallene "Alte Schloss" im Waldgebiet Richtung Brombachsee "Tannhäusers" Domizil gewesen sein könnte. Der Meister wird auch noch von etlichen anderen Thann- und Tannhausen als historisches Zugpferd zur Imagepflege in Anspruch genommen.

Zweifelsfrei belegt ist hingegen die erfolgreiche Teilnahme des Dorfes am damaligen Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" 1977. "Gold für Thannhausen", hieß es einst, Flug nach Berlin mit Besuch der "Grünen Woche" und feierlicher Medaillenübergabe inklusive. Darauf sind die Dorfbewohner heute noch stolz. Josef Hofbauer und seine Crew konnten sich während der gemeinsamen Abschluss-Brotzeit in der Scheune des Gasthauses Ellinger ein Bild vom anhaltenden Selbstbewusstsein machen. Ein kleines Dankeschön in Form von Wanderbündeln mit "Duheiser Striezl, Feierspotzn und Schneiderfleck" gab es als Wegzehrung auch noch. Der wohlschmeckende "Gruß aus Thannhausen" verfehlte seine Wirkung nicht.

Weitere Fotos unter www.nordbayern.de/gunzenhausen

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