"Tierische" Ausstellung in Gunzenhausen

20.11.2019, 17:04 Uhr

© Babett Guthmann

Mit der Beziehung zwischen Mensch und Tier befasst sich der heute 50 Jahre alte Künstler bereits seit dem Beginn seiner Karriere, und in Gunzenhausen kennt jede und jeder seinen "Schweinereiter", der seit 1997 an der Einmündung der Sonnen- in die Weißenburger Straße einen markanten Blickfang bildet, dem kleinen Platz eine Mitte gibt. Und der Schweinereiter erinnert daran, dass es Christian Rösner schon immer um die Balance ging, die sich zwischen seinen interagierenden Figuren, meist Mensch und Tier, manchmal Mann und Frau, einstellen könnte. In seinen Bildhauerwerken ist diese Balance oft als Augenblickserlebnis festgehalten und mitunter mit der Frage behaftet: Wie halten die beiden das aus?

Im M11 gibt es zu dieser Frage gleich im Eingangsbereich ein Beispiel: den "Haiangriff", eine große Pappelskulptur. Hier wird das von Holger Pütz-von Fabeck bei der Eröffnung ausführlich beschriebene "Ausloten zwischen Tier und Mensch" als Vorgehensweise des Künstlers erfahrbar. Die große Skulptur bezieht unwillkürlich jeden Vorübergehenden ein. Man macht sich zumindest Gedanken über die Standfestigkeit des raffiniert im Gleichgewicht gehaltenen Werkes und darüber, wie ein solch frontaler "Haiangriff" sich anfühlen könnte.

Die Last des Bösen

Jedem, der dann den Ausstellungsraum betritt, drängt sich sofort der Holzdruck vom "blauen Teufel" auf: Er wird von "seinen" Menschen getragen, diese wissen zwar um die Last, die ihnen auferlegt ist, dennoch scheinen sie mit ihren Gesten gleichzeitig ihre Unschuld zu betonen. Da könnte es heißen: Ach, was muss ich die Last des Bösen tragen und befördern, wo ich doch so gut sein möchte ...

Christian Rösner ist ein Künstler, der das Gespräch mit den Ausstellungsbesuchern nicht scheut. Er erzählt von seiner Sicht auf das Böse im Menschen, davon, wie Menschen sich gerne selber sehen, wie sie Tiere benutzen und ausnutzen. Dann schränkt er ein: All dies seien Worte, seine Bilder und seine Skulpturen spielten auf einer anderen Ebene, ließen auch andere Geschichten zu.

Ungewöhnlich an den Holzschnitt-Arbeiten ist ihr Format: Rösner arbeitet an seinen Druckstöcken aus großen Holzplatten mit der Kettensäge, jenem Werkzeug, mit dem er auch seine großen bildhauerischen Arbeiten gestaltet. Es braucht nicht viele Linien, es braucht nicht einmal die Andeutung eines Bildraums – und dennoch ist die Energie des "Tiger" enorm, das Entsetzen über den "Kampf der Tiere" greifbar.

Zum genauen Schauen, zum Weitererzählen geben Rösners Bronzeskulpturen Anstöße. "Der tätowierte Drache" zeigt eine Frauenfigur, deren Tätowierung sich selbstständig gemacht zu haben scheint: Aus ihrer Haut ist der Drache herausgewachsen und wird nun zur Bedrohung.

Mensch und Tier können sich auch sehr nahe kommen, wie in der Darstellung von "Mutter und Wolf", oder sogar eins werden, wie beim "Mädchenkrokodil". "So als ob das Menschliche nicht ohne das Tierische und das Tierische nicht ohne das Menschliche – schon um der Ästhetik der Form zuliebe – auskommen könnte", beschreibt es Pütz-von Fabeck in seiner Laudatio.

Bei der Ausstellungseröffnung hat sich gezeigt, dass die Besucher sich gerne Zeit nehmen, immer wieder zu einem bestimmten Exponat zurückkehren, auch den Keramiken mit Tigern, Kraken, Drachen oder Hasen Aufmerksamkeit schenken. Es scheint zuzutreffen, was Christian Rösner angedeutet hat, als er seine Sichtweise auf den blauen Teufel erläuterte: Das sei jetzt seine Geschichte, andere Menschen entwickeln sicherlich eine andere Erzählung dazu. Seine Aufforderung: "Denken Sie sich eine aus!"

Geöffnet ist die Ausstellung im M11 (Marktplatz 11 in Gunzenhausen) bis zum Sonntag, 8. Dezember jeweils samstags und sonntags von 11 bis 16 Uhr

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