Urlaub auf dem Bauernhof Thema in Wolframs-Eschenbach

20.10.2017, 06:16 Uhr
Urlaub auf dem Bauernhof Thema in Wolframs-Eschenbach

© Wolfgang Dressler

Wie Verbandsvorsitzende Gerda Walser und ihre Vize Angelika Soyer darlegten, stellt Oberbayern 611 Mitglieder, gefolgt von Allgäu/Bayerisch-Schwaben mit 512. Bayerischer Wald/Oberpfalz mit 216 Mitgliedern und Franken mit 169 spielen da eine untergeordnete Rolle. Insgesamt stehen 1508 Betriebe auf der Mitgliederliste. Heuer verlassen 58 Betriebe den Verband und 44 kommen neu hinzu.

Das Ziel von 1600 Mitgliedern wurde jedenfalls nicht erreicht, räumte Gerda Walser ein. Sie nannte auch einige Gründe. So sehen sich manche Betriebsinhaber aufgrund ihres Alters nicht mehr in der Lage, den Betriebszweig Urlaub auf dem Bauernhof fortzuführen. Andere beklagen die mangelnde Rentabilität, oder es wurde ganz einfach angegeben, man habe keine Lust mehr auf Gäste im eigenen Haus. Schließlich macht so mancher Betrieb komplett seine Pforten dicht.

Dachmarke "Blauer Gockel" soll Qualität betonen

Der Landesverband, eine Anbietergemeinschaft, nimmt für sich in Anspruch, seinen Mitgliedsbetrieben einen Mehrwert zu bieten. Die Dachmarke, der "Blaue Gockel", steht für qualitativ hochwertigen Bauernhof- und Landurlaub. Die Unterscheidung ist leicht: Urlaub auf dem Bauernhof bedeutet, dass es sich um einen aktiv bewirtschafteten Bauernhof handelt. Die landwirtschaftlichen Betriebsabläufe sind sichtbar und erlebbar. Urlaub auf dem Landhof meint, dass stillgelegte Bauernhöfe oder Nebenerwerbsbetriebe mit landwirtschaftlichem Bezug als Feriendomizil dienen.

Zu dem Mehrwert, den die Mitgliedschaft mit sich bringt, zählt die Unterstützung bei der Klassifizierung. Hier setzt der Verband auf die Bewertung durch die Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus in Deutschland (BAG). Laut der Vorsitzenden wird das BAG-Siegel sehr gut angenommen. Zahlenmäßig ist die Bewertung gemäß den Richtlinien des Deutschen Tourismusverbands (DTV) die Nummer eins.

Ferien auf dem Bauernhof fangen im Internet an

Auf der Vermieterplattform "Gockelnet" werden individualisierbare Werbemittel präsentiert. Der Verband schickt an seine Mitglieder regelmäßig einen Newsletter und informiert über die Beteiligung an Marketingaktionen und weitere Vorteilsangebote. In den letzten Jahren wurde das Internetangebot massiv ausgebaut, man bespielt alle Kanäle der herkömmlichen und der sozialen Medien. Bisher wurden im Jahreslauf über sieben Millionen Kontakte gezählt, das waren im Schnitt 2000 pro Mitgliedsbetrieb.

Schließlich ist der Verband auf diversen Reise- und Verbrauchermessen präsent, etwa der Grünen Woche in Berlin. Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit läuft über eine professionelle Agentur. Und der große gedruckte Katalog mit einer Auflage von 30000 Stück gilt weiterhin als unverzichtbar. Im 2018er-Katalog machen etwa der Ferienbauernhof Schuler (Gunzenhausen-Wald) und das Ferienhaus Wimbauer in Nennslingen-Biburg per Anzeige auf sich aufmerksam. Der Landesverband ist darüber hinaus zur Stelle, wenn es zu Gästebeschwerden kommt.

Neue Mitglieder finden ist schwierig

Urlaub auf dem Bauernhof Thema in Wolframs-Eschenbach

© Ralf Münch

Natürlich bleibe es dabei, dass der Verband wachsen wolle, betonte Gerda Walser. Dass sich weitere Betriebe von dem genannten Mehrwert überzeugen lassen, sei allerdings schwierig, "wo doch jeder auf sich und seinen Betrieb schaut". In Österreich sei im Übrigen die Problematik genauso. Südtirol dagegen vermelde steigende Mitgliederzahlen.

Die Betreuung der Mitglieder sei aufwendig und verlange viele persönliche Gespräche. Hier nehme sich das gesamte Team des Landesverbands in die Pflicht, so Gerda Walser.

Bei all seinen Aufgaben und Zielen steht der Verband als "politische Interessensvertretung für Bauernhof- und Landurlaub" in engem Kontakt mit dem bayerischen Landwirtschaftsministerium. Dort ist das Referat für Landfrauen, Haushaltsleistungen und Einkommenskombinationen zuständig. Die Vorsitzende freute sich, dass jetzt sogar per Landtagsbeschluss die Unterstützung durch den Freistaat festgelegt ist. Das Ministerium ist mit an Bord, wenn der Verband seine Konzeption überdenkt und neu strukturiert. Erster Schritt in diese Richtung wird eine Mitgliederbefragung sein. Im März wird eingeladen zu einer Auftaktveranstaltung in Herrsching.

Ungünstiges Baurecht in der Kritik

Bei der Mitgliederbefragung könnte das Thema Baurecht eine Rolle spielen. Hier wurde von einem Teilnehmer der Versammlung harsche Kritik geübt. Es gehe ihm darum, dass das Baurecht in der Theorie für ganz Deutschland gilt, dass es aber in der Praxis unterschiedlich gehandhabt wird. Der Gesetzgeber geht davon aus, dass ein Betrieb mindestens 50 Prozent seiner Einnahmen aus der Landwirtschaft erzielt — dann gilt weiterhin die Privilegierung, und das erleichtert massiv neue Investitionen. Die Wirklichkeit sehe aber so aus, dass die 50-Prozent-Marke oft nicht erreicht werde. Das habe auch damit zu tun, dass die Politik so stark darauf dränge, dass sich die Betriebe stärker um Zu- und Nebenwerb kümmern. Folglich erscheine das Baurecht mittlerweile total veraltet, es müsse auf einen neuen Stand gebracht werden. Ansonsten drohe so manchem Betrieb das Todesurteil.

Als Vertreterin des Ministeriums sicherte Anja Hensel-Lieberth dem Verband die weitere Beratung und Betreuung zu. Sie erinnerte an eine große Fachtagung im April dieses Jahres in Iphofen. Die nächste Fachtagung ist im April in Waldsassen. Das Ministerium hat seine Broschüre überarbeitet, in der alle Angebote zur Qualifizierung vorgestellt werden.

Wohnmobilplatz in Wolframs-Eschenbach wird gut angenommen

2. Bürgermeister Johann Schlackl nutzte die Gelegenheit, seine Stadt vorzustellen, vor allem die reiche Historie. Er ging aber auch auf die Gegenwart ein, wo sich Wolframs-Eschenbach touristisch zum Fränkischen Seenland zähle und mit seiner Altstadt punkten könne. Ein Wahrzeichen sei stets die "Alte Vogtei" gewesen. Nach deren Niedergang habe sich der Stadtrat entschlossen, die Immobilie zu erwerben und das geschichtsträchtige Haus zu sanieren. Angesichts von 3200 Einwohnern sei die 8,5-Millionen-Euro-Investition gewaltig gewesen, habe sich aber gelohnt. Schlackl erwähnte auch den Wohnmobilstellplatz, der im Sommer sehr gut angenommen werde und höchste Bewertungen bei den Nutzern erziele.

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