VG Gunzenhausen feiert Richtfest

9.6.2019, 17:21 Uhr
VG Gunzenhausen feiert Richtfest

© Reinhard Krüger

Rund 6800 Einwohner werden von den vier Gemeinden verwaltungstechnisch betreut. "Wir sind deren Rathaus", erklärt der langjährige Geschäftsleiter Uwe Grünsteidel. Er unterstützt bislang mit zwölf Arbeitsplätzen in den beengten Räumen in der Frankenmuther Straße die Belange der Bürger in den dörflichen Gemeinden. "Wir stellen sämtliche Formulare und Urkunden aus, was eben jedes Rathaus wie in Gunzenhausen auch leistet", betont er.

Keine der Gemeinden verfügt über ein eigenes Rathaus, damit auch nicht über eigenes Personal, deshalb schließen sich solche Kommunen zu einer Verwaltungsgemeinschaft zusammen. 1978 wurde die VG Gunzenhausen gegründet. Vorrangig gilt es, die ausschließlich ehrenamtlich tätigen Bürgermeister zu unterstützen und deren Arbeit zu erleichtern. Entsprechend ihrer Einwohnerzahl haben die VG-Gemeinden Sitz und Stimme in der Versammlung, um alle notwendigen Beschlüsse möglichst einstimmig zu fassen. Wie eben einen Neubau.

"Eine Sanierung des bisherigen Gebäudes käme wesentlich teurer", sagt Karl Hertlein, Bürgermeister von Haundorf und Vorsitzender der VG-Versammlung. Und warum überhaupt ein Neubau? "Wenn drei Mitarbeiterinnen in einem Raum arbeiten müssen, der für zwei ausgelegt ist, sagt das alles", sagt Hertlein.

Der Verwaltungsaufwand ist enorm. Insgesamt stehen 200 Beschäftigte "in Lohn und Brot" der VG. So unterhält sie vier Bauhöfe, sechs Kindergärten und weitere Gemeindebedienstete. Dazu kommen noch zwei Schulverbände: Absberg-Haundorf und Pfofeld-Theilenhofen. Das Personal rekrutiert die jeweilige Kommune selbst, verwaltet wird es von der VG. Die ist eine Körperschaft des Öffentlichen Rechts und vergleichbar mit einem Zweckverband, wie er für den Altmühl- oder Brombachsee existiert.

Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Mitarbeiter. "Wir suchen händeringend Fachpersonal", sagt der Verwaltungschef. Gefragt sind Verwaltungs-Fachangestellte im Kommunaldienst, wie es etwas kryptisch heißt. Zwar werden derzeit zwei junge Leute ausgebildet, "aber wir benötigen Fachpersonal für künftig 18 Arbeitsplätze", so Grünsteidel.

Beim Richtfest begrüßte Karl Hertlein seine Amtskollegen und Gemeinderäte der vier VG-Gemeinden, dazu Mitarbeiter der Bauhöfe, Kindergartenleiterinnen und natürlich die Chefs der Baufirmen.

Wo früher Kinder in der Südvorstadt spielten und Verkehrszeichen lernten, entstehen jetzt neue Wohnungen – und eben das VG-Gebäude mit 860 Quadratmeter Gesamt- und rund 640 Quadratmeter Nutzfläche. Erste Überlegungen für einen Neubau gab es laut Grünsteidel bereits 2014. Vier Jahre später, im Dezember 2018, rückten die Bagger an.

Nach dem Richtfest ist vor der Einweihung. Und die soll nach den Wünschen der Gemeinden am 10. Dezember über die Bühne gehen. "Eine sportliche Herausforderung", meint der 52-jährige Verwaltungschef. Er will unbedingt diesen Termin vor Weihnachten, weil im März nächsten Jahres Kommunalwahlen anstehen. "Es wäre schön, wenn wir diese wichtige Aufgabe im neuen Amtsgebäude stemmen", so Grünsteidel.

Laut Hertlein musste die VG tief in die Taschen greifen, um das Grundstück zu erwerben. "Es sind halt städtische Preise", meinte das Haundorfer Gemeindeoberhaupt. Bislang wurden, inklusive Erwerbskosten, knapp 920 000 Euro verbaut. Dafür gibt es einen barrierefreien Zugang zum Haus, und auch innen ist alles so angelegt, dass Rollstuhlfahrer oder Menschen mit einem Handicap bequem zurechtkommen.

Zimmerermeister Jürgen Reinwald aus Pfofeld hielt den traditionellen Richtspruch: "Vom Grunde bis zum Firste steht/der VG-Neubau, wie ihr seht./Der Maurer und der Zimmermann/mit Stolz ihn drum betrachten kann./Im rechten Winkel und im Lot/steht Pfosten, Balken, Wand und Schlot./Und selbst das Dach ist so gefügt,/dass es dem Schönheitssinn genügt." Dreimal hob er das Weinglas und ließ dabei die Bauherren, die Baugesellen und nicht zuletzt die Ehre des Handwerks hochleben.

Beim Rundgang zeigte der künftige Hausherr gerne, was seine Mitarbeiter und die Bürger erwartet: ein luftiger Innenhof, großzügige Büros, ein Bürgermeisterzimmer, Standes- und Einwohnermeldeamt. "Wir haben Fußbodenheizung, damit keine Stellfläche für Aktenschränke verloren geht", sagt Grünsteidel, der auch darauf hinwies, dass eben diese Heizung im Sommer angenehm kühle Luft in die Räumlichkeiten transportieren könne.

Nicht jeder Schreibtisch, nicht jeder Bürostuhl müsse neu angeschafft werden, beruhigte der Chef, der die Kostenbrille ständig aufsetzen muss, wenn wieder einmal über einen besonderen Wunsch geredet wird. Ein "Mobiliar" hat bereits seinen festen Platz: der wuchtige Safe. Sämtliche Dokumentenvorlagen, Stempel, Siegel et cetera finden hier Platz.

Kaum hatten die Maurer den speziellen Raum im ersten Stock fertiggestellt, schwebte das gute Stück mit einem Kran ein und wurde an Ort und Stelle unverrückbar montiert. Sozialräume, Prüferzimmer, an alles wurde gedacht, sogar an ein begrüntes Pultdach, das eine langsame Abflussgeschwindigkeit bei Starkregen garantiert.

Doch was wäre ein Richtfest ohne Brotzeit für die Bauleute? Selbstredend, dass sich auch hier die VG Gedanken gemacht hat und in Markus Ernst vom Gasthof "Zum Signal" in Theilenhofen einen Gastronom aus den eigenen Reihen gefunden hat. "Alles lecker, jeder ist satt geworden", strahlte Chef Grünsteidel am Schluss einer gelungenen Veranstaltung.

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