Von Sammenheim nach Hawaii

26.10.2019, 07:12 Uhr
Von Sammenheim nach Hawaii

© Foto: privat

Die – im positiven Sinne – Besessenheit für den Triathlonsport erfasste die 32-Jährige im Jahr 2016. Wie so oft im Leben, begann es ganz unschuldig mit einer ersten Einstiegsdroge in Form eines Trailrun – neudeutsch für Geländelauf – über 15 Kilometer und 850 Höhenmeter im Pitztal in Österreich. Ein 6. Platz unter 41 Damen ließ aufhorchen und ein gewisses Talent erkennen. Vor allem aber stand stets der Spaß im Vordergrund und es sollte der Beginn einer langen Freundschaft mit dem Sport in der freien Natur werden.

Gletschermarathon im Pitztal

Im folgenden Jahr standen dann schon eine ganze Reihe von Ausdauerrennen auf dem Plan: Von ganz normalen Straßenläufen über die 10 Kilometer beziehungsweise die Halbmarathon-Strecke, über weitere Trailruns bis hin zum Jahreshöhepunkt, dem Gletschermarathon im Pitztal über 26 Kilometer und 1600 Höhenmeter. Dazu kam auch der erste Triathlon über die Sprint-Distanz von 600 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und fünf Kilometer Laufen. Nadine Rühl fand immer mehr Spaß am Laufen über Stock und Stein.

Anfang 2018 dann der erste – zunächst weniger erfolgreiche – Kraulkurs. Im März dann eine verrückte Spontan-Aktion: Ihr Cousin überredete sie, am nächsten Tag 220 Kilometer mit dem (geliehenen) Rennrad zu fahren. Zehn Stunden im Sattel – das waren völlig neue Dimensionen, von denen sich die mutige Frau aber nicht abschrecken ließ.

Im April folgte dann ein erstes Trainingslager auf Mallorca, wo sie ihren Freund Tobias Dittus kennenlernte. Seitdem trainiert er sie, schreibt Trainingspläne und startet zusammen mit ihr bei diversen Triathlons. Im Juli begleitete sie ihn nach Schalkenmehren in die Eifel, wo er an einem sogenannten Cross-Triathlon teilnahm. Hierbei wird ganz normal geschwommen, statt auf der Straße aber mit dem MTB im Gelände radgefahren und abschließend ebenfalls auf Trails im Gelände statt auf der Straße gelaufen. Dieses Format faszinierte Rühl auf Anhieb und die Beiden entschlossen sich in der Folge, im Jahr 2019 alles auf die Karte Xterra (ein Markenname für Cross-Triathlons ähnlich wie Ironman auf der Straße) zu setzen.

Alle Wettkämpfe

Das sportliche Paar meldete sich für insgesamt neun solcher Cross-Triathlons von Mai bis September 2019 an und nahm auch an allen Wettkämpfen teil. Zuvor wurden noch zwei Trainingslager auf der klassischen "Trainingsinsel" für Triathleten, Mallorca, absolviert, sowohl an der Technik, als auch an der Ausdauer-Leistungsfähigkeit gefeilt.

Die Cross-Triathlons innerhalb der sogenannten Xterra European Tour führten das Triathlon-Pärchen nach Italien (Gardasee und Scanno in den Abruzzen), Belgien (Naumr), die Schweiz (Vallée de Joux), Frankreich (Gérardmer in den Vogesen), Tschechien (Prachatice, Europameisterschaft), zurück nach Deutschland (Zittau im Dreiländereck Deutschland/Tschechien/Polen), weiter nach Luxemburg (Rosport) bis in die Niederlande (auf die westfriesische Insel Ameland). Die Sammenheimerin Rühl platzierte sich dabei konstant im Vorderfeld ihrer Altersklasse, nur in Scanno war ihr die MTB-Strecke dann doch zu haarig.

Insgesamt hat sich die 32-Jährige in der Saison 2019 in allen drei Disziplinen konstant verbessert. Das Laufen (10 Kilometer) war ohnehin schon richtig gut, aber sowohl beim Schwimmen (1,5 km), als auch beim Radfahren mit dem Mountain-Bike über technisch anspruchsvolle Trails (30 bis 40 km) musste noch das eine oder andere Spezial-Training eingeschoben werden.

Insgesamt sprang am Ende der Saison der Sieg in der Gesamtwertung der Xterra European Tour in ihrer Altersklasse heraus und damit auch die Qualifikation für die Xterra Weltmeisterschaft auf der Hawaii-Insel Maui am kommenden Sonntag, 27. Oktober. Zusammen mit ihrem Freund und Coach Tobias Dittus machte sich Nadine Rühl Mitte der Woche auf ins "Paradies", um sich mit den besten Cross-Triathleten der Welt zu messen.

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